Christoph Victor Kaiser: Gitarre & Bass 01/03

1. Uwe Ochsenknecht

Wie sieht genau Dein/Eurer Job bei Uwe Ochsenknecht aus?

CVK: Als Bassist ist es in jeder Band mein Job zusammen mit dem Drummer den bestmöglichen Groove zu produzieren und den Sound der Band zu unterstützen. Darüberhinaus versuche ich bestimmte Passagen durch Fills oder leichte Grooveänderungen abzusetzen um die Form des entsprechenden Songs möglichst klar und trotzdem abwechslungsreich rüberkommen zu lassen.

Gibt es Wechselwirkungen zwischen der Arbeit mit Ochsenknecht und den Jazz Pistols?

CVK: Durch den weitaus höheren Bekanntheitsgrad von Uwe können wir hoffen, das dadurch auch die Jazz Pistols an Bekanntheit gewinnen werden. Es ist sehr interessant mit den gleichen Musikern in stilistisch verschiedenen Bands zu spielen. Man ist intern sehr kritisch was jeden voranbringt. Kritik innerhalb einer Band ist immer eine heikle Sache. Musik ist etwas sehr persönliches und daher auch Kritik an der Art und Weise wie man etwas spielt, nicht immer einfach zu akzeptieren. Mittlerweile sind wir nach sieben Jahren Zusammenspiels in der Lage, uns wirklich alles an den Kopf zu werfen, ohne uns danach aufzulösen. Das ist eine wichtige Arbeitsgrundlage für eine Band die vorankommen möchte.

Wie sehen die Reaktionen anderer Musiker auf diesen „kommerziellen“ Job aus?

CVK: Wenn Du damit auf eventuelle Skepsis oder abwertende Bemerkungen unserer Kollegen abzielst muss ich Dich entäuschen. Ganz im Gegenteil – die meisten freuen sich für uns und die damit verbunden Möglichkeiten. Lui war ja auch schon vor den Jazz Pistols mit der Jule Neigel Band im Pop/Rock Bereich sehr bekannt. Natürlich ist der Druck und die Verantwortung für jeden Musiker bei einem Trio wie den Jazz Pistols ein anderer, aber die Kernaufgabe ist überall die selbe: Guter Groove, keine Fehler und Spaß fürs Publikum.

Die Musik der Jazz Pistols ist genau genommen dem Rock und Funk verwandter als dem Jazz. Die einzigen Elemente der Jazz Pistols die etwas mit Jazz zu tun haben, sind die Elemente der Improvisation und der etwas komplexere Umgang mit Harmonien und Rhythmik.

2. Das Business

Leben, arbeiten, überleben ˆ wie verdienen die Musiker der Jazz Pistols ihr Geld?

CVK: Live spielen ist ein wichtiger Bestandteil, sei es mit den Jazz Pistols, Uwe Ochsenknecht, der Jule Neigel Band oder anderen. Dazu kommen ein paar Einnahmen durch CD Verkäufe, GEMA kann man fast vergessen und dann noch Unterrichtstätigkeiten. Darüber hinaus arbeite ich auch bei uns im Studio und nehme auch andere Bands auf.

Hat Live-Musik für eine Band wir die JP noch einen Sinn, rechnet sich das?

CVK: Gerade die Live Gigs sind für die Jazz Pistols sehr wichtig, da es ansonsten kaum Möglichkeiten gibt, diese Musik unter die Leute zu bringen. Es gibt nur ein bescheidenes Airplay über die Radiosender. Durch unsere kompakte Bandgrösse passt unsere Produktion in einen VW-Bus und ist dadurch sehr kosteneffektiv. Außerdem ist es für uns immer wieder etwas ganz Besonderes, diese Musik einem begeisterten Publikum zu präsentieren. Beim Jazz auf den „rechnet-sich-das-Faktor“ zu achten, gewöhnt man sich schnell ab. Auf Einladung des Goethe Instituts sind wir im Oktober 2002 für drei Wochen mit den Jazz Pistols auf Tour durch Süd- und Ost-Afrika: Madagaskar, Simbabwe, Sambia, Süd Afrika, Kenia, Uganda, Namibia und Botswana stehen auf dem Plan. Im November 2002 sind wir darüber hinaus für kanpp zwei Wochen auf Tour in Jugoslawien und Mazedonien. Das werden sicherlich interessante Erfahrungen werden.

Die CD-Verkäufe der Jazz Pistols: Wie viele werden verkauft; wie sieht der Verkauf von CDs beim Gig aus; wie sehen die Tantiemen aus?

CVK: Wir liegen bei jeder unser bisherigen drei CDs „3 on the Floor“(1997), „3 on the Moon“(1999) und „Special Treatment“(2001) bei ca. 2000-3000 verkauften CDs. Da ist noch ein  weiter Weg zum Jazzaward, den es ja in Deutschland „schon“ bei 10.000 verkauften CDs gibt. Der Schnitt bei einer Jazzband liegt bei ca. 500 CDs – dafür liegen wir ganz gut. 

3. 3 Alben

Wie lief die Produktion von ,Special Treatment‚ ab?

CVK: Seit zwei, drei Jahren sind wir in der glücklichen Situation unser eigenes Studio zu haben. Ausgerüstet mit einem digitalen Mischpult von Roland, dem VM-7200, und einem Apple Macintosh G4 Rechner mit Nuendo von Steinberg als Kern unseres Aufnahmeprozesses sind wir nun im Stande, eine komplette CD Produktion selbst zu bestreiten. Da sich keine anderen Freiwilligen fanden, habe ich den technischen Aspekt übernommen. Wir haben unser Studio so eingerichtet, dass wir unsere Stücke live einspielen können ohne Übersprechungen von anderen Instrumenten auf die Overheads des Schlagzeugs zu bekommen. Die abgenommene Gitarrenbox ist in einem kleinen Nebenraum und der Bass wird direkt über den Line-Out von meinem Demeter Preamp abgenommen. Durch das eigene Studio hat man eine wichtige Komponente dazugewonnen, die man bei einem angemieteten Studio aufgrund finanzieller Beschränkungen nicht hat: Zeit! In unserem Falle war es nicht nötig die Produktion innerhalb weniger Tage durchzuziehen, sondern wir konnten uns auf ein paar Stücke konzentrieren, diese aufnehmen um danach den Kopf frei für die nächsten Titel zu haben. Generell haben wir die Stücke live eingespielt, es wurden keine Teile geschnitten oder zusätzliche Instrumentenspuren aufgenommen. Allein die schon vorher live eingespielten Spuren wurden manchmal verbessert oder Soli neu eingespielt. Auch die bei manchen Titeln zu hörenden Sythezisersounds wurden live über einen Midipickup am Bass aufgenommen.

Wie wird die Produktion einer CD finanziert?

CVK: Im Jazzbereich sind aufgrund der zu erwartenden geringeren Verkaufszahlen der CDs im Vergleich zu Britney Spears und Co. keine großen Budgets oder Vorschüsse üblich. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben wir uns für den Weg eines eigenen Studios entschieden. Eine größere Investition, die sich aber bei einer konstanten Bandarbeit, wie wir sie vorhaben, rechnen wird.

Wie macht die Band Promotion für ihr Produkt? Und was hat in dieser Hinsicht das Label bewirkt?

CVK: Promotion für ein Jazzprodukt zu machen ist aufgrund der schon zuvor erwähnten anderen finanziellen Voraussetzungen auch anders geartet, als bei den bekannten MTV oder Viva Stars. Ein Video ist nicht zu finanzieren da es kaum gesendet würde, die zusätzlichen Promotionschübe durch Singleauskopplungen fallen weg und kostenintensive Werbeaktionen gleich welcher Art kommen nicht in Frage. Wie die meisten schon mitbekommen haben, wird es immer schwerer sich bei dem ständig wachsenden Angebot an Künstlern und den ständig sinkenden Verkaufszahlen von CDs auf dem Markt zu positionieren. Für eine Band wie den Jazz Pistols liegt die einzige Promotionchance darin, durch konstant gute CDs auf sich aufmerksam zu machen. Möglichst viele Liveauftritte und einen Internetauftritt als Anlaufadresse für Informationen sind weitere wichtige Punkte. Wir versuchen das Angebot auf unserer Webpage  HYPERLINK “http://www.jazz-pistols.de” http://www.jazz-pistols.de stetig zu verbessern und attraktiv für die Besucher zu gestalten. Das Label bzw. der Vertrieb tritt eigentlich nur noch in den Wochen und Monaten um einer CD-Veröffentlichung in Erscheinung, wenn es darum geht die CD in die Läden zu bekommen und  den Vertrieb zu organisieren. In der Zeit danach ist die Band mehr oder weniger wieder auf sich gestellt und versucht die Verkäufe durch eigene Initiativen und Liveauftritte zu unterstützen.

Was hat sich musikalisch/stilistisch bei den JPs verändert?

CVK: Der Sound der Jazz Pistols ist geprägt durch das offene und doch kompakte Klangbild. Durch unterschiedliche Spieltechniken sind wir in der Lage, aus dem guten, alten Gitarrentrio mehr rauszuholen als es manche für möglich halten. Dabei ist uns die Musik immer wichtiger als das bloße Vorführen von Spieltechniken oder ungeraden Takten die auch einen wichtigen Aspekt in unserer Musik darstellen. In einem Trio ist das vorankommen und verändern des Stils der Band gleichbedeutend mit der musikalischen Entwicklung der Bandmitglieder. Wir versuchen, jeder für sich, nicht in alten Pfaden zu gehen, sondern ständig neue Möglichkeiten des musikalischen Ausdrucks zu suchen.

4. Fragen an Christoph Kaiser

Welche Musik hörst Du?

CVK: Ich habe CDs von Miles Davis, John Scofield, Janet Jackson, David Lee Roth, Frank Sinatra, Robbie Williams u.a. Für mich ist es als Profimusiker wichtig, nicht nur in einer Stilistik spielen zu können, sondern einen möglichst breiten Background zu haben um auch diese verschiedenen Einflüsse im eigen Spiel hörbar machen zu lassen. Letztendlich ist es das, was Musik gleich welchen Stils weiterbringt: Die Kombination mit Stilmitteln aus anderen Musiksparten. 

Welche Instrumente spielst Du (Bässe/Amps/Sonstiges)? Gibt es Unterschiede zur Ochsenknecht-Band?

CVK: Meine beiden Bässe sind Fodera Imperial 6-strings, der eine fretted, der andere frettless. Als Preamp spiele ich einen Demeter VTBP-201 mit einem Röhrencompressor von Demeter über eine QSC PLX-3002 Endstufe und zwei JM-Audio 848 Boxen mit jeweils 4×8“ Lautsprechern. Meine neueste Entdeckung ist der V-Bass von Roland, mit dem ich vor allem bei Ochsenknecht einige Synthbässe realisieren kann. Bei den Jazz Pistols benutze ich darüber hinaus auch noch einen Yamaha G-50 Midikonverter und einen Kurzweil K2500R für die angetriggerten Sounds. Bei den Pistols spiele ich seit einiger Zeit nicht mehr über meine eigentliche Bassanlage mit Boxen sondern gehe direkt aus meinem Preamp in unser digitales Mischpult und von da in unsere JM-Audio-PA. Wir verwenden In-Ear-Monitoring und jeder hat seinen eigenen Stereomix mit allen Sounds. Gerade für die Reproduktion der Sythiesounds und der akustischen Gitarre in manchen Stücken sicher die beste Variante.

Gibt es in Deinem Bass-Spiel besondere Eigenheiten?

CVK: Abgesehen von der ungewöhnlich hohen Anzahl an falschen Tönen… nein, ich denke mein Einsatz der Tapping-Technik bei den Jazz Pistols ist sicherlich für den Bandsound sehr speziell, da ich sie aber bei anderen Bands wie Ochsenknecht nicht einsetze würde ich sie nicht unbedingt als Kern ansehen. Generell versuche ich weniger auf einen speziellen Sound hinzuarbeiten, als mir vielmehr die Offenheit und den Variantenreichtum verschiedener Stile nutzbar zu machen. 

5. Fragen an Ivan Schäfer

Welche Musik hörst Du?

Welche Instrumente spielst Du (Gitarren/Amps/Sonstiges)? Gibt es

Unterschiede zur Ochsenknecht-Band?

Gibt es in Deinem Gitarren-Spiel besondere Eigenheiten?

6. 

Wo kommen die Jazz Pistols eigentlich genau her?

CVK: Die Jazz Pistols kommen aus Heppenheim a.d. Bergstrasse und Mannheim. Also eine Südhessische/Nordbadische Mischung.

Spielt Lui immer noch mit Jule Neigel?

CVK: Als Gründungsmitglied der Jule Neigel Band schon von Beginn an mit dabei spielt Lui auch heute noch mit Jule und Kollegen.

Wie alt seid ihr?

CVK: Mit knapp 31 Jahren als jüngster im Bunde trifft mich diese doch sehr indiskrete Frage nicht so sehr wie meine beiden dem Rentenalter doch näher stehenden Gefährten und Mitspieler Ivan (36) und Lui (39).

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