Thomas Lui Ludwig – Sticks 04/02

Vor einiger Zeit ist er von der pfälzischen Provinz zurück in die  Großstadt gezogen, wohnt jetzt wieder in der “quadratischen Stadt” Mannheim, genauer gesagt im Planquadrat T wie Thomas. Der Name Thomas “Lui”  Ludwig ist seit anderthalb Jahrzehnten verbunden mit Jule Neigel. Im Laufe der Jahre kamen auch noch zahlreiche Gigs mit dem singenden Schauspieler Uwe Ochsenknecht hinzu – und dann gibt es natürlich noch die Jazz Pistols, für Lui schon immer eine “Spielwiese der besonderen Art”. Vor wenigen Wochen wurde das dritte Album der Jazz Pistols mit dem Titel “Special Treatment” veröffentlicht. Anlässlich der im Februar  durchgeführten “Unplugged”-Tour von Jule Neigel, die hier neben eigenen deutschsprachigen Songs auch Kompositionen von Sting, Zucchero,  John Hiatt, Edith Piaf, Guesch Patti und dem Buena Vista Social Club präsentierte, hat sich Bruno Kassel mit Lui zum Interview getroffen.

Unser letztes Interview fand ja kurz nach der Veröffentlichung des zweiten Albums der Jazz Pistols statt. Mit "Special Treatment" ist nun euer dritter Longplayer erschienen. Wie würdest du den Unterschied zur letzten Platte beschreiben?

Bei der zweiten CD hatten wir vor den Studio-Aufnahmen bereits sämtliche Songs in fertig ausgearbeiteter Form vorliegen, dann sind wir zu Winnie Leyhs “Klangstudio” gegangen und standen dort unter dem Druck, in der uns zur Verfügung stehenden Zeit fast zwei Songs pro Tag einspielen zu müssen. Inzwischen haben wir in Kirschhausen unser eigenes “Cherrytown Studio” aufgebaut, und daher ist die neue Platte relativ gemütlich entstanden, indem wir immer mit zwei oder drei fertigen Kompositionen ins Studio gegangen sind, um die Sachen dann in aller Ruhe und ohne Zeitlimit aufzunehmen. Wir haben trotzdem im Studio noch viel improvisiert und an den Songs so lange rumgefeilt, bis sie richtig “rund” klangen. Wenn wir dann wieder mal ein oder zwei Songs im Kasten hatten, sind wir wieder für eine Weile auseinandergegangen, damit Ivan, unser Gitarrist, und Christoph, unser Bassist sich an neue Kompositionen machen konnten. Sobald die Beiden dann mit neuem Material aufwarten konnten, haben wir uns wieder im Studio getroffen und die nächsten Tracks aufgenommen. Die zweite Platte hatten wir also in einer kurzen Zeit von etwa elf Tagen aufgenommen, und “Special Treatment” ist step by step entstanden.

Ist das für den Hörer deiner Meinung nach zu erkennen?

Was bei der neuen CD sicherlich verstärkt spürbar ist, ist die Interaktion der drei Musiker untereinander, die nicht wiederholt wurde, weil sie nur einmal stattgefunden hat. Natürlich haben wir die einzelnen Tracks mehrfach hintereinander gespielt, aber die jeweilige Fassung, die sich auf der Platte findet, ist in einem Durchlauf so aufgenommen worden. Wir haben uns nicht an irgendwelchen angesagten Trends orientiert, sondern unabhängig vom gerade angesagten Musikgeschehen unseren eigenen Stil weiterentwickelt. Ich habe beispielsweise während der Produktionsphase überhaupt keine andere Musik gehört, habe kein Radio angeschaltet und mir keine Musikclips im TV angesehen. Ich wollte halt nicht mit irgendwelchen stumpfsinnigen Kylie Minogue-Refrains ins Studio gehen, die sich einem ja sofort im Kopf festfrieren, das wollte ich unbedingt vermeiden. Wir haben uns um den ganzen Industriekram nicht mehr gekümmert und uns nur auf das eigene Material konzentriert. Im Studio haben wir dann immer wieder intensiv improvisiert. Ich bin mir sicher, dass die Songs bei unseren Live-Gigs jeden Abend anders rüberkommen, da wird es immer wieder Passagen geben, die in der Form nur ein einziges Mal zu hören sein werden …

Wenn die Jazz Pistols eine CD aufnehmen, benutzt du dann dein Live-Drumset, oder bevorzugst du dafür eine andere Konfiguration?

Nein, ich habe immer mein komplettes Drumkit im Studio stehen. Das ist ein Pearl MMX “Masters Custom”-Serie, also aus Maple, mit einer 22″ x 18″ Bassdrum, dann – von meiner Sitzposition aus betrachtet – von links nach rechts ein 13″ Tom, ein 12″ Tom, dann das 10″ Tom, davon rechts das 8″ Tom, über dem dann das große Sabian 22″ Power Bell Ride-Cymbal hängt. Alle diese Toms haben normale, kurze Kesseln und Remo “Ambassador”-Felle. Dann geht’s weiter rechts mit Toms in den Größen 14″, 15″ und 16″ mit Remo “Emperor”-Fellen, diese Toms stimme ich in Quarten zueinander. Sämtliche Toms haben Guss-Spannreifen drauf. Links neben der Hi-Hat habe ich dann noch ein 18″ Gong-Tom mit Resonanzfell, welches ich auf der Schlagfellseite mit einem Bassdrum-Mikrofon abnehme. Dieses Gong-Tom nehme ich aber nur in den seltensten Fällen mit auf Tour. Des weiteren habe ich noch eine 14″ Snaredrum und eine zweite 10″ Snaredrum links daneben. Grundsätzlich mag ich keine neuen Felle, denn sie klingen einfach besser, wenn man sie schon eine Weile spielt.
Im Studio benutze ich mit Ausnahme des erwähnten “Power Bell” Ride-Cymbals und einem handgehämmerten 22″ Chinese aus der HH-Serie nur die Sabian AA-Cymbal-Serie: 16″, 17″, 18″ und 19″ als extra dünne Crash-Cymbals, eine 13″ AA Regular Hi-Hat und noch eine zweite Hi-Hat, wobei das Modell allerdings variiert.

Soviel zu deinem Studio-Set. Hier bei der "Unplugged"-Tour von Jule Neigel spielst du aber ein deutlich reduziertes Schlagzeug-Set.

Ja, hier fahre ich einen erdigen und leicht jazzigen Sound mit sehr weichen Cymbals, und zwar den dünnen HHX-Cymbals. Hier spiele ich ein 19″ auf Richtung “11 Uhr”, auf etwa “13 Uhr” habe ich das 21″ André Ceccarelli Hot-Ride Signature-Cymbal, dann ganz rechts bzw. links außen auf “8 Uhr” ein 17″ und auf “16 Uhr” ein 18″ Crash-Cymbal. Dann zwei Snaredrums, wovon eine die 14″ x 6,5″ Pearl “UltraCast” mit gegossenem Aluminiumkessel ist, die einen ganz tollen Sound hat, weil ich sie relativ tief gestimmt habe. Früher war ich ja immer so bockig, dass ich meine Snaredrum schon aus Prinzip ganz hoch gestimmt habe. An Toms habe ich bei der Jule-Tour 13″, 12″, 14″ und 16″, die ich auch alle ziemlich tief gestimmt habe.

Dann habe ich bemerkt, dass du eine Hi-Hat einsetzt, bei der das untere Cymbal einige Sizzles aufweist ...

… ja, das ist noch aus dem uralten Lagerbestand von M&T, diese 15″ Hi-Hat habe ich mir mal irgendwann mitgenommen. So was ist ja eigentlich überhaupt nicht im Trend, aber gerade deshalb hat mich diese Hi-Hat schon vom ersten Moment an gereizt. Und da ich auf der “Unplugged”-Tour von Jule ohnehin ziemlich leise spiele, passte diese Hi-Hat wunderbar in das Gesamtkonzept …

Wie sehen denn deine Pläne für die nächsten Monate aus?

Nach dem Ende der “Unplugged”-Tour mit Jule Neigel stehen dann sowohl die Tour mit Uwe Ochsenknecht an als auch diverse Auftritte mit den Jazz Pistols. Dann erscheint dieser Tage auch die zweite CD des Gospel Celebration Choir, auf der ich auch getrommelt habe. In diesem Mannheimer Chor hat auch Xavier Naidoo lange Zeit mitgemacht. Es ist also wieder mal viel los.

Interview & Fotos: Bruno Kassel

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