Thomas Lui Ludwig: Der Jazz Pistolero Drums&Percussion 06/02

Der Jazz Pistolero

Mit »Special Treatment« haben die Jazz Pistols und somit ihr Drummer Thomas »Lui« Ludwig
mittlerweile das dritte Album vorgelegt. Und einmal mehr konnten sie Publikum und Fachpresse mit ihren Eigenkompositionen im High Energy Fusion-Jazzbereich begeistern. Neu war zudem diesmal die Art und Weise der Produktion, die unter eigener Regie im eigenen Studio absolviert wurde, und bei der es den Dreien gelungen ist, die Spielfreude eines Live-Konzertes auch im Studio einzufangen und auf CD zu bannen.
mehr …Thomas »Lui« Ludwig

Der Jazz Pistolero

Wie kam es dazu, dass ihr im eigenen Studio produziert habt?

»Dazu muss man sagen, dass dieses sogenannte eigene Studio ja im Prinzip nichts anderes ist als unser Proberaum, in dem wir schon einige Jahre zugange sind. Den haben wir in den letzten Monaten akustisch so aufbereitet, dass er unseren Bedürfnissen entsprach und den Sound brachte, der uns vorschwebte. Wir benutzen hier digitales Equipment und einen Apple Computer, um die von uns gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Bevor wir jedoch die CD eingespielt haben, baten wir noch Markus Born ins Studio, einen bekannten Tonmeister, der zusammen mit unserem Bassisten Christoph V. Kaiser weitere Verbesserungen vorgenommen und uns mit einigen Plug-Ins für unseren Apple ausgeholfen hat. Im Zeitalter der digitalen Technik kommt man heute mit diesen Gerätschaften aus und benötigt nicht mehr riesige Racks, um ein tolles Ergebnis zu bekommen. Die Aufnahmen selbst haben wir ganz ohne Tontechniker absolviert, wobei Christoph die Arbeit am Pult und am Apple erledigte. Da wir keinen Zeitdruck beim Arbeiten hatten, konnten wir alles in Ruhe angehen. Es gab am Ende aber noch Probleme mit der Raumakustik, eine stehende Welle in einem bestimmten Frequenzbereich, der Ton Fis im Bassbereich störte. Dafür hat Christoph dann sogenannte Bassfallen aus Beton gebaut, die wir im Raum verteilt haben und die dieses Problem erledigten. Dafür wurden Bücher gewälzt und Experimente veranstaltet, die ein für uns überwältigendes Ergebnis hatten. Wir haben ja schließlich auch nur einen Raum, in dem Regie und Aufnahmen vonstatten gehen. Damit kommen wir jetzt wirklich toll zurecht und brauchen somit unser Budget nicht mehr in großen Studios zu verbraten, wo es im Endeffekt auch nicht besser klingt.«

Habt ihr dann einzeln eure Takes eingespielt, oder alle zusammen je eine Nummer nach der anderen mit späteren Overdubs für bestimmte Parts?

»Wir haben alle zusammen die Takes eingespielt und danach noch etwas ausgebessert, wenn es notwendig war. Im Prinzip also wie bei den bisherigen Produktionen auch. Dazu haben wir jedoch den Gitarrenamp in einen Raum außerhalb verfrachtet, wo er abgemikt wurde, ohne dass es irgendwelche Einstreuungen gab – und wir haben alle drei mit Big Phones sowie der In Ear Station von Hearsafe im Studio gesessen. Ich habe noch diesen Bass Shaker unter meinem Hocker, was mir bei den Aufnahmen ein imaginäres Live-Feeling gibt und die Aufnahmen recht locker werden ließ, auch ohne Publikum. Natürlich sind das jetzt nicht alles First Takes, aber es gab ja auch keine direkte Verbindung zwischen einer roten Lampe und einem Budget, was wie durch eine Sanduhr verrinnt und was dich schon mal angespannt macht. Was heute nicht gelingt, wird eben morgen eingespielt, und man hat ja alle Zeit der Welt, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.«

Dein Drumsound bei dieser Produktion ist wirklich überzeugend und erinnert ein wenig an alte Cobham-Produktionen, klingt sehr offen, ohne Gates und Effekte. Wie erreicht man so etwas in diesem eigentlich recht kleinen Raum?

»Wir haben diese Ambience (=Raumklang) künstlich geschaffen, durch die Anordnung der Overhead Mikrofone, die auch einen minimalen Effektanteil erhielten, jedoch keinerlei Hall, den ich persönlich in der künstlichen Form auch nicht mag. Das Set ist natürlich erstmal gut gestimmt, wobei ich darauf achte, bei den vielen Toms große Intervalle zu haben, um Indifferenzen im Klang zu vermeiden. Daher ist der Aufbau der vorderen vier Toms auch umgekehrt mit 8&Mac253;, 10&Mac253;, 12&Mac253; und 13&Mac253; von rechts nach links, um nicht mit den drei Standtoms in 14&Mac253;, 16&Mac253; und 18&Mac253; in Konflikt zu geraten. Das 13&Mac253; und 14&Mac253; Tom sind daher weit auseinander. Dann benutze ich dünne Diplomat- Resonanzfelle, Ambassador-Schlagfelle auf den vorderen vier Toms und Emperor-Schlagfelle auf den Standtoms. Alles klare Felle im Übrigen. Durch die offene Stimmung erzeugen die Toms untereinander bestimmte Schwingungen – und das in Kombination mit den Mikrofonen ergibt diesen doch recht Ambience-mäßigen Drumsound à la Cobham, einem meiner großen Vorbilder. Die Toms wurden einzeln abgenommen, und als Overheads haben wir vier CAD Mikros in Niere-Einstellung benutzt. Zwei davon sind unmittelbar über dem Set platziert, zwei weitere in ungefähr sechsfacher Entfernung mit leichtem Delay, um eben jene besagte Ambience zu erreichen.«

Das klingt alles nach einer recht langen Testphase vor den eigentlichen Aufnahmen?

»Die hatten wir in der Tat, wobei man sagen muss, dass wir bis auf die Bass-drum ohne Equalizing gearbeitet haben und lediglich durch eine veränderte Mikrofonplatzierung die Ergebnisse verbessern konnten. Bei der Bassdrum hatten wir das Problem mit einem zu starken Bassanteil, der jedoch nicht vom Instrument herrührte, sondern – wie wir herausfanden – vom Raum. Des weiteren kommt hinzu, dass ich mein Set im Studio immer auf einer dicken Holzplatte aufbaue und nicht auf einem Teppich. Der Teppich filtert bestimmte Frequenzen im Klang heraus, die du dann am Pult wieder hinzugeben musst. Buddy Rich hat übrigens diese Methode schon sehr früh praktiziert – und das war für mich immer ein Muss, sollten wir je ein eigenes Studio haben. Bei einigen Fremdproduktionen, die wir mittlerweile auch hier schon abgehalten haben, waren die anderen Drummer immer von diesem Klang begeistert, der etwas heller, knackiger und ein wenig mehr »hölzern« ist. Die Holzplatte ist somit ein wichtiger Bestandteil des gesamten Drumsounds auf dieser Produktion.«

Wie schätzt du denn euren Stellenwert auf dem Musikmarkt ein? Ihr seid ja schließlich eines der wenigen professionellen Jazz-Fusion-Trios in unseren Landen, die überhaupt so aktiv sind, Platten produzieren und Gigs spielen.

»Ich denke, wir stehen mit unserem Stil ganz gut da, wobei die Rock-Einflüsse nach und nach immer größer werden. Wir sind unangepasst, benutzen viele ungerade Takte, die mir sicherlich liegen, und beschäftigen uns gerade mit drum’n’bass und Jungle Music, die wir aber gerne in Odd Times umsetzen möchten. Dabei sollte das natürlich immer noch real klingen und nicht aufgesetzt wirken. Was jedoch nicht bedeutet, dass ich jetzt am Wochenende in die Disco gehe, mir zehn Wodka Red Bull gebe, um mich dann von drum’n’bass inspirieren zu lassen, die ein DJ zum Besten gibt. Damit habe ich so meine Probleme, denn DJ’s sind für mich keine Musiker, sondern Vermittler künstlicher Produkte. Aber wir versuchen uns eben weiterzuentwickeln und sind stolz auf all die guten Kritiken, die uns das dritte Album eingebracht hat. Dabei ist diese CD noch nicht mal komprimiert, und klingt dennoch sehr homogen und voller Energie. Bei der zweiten CD war das nämlich nicht der Fall, die wurde leider zu Tode gemastert und gefällt mir heute gar nicht mehr. Aber das passiert halt, wenn man immer nur mit großen Namen arbeiten muss, seitens der Plattenfirma.«

Wie geht es denn bei euch jetzt weiter in naher Zukunft?

»Als Jazz Pistols spielen wir natürlich so viel wie möglich, was eben das Booking so hergibt und wie es in unsere Terminpläne passt. Und dann gehen wir zusammen mit einigen anderen Musikern noch als Band zum Beispiel mit Uwe Ochsenknecht auf Tour, wo ich den »musikalischen Karl-Heinz«, eben den MD gebe. Mit Ochsenknecht werden wir im Sommer touren, Festivals spielen usw. und eben sein neues Album promoten, das von Michael Kersting produziert wurde und bei dem die Drums programmiert sind, wie vieles andere auch. Das müssen wir jetzt »live« umsetzen, da mir auf der Platte etwas die Eier fehlen und die Butter ganz einsam in der Pfanne schmort. Da Uwe das auch klar war, hat er mich gebeten, die Band zusammenzustellen, die möglichst nicht aus ganz Deutschland zusammengeholt werden sollte. Das gab es bereits auf der letzten Ochsenknecht- Tour, und da wurde dann im Landhaus von Willi Bogner geprobt, wobei das Handy-Wirrwarr größer war als die Zeit im Proberaum. Der Simon Nichols spielt hier noch Keyboards, der ja auch noch bei Jule Neigel dabei ist, ferner einige Bläser und Chorsängerinnen. Es ist eine neunköpfige Truppe aus der Mannheimer Gegend, die Uwe dieses Mal hinter sich hat, und das dürfte schon ganz gut losgehen.
Mit den Pistols spielen wir zudem eine Woche in Belgrad in einem Jazz Club, ohne Begleitschutz, hoffe ich, und zudem mache ich ja wieder etwas mit der Jule Neigel, wo wir vor kurzem eine Unplugged Tour bestritten haben.«

Wie kam es denn dazu, da Jule doch schon einige Zeit nichts mehr von sich hören gelassen hat?

»Stimmt, die letzten beide Jahre war da musikalisch eigentlich nichts mehr passiert – und dann rief Jule aus dem Blauen heraus an und erzählte mir von dieser Tournee, die sie plante. Wir haben dafür auch einen Tag geprobt und sind dann auf eine lange Deutschlandtournee gegangen. Neun Tage durch ausverkaufte Clubs, in denen wir die Leute begeistern konnten. Es hat tierischen Spaß gemacht, und es gibt auch ein paar tolle Aufnahmen, wobei ich nicht weiß, was damit jetzt passiert und ob überhaupt etwas mit dieser Band in Planung ist.«

Warum bist du überhaupt damals ausgestiegen bei Jule Neigel, in einer Phase, in der die Band ja eigentlich noch gut lief?

»Ich wollte einfach mal etwas anderes machen und nicht mehr rund um die Uhr für Jule auf »Stand By« sein. Hinzu kam die Tatsache, dass es mir finanziell nicht reichte, um über die Runden zu kommen, und so bin ich im April `92 aus der Gbr ausgestiegen und habe wieder angefangen, mit anderen Musikern zu arbeiten. Das war jedoch nicht so einfach, da ich viele Leute durch meine Arbeit bei Jule enttäuscht hatte, kurzfristig Jobs absagte für eine Fernseh- Playbackshow mit Jule usw., was sie mich zu Anfang spüren ließen. Da ich nun nach dem Ausstieg nur noch freier Mitarbeiter war, habe ich auch in Frankenthal beim »Musikant« mit dem Unterrichten begonnen, was ich bis heute noch tue.«

Hast du ansonsten noch irgendwelche Produktionen in den letzten Jahren eingespielt?

»Es gab einige Gospel-Alben, viele Auftragsproduktionen im Klangstudio und ein Uwe Ochsenknecht-Album. Dann habe ich häufig Drum-Coaching in unserem Studio gemacht, eben nicht jemanden ersetzt für die Aufnahmen, sondern immer das vermittelt, was meines Erachtens nach fehlte. Ich denke, es ist ungemein wichtig, dass alle Musiker einer Band auch im Studio dabei sind, da sonst die Band recht schnell an solchen Situationen zerbrechen kann. Häufig loopt man dann Parts, und auch bei bekannten Bands mit großen Hits ist das viel zu hören. Für den Verbraucher solcher Gebrauchsmusik mag das ja okay sein, aber mein Ding ist es definitiv nicht. Für mich gibt es da musikalisch große Unterschiede, die man als Musiker einfach machen sollte. Ich bin schon gebucht worden mit dem Hinweis, spiel mal so, als würdest du erst acht Wochen hinterm Set sitzen. Dann denke ich mir auch mein Teil. Aber in der Gebrauchsmusik, der täglichen Hitparade, scheint das so zu funktionieren, doch damit tue ich mich manchmal recht schwer, und daran muss ich mich erst gewöhnen.
Dann habe ich noch eine Produktion in Nürnberg getrommelt, die hieß »Jazz Machine«, ein Rundblick auf fünfzig Jahre Jazz mit Originalzitaten und vielen Loops usw. Die wurde in Hollywood fertig gestellt und soll jetzt in den USA veröffentlicht werden. Ansonsten gab es noch einige Jingles für Karlsberg, Gardena usw. die man halt schon mal mitnimmt. Aber meine Hauptkonzentration liegt bei den Jazz Pistols, wie auch bei Ivan und Christoph, und an der Entwicklung dieses Trios. Das ist zwar finanziell immer noch der schwächste Punkt in meiner Arbeit, doch am meisten kreativ und musikalisch einfach die größte Herausforderung. Und daran arbeiten wir auch weiterhin.«

Wie bist du denn überhaupt zum Schlagzeug gekommen, wenn dich doch früher eigentlich eher das Ballett und die klassische Musik interessiert haben?

»Die traditionelle Klassik in dem Sinn war es ja auch nicht. Ich habe nie Beethoven und Konsorten bevorzugt, sondern eher die heftige Schiene mit Strawinsky oder Béla Bartok. Durch das Ballett dann, was dank meines Vaters nur eine kurze Episode war, und eben die Klassik wollte ich Trommler in einem Orchester werden, so mit Pauken, Snaredrum, Mallets usw. Zum Drumset bin ich durch Phil Collins gekommen, der mich mit seiner melodischen Art zu trommeln und noch dazu zu singen total faszinierte. Das war so um 1980 herum, und da habe ich mir alles gekauft, was es von Phil Collins gab, die ganzen Genesis- Platten usw., und dazu getrommelt und gesungen in meiner imaginären Band, von der es gottseidank keine Aufnahmen gibt. Witzigerweise hat das mit dem Trommeln direkt gut geklappt, und ich hatte dann auch schnell eine Band, in der wir nur Cover-Versionen gespielt haben. Da habe ich dann knapp drei Jahre lang getrommelt, was mich wiederum zur modernen Musik gebracht hat. 1983 bekam ich das Angebot, in einer Ami-Club-Band mitzumachen, wo es immer 100 Dollar gab und man knapp vierzig Stücke im Repertoire hatte. Das waren damals knapp 350 Mark an einem Abend, oder besser gesagt, ungefähr die Hälfte meiner monatlichen Arbeitslosenunterstützung, die ich zu der Zeit bezog. Ich hatte gerade meine Lehre als Druckvorlagen-Hersteller fertig, keinen Job, viel Selbstbewusstsein und eine große Klappe, und so habe ich direkt zugesagt, ohne zu wissen, was mich erwartete. Klassische Musik habe ich zu jener Zeit immer noch gehört, sogar Schönberg, also wahrlich keine leichte Kost, und zugleich aber auch Toto, Genesis und Brand X, über die ich übrigens zur Fusion-Musik kam. Die Ami-Club-Schiene habe ich fast ein Jahr gemacht, bis der Dollar fiel und es nicht mehr so lukrativ war. Da habe ich mich dann immer mehr in meinen Übungsraum zurückgezogen und für mich alleine geübt zu Platten usw. Und 1985 kam ja schon die Jule Neigel und somit die Fortführung meiner musikalischen Karriere.«

Du hattest also nie irgendeinen Lehrer oder mal Seminare besucht, sondern dir als reiner Autodidakt alles selbst in vielen Stunden im Proberaum erarbeitet?

»Genau, so zwischen 1984 und 85 war es ganz hart. Ich hatte einen Proberaum in der alten Feuerwache, wo ich mich häufig ganze Nächte eingeschlossen und über Monate nur für mich allein geübt habe. Auch das Notenlesen gehörte dazu, was ich ganz gut beherrsche und mir selbst draufgeschafft habe. Wobei mir die Noten nicht so wichtig sind, da ich mir vieles sehr gut und schnell merken kann und daher die Noten recht schnell beiseite lege. Zugleich habe ich tagsüber mein Boxtraining absolviert, um die dicken Arme zu bekommen, und in den Nächten am Set gesessen und geübt bis morgens um sechs. Dann habe ich Brötchen geholt, bin in meine Wohngemeinschaft zurück, hab gefrühstückt und geschlafen. Das war so mein täglicher Ablauf, da ich ja nicht viele Gigs hatte und somit meinem Lotterleben frönen konnte. Alles ging so lange, bis die Jule Neigel Band an den Start kam, und ich endlich viel zu tun hatte – ausschliesslich mit Musik.«

Wie vereinbarst du denn das Boxen und das Trommeln? Hast du keine Angst um deine Hände?

»Keinesfalls, da ich ja keine Kämpfe, sondern nur das reine Training absolviere, um mich persönlich fit zu halten. Und da ist z.B. das Kontraktieren der Hände schon eher hilfreich. Du formst ja nur die Faust, wenn du schlägst, um deine ganze Kraft in diesen Schlag zu legen. Das ist eine tolle Übung für die Spannkraft der Hände – und ansonsten, auch was die Lockerheit von Hüften, Armen und Schultergelenken betrifft, ist das Boxen eher hilfreich. Ich bin so z.B. besser in der Lage, den Rebound meiner Trommeln zu kontrollieren, da dies ein ähnlicher Vorgang wie der Rückprall im Boxen ist. Aber richtig gekämpft habe ich nie, und das Sparing habe ich schon zu Jules Zeiten drangegeben. Heute ist es die Fitness und Lockerheit, die mich weiter im Training hält sowie die dicken Arme, die ich mir erhalten möchte. Aber um richtig wieder ins Boxen einzusteigen, müsste ich meinen Körper ja auch entwässern, abnehmen usw. – und das war für mich immer das Schlimmste, was es gab. In der Sauna oder unter der heißen Dusche mit zugeschnürtem Kapuzenpulli Seilchen zu springen und solche Scherze. Das war nun auch nie mein Ding. Daher habe ich mich nie abgehungert, auf Kämpfe verzichtet und lediglich trainiert. Seilspringen ist ohnehin gut für die Handgelenke und die Unterarme, die man dabei zugleich kräftigt und lockert.«

Machst du dir dann heutzutage eher Gedanken über die Zukunft, musikalisch oder familiär?

»Familiär fahre ich mit meiner Freundin zur Zeit in sicheren Gefilden, musikalisch möchte ich noch mehr im eigenen Studio mit den anderen arbeiten und weniger unterwegs sein. Ich möchte eigentlich nicht mehr so viel und lange touren, und das funktioniert zur Zeit ja auch schon einigermaßen. Ansonsten sollte ich vielleicht darüber nachdenken, mal meine Schlagzeugschule zu Papier zu bringen, bevor all meine Schüler ihre Bücher abgeliefert haben. Ich denke, dass mein Konzept gut ist und für viele hilfreich sein könnte. Das wäre auf jeden Fall ein Ziel für die Zukunft, und die würde ich auch von Hand, mit Rapidograph und Tusche erstellen – und gänzlich ohne Computer. Schließlich muss die Ausbildung ja auch mal irgendwann zum Tragen kommen. Ansonsten, wie gesagt, möchte ich sesshafter werden, weniger durch die Gegend jagen und von einem Job zum anderen hetzen. Bei zu vielen Gigs werde ich schnell unselbstständig, gewöhne mich an die Vorteile von Hotels und lege ein gewisses Paschaverhalten an den Tag, was ich gar nicht mag, aber auch nicht vermeiden kann. Zudem übe ich wieder viel, ganz früh morgens meistens, daher bin ich lieber mehr zu Hause. Sozusagen die Werktage zum Arbeiten und das Wochenende zum Spielen. Das wäre meine Idealvorstellung vom Musikerleben.«

Text & Fotos:
Heinz Kronberger

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By Jazz Pistols

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