3ontheMoon-BassAlbum
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1. Uwe Ochsenknecht
Wie sieht genau Dein/Eurer Job bei Uwe Ochsenknecht aus?
CVK: Als Bassist ist es in jeder Band mein Job zusammen mit dem Drummer den bestmöglichen Groove zu produzieren und den Sound der Band zu unterstützen. Darüberhinaus versuche ich bestimmte Passagen durch Fills oder leichte Grooveänderungen abzusetzen um die Form des entsprechenden Songs möglichst klar und trotzdem abwechslungsreich rüberkommen zu lassen.
Gibt es Wechselwirkungen zwischen der Arbeit mit Ochsenknecht und den Jazz Pistols?
CVK: Durch den weitaus höheren Bekanntheitsgrad von Uwe können wir hoffen, das dadurch auch die Jazz Pistols an Bekanntheit gewinnen werden. Es ist sehr interessant mit den gleichen Musikern in stilistisch verschiedenen Bands zu spielen. Man ist intern sehr kritisch was jeden voranbringt. Kritik innerhalb einer Band ist immer eine heikle Sache. Musik ist etwas sehr persönliches und daher auch Kritik an der Art und Weise wie man etwas spielt, nicht immer einfach zu akzeptieren. Mittlerweile sind wir nach sieben Jahren Zusammenspiels in der Lage, uns wirklich alles an den Kopf zu werfen, ohne uns danach aufzulösen. Das ist eine wichtige Arbeitsgrundlage für eine Band die vorankommen möchte.
Wie sehen die Reaktionen anderer Musiker auf diesen „kommerziellen“ Job aus?
CVK: Wenn Du damit auf eventuelle Skepsis oder abwertende Bemerkungen unserer Kollegen abzielst muss ich Dich entäuschen. Ganz im Gegenteil – die meisten freuen sich für uns und die damit verbunden Möglichkeiten. Lui war ja auch schon vor den Jazz Pistols mit der Jule Neigel Band im Pop/Rock Bereich sehr bekannt. Natürlich ist der Druck und die Verantwortung für jeden Musiker bei einem Trio wie den Jazz Pistols ein anderer, aber die Kernaufgabe ist überall die selbe: Guter Groove, keine Fehler und Spaß fürs Publikum.
Die Musik der Jazz Pistols ist genau genommen dem Rock und Funk verwandter als dem Jazz. Die einzigen Elemente der Jazz Pistols die etwas mit Jazz zu tun haben, sind die Elemente der Improvisation und der etwas komplexere Umgang mit Harmonien und Rhythmik.
2. Das Business
Leben, arbeiten, überleben ˆ wie verdienen die Musiker der Jazz Pistols ihr Geld?
CVK: Live spielen ist ein wichtiger Bestandteil, sei es mit den Jazz Pistols, Uwe Ochsenknecht, der Jule Neigel Band oder anderen. Dazu kommen ein paar Einnahmen durch CD Verkäufe, GEMA kann man fast vergessen und dann noch Unterrichtstätigkeiten. Darüber hinaus arbeite ich auch bei uns im Studio und nehme auch andere Bands auf.
Hat Live-Musik für eine Band wir die JP noch einen Sinn, rechnet sich das?
CVK: Gerade die Live Gigs sind für die Jazz Pistols sehr wichtig, da es ansonsten kaum Möglichkeiten gibt, diese Musik unter die Leute zu bringen. Es gibt nur ein bescheidenes Airplay über die Radiosender. Durch unsere kompakte Bandgrösse passt unsere Produktion in einen VW-Bus und ist dadurch sehr kosteneffektiv. Außerdem ist es für uns immer wieder etwas ganz Besonderes, diese Musik einem begeisterten Publikum zu präsentieren. Beim Jazz auf den „rechnet-sich-das-Faktor“ zu achten, gewöhnt man sich schnell ab. Auf Einladung des Goethe Instituts sind wir im Oktober 2002 für drei Wochen mit den Jazz Pistols auf Tour durch Süd- und Ost-Afrika: Madagaskar, Simbabwe, Sambia, Süd Afrika, Kenia, Uganda, Namibia und Botswana stehen auf dem Plan. Im November 2002 sind wir darüber hinaus für kanpp zwei Wochen auf Tour in Jugoslawien und Mazedonien. Das werden sicherlich interessante Erfahrungen werden.
Die CD-Verkäufe der Jazz Pistols: Wie viele werden verkauft; wie sieht der Verkauf von CDs beim Gig aus; wie sehen die Tantiemen aus?
CVK: Wir liegen bei jeder unser bisherigen drei CDs „3 on the Floor“(1997), „3 on the Moon“(1999) und „Special Treatment“(2001) bei ca. 2000-3000 verkauften CDs. Da ist noch ein weiter Weg zum Jazzaward, den es ja in Deutschland „schon“ bei 10.000 verkauften CDs gibt. Der Schnitt bei einer Jazzband liegt bei ca. 500 CDs – dafür liegen wir ganz gut.
3. 3 Alben
Wie lief die Produktion von ,Special Treatment‚ ab?
CVK: Seit zwei, drei Jahren sind wir in der glücklichen Situation unser eigenes Studio zu haben. Ausgerüstet mit einem digitalen Mischpult von Roland, dem VM-7200, und einem Apple Macintosh G4 Rechner mit Nuendo von Steinberg als Kern unseres Aufnahmeprozesses sind wir nun im Stande, eine komplette CD Produktion selbst zu bestreiten. Da sich keine anderen Freiwilligen fanden, habe ich den technischen Aspekt übernommen. Wir haben unser Studio so eingerichtet, dass wir unsere Stücke live einspielen können ohne Übersprechungen von anderen Instrumenten auf die Overheads des Schlagzeugs zu bekommen. Die abgenommene Gitarrenbox ist in einem kleinen Nebenraum und der Bass wird direkt über den Line-Out von meinem Demeter Preamp abgenommen. Durch das eigene Studio hat man eine wichtige Komponente dazugewonnen, die man bei einem angemieteten Studio aufgrund finanzieller Beschränkungen nicht hat: Zeit! In unserem Falle war es nicht nötig die Produktion innerhalb weniger Tage durchzuziehen, sondern wir konnten uns auf ein paar Stücke konzentrieren, diese aufnehmen um danach den Kopf frei für die nächsten Titel zu haben. Generell haben wir die Stücke live eingespielt, es wurden keine Teile geschnitten oder zusätzliche Instrumentenspuren aufgenommen. Allein die schon vorher live eingespielten Spuren wurden manchmal verbessert oder Soli neu eingespielt. Auch die bei manchen Titeln zu hörenden Sythezisersounds wurden live über einen Midipickup am Bass aufgenommen.
Wie wird die Produktion einer CD finanziert?
CVK: Im Jazzbereich sind aufgrund der zu erwartenden geringeren Verkaufszahlen der CDs im Vergleich zu Britney Spears und Co. keine großen Budgets oder Vorschüsse üblich. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben wir uns für den Weg eines eigenen Studios entschieden. Eine größere Investition, die sich aber bei einer konstanten Bandarbeit, wie wir sie vorhaben, rechnen wird.
Wie macht die Band Promotion für ihr Produkt? Und was hat in dieser Hinsicht das Label bewirkt?
CVK: Promotion für ein Jazzprodukt zu machen ist aufgrund der schon zuvor erwähnten anderen finanziellen Voraussetzungen auch anders geartet, als bei den bekannten MTV oder Viva Stars. Ein Video ist nicht zu finanzieren da es kaum gesendet würde, die zusätzlichen Promotionschübe durch Singleauskopplungen fallen weg und kostenintensive Werbeaktionen gleich welcher Art kommen nicht in Frage. Wie die meisten schon mitbekommen haben, wird es immer schwerer sich bei dem ständig wachsenden Angebot an Künstlern und den ständig sinkenden Verkaufszahlen von CDs auf dem Markt zu positionieren. Für eine Band wie den Jazz Pistols liegt die einzige Promotionchance darin, durch konstant gute CDs auf sich aufmerksam zu machen. Möglichst viele Liveauftritte und einen Internetauftritt als Anlaufadresse für Informationen sind weitere wichtige Punkte. Wir versuchen das Angebot auf unserer Webpage HYPERLINK “http://www.jazz-pistols.de” http://www.jazz-pistols.de stetig zu verbessern und attraktiv für die Besucher zu gestalten. Das Label bzw. der Vertrieb tritt eigentlich nur noch in den Wochen und Monaten um einer CD-Veröffentlichung in Erscheinung, wenn es darum geht die CD in die Läden zu bekommen und den Vertrieb zu organisieren. In der Zeit danach ist die Band mehr oder weniger wieder auf sich gestellt und versucht die Verkäufe durch eigene Initiativen und Liveauftritte zu unterstützen.
Was hat sich musikalisch/stilistisch bei den JPs verändert?
CVK: Der Sound der Jazz Pistols ist geprägt durch das offene und doch kompakte Klangbild. Durch unterschiedliche Spieltechniken sind wir in der Lage, aus dem guten, alten Gitarrentrio mehr rauszuholen als es manche für möglich halten. Dabei ist uns die Musik immer wichtiger als das bloße Vorführen von Spieltechniken oder ungeraden Takten die auch einen wichtigen Aspekt in unserer Musik darstellen. In einem Trio ist das vorankommen und verändern des Stils der Band gleichbedeutend mit der musikalischen Entwicklung der Bandmitglieder. Wir versuchen, jeder für sich, nicht in alten Pfaden zu gehen, sondern ständig neue Möglichkeiten des musikalischen Ausdrucks zu suchen.
4. Fragen an Christoph Kaiser
Welche Musik hörst Du?
CVK: Ich habe CDs von Miles Davis, John Scofield, Janet Jackson, David Lee Roth, Frank Sinatra, Robbie Williams u.a. Für mich ist es als Profimusiker wichtig, nicht nur in einer Stilistik spielen zu können, sondern einen möglichst breiten Background zu haben um auch diese verschiedenen Einflüsse im eigen Spiel hörbar machen zu lassen. Letztendlich ist es das, was Musik gleich welchen Stils weiterbringt: Die Kombination mit Stilmitteln aus anderen Musiksparten.
Welche Instrumente spielst Du (Bässe/Amps/Sonstiges)? Gibt es Unterschiede zur Ochsenknecht-Band?
CVK: Meine beiden Bässe sind Fodera Imperial 6-strings, der eine fretted, der andere frettless. Als Preamp spiele ich einen Demeter VTBP-201 mit einem Röhrencompressor von Demeter über eine QSC PLX-3002 Endstufe und zwei JM-Audio 848 Boxen mit jeweils 4×8“ Lautsprechern. Meine neueste Entdeckung ist der V-Bass von Roland, mit dem ich vor allem bei Ochsenknecht einige Synthbässe realisieren kann. Bei den Jazz Pistols benutze ich darüber hinaus auch noch einen Yamaha G-50 Midikonverter und einen Kurzweil K2500R für die angetriggerten Sounds. Bei den Pistols spiele ich seit einiger Zeit nicht mehr über meine eigentliche Bassanlage mit Boxen sondern gehe direkt aus meinem Preamp in unser digitales Mischpult und von da in unsere JM-Audio-PA. Wir verwenden In-Ear-Monitoring und jeder hat seinen eigenen Stereomix mit allen Sounds. Gerade für die Reproduktion der Sythiesounds und der akustischen Gitarre in manchen Stücken sicher die beste Variante.
Gibt es in Deinem Bass-Spiel besondere Eigenheiten?
CVK: Abgesehen von der ungewöhnlich hohen Anzahl an falschen Tönen… nein, ich denke mein Einsatz der Tapping-Technik bei den Jazz Pistols ist sicherlich für den Bandsound sehr speziell, da ich sie aber bei anderen Bands wie Ochsenknecht nicht einsetze würde ich sie nicht unbedingt als Kern ansehen. Generell versuche ich weniger auf einen speziellen Sound hinzuarbeiten, als mir vielmehr die Offenheit und den Variantenreichtum verschiedener Stile nutzbar zu machen.
5. Fragen an Ivan Schäfer
Welche Musik hörst Du?
Welche Instrumente spielst Du (Gitarren/Amps/Sonstiges)? Gibt es
Unterschiede zur Ochsenknecht-Band?
Gibt es in Deinem Gitarren-Spiel besondere Eigenheiten?
6.
Wo kommen die Jazz Pistols eigentlich genau her?
CVK: Die Jazz Pistols kommen aus Heppenheim a.d. Bergstrasse und Mannheim. Also eine Südhessische/Nordbadische Mischung.
Spielt Lui immer noch mit Jule Neigel?
CVK: Als Gründungsmitglied der Jule Neigel Band schon von Beginn an mit dabei spielt Lui auch heute noch mit Jule und Kollegen.
Wie alt seid ihr?
CVK: Mit knapp 31 Jahren als jüngster im Bunde trifft mich diese doch sehr indiskrete Frage nicht so sehr wie meine beiden dem Rentenalter doch näher stehenden Gefährten und Mitspieler Ivan (36) und Lui (39).
BP: Hallo Christoph! Ihr habt mit den Jazz Pistols soeben eure neue CD fertiggestellt, „Jazz Pistols live“. Was kannst du uns darüber erzählen?
CVK: Hallo Lars, unsere Live-CD ist während eines einzigen Konzerts im Darmstädter Schlosskeller entstanden – einem Club in unserer Nähe, den wir aufgrund seiner Atmosphäre und Nähe zum Publikum sehr mögen. Wir haben unser komplettes Studioequipment in den Club verfrachtet, um den Gig mit dem bestmöglichen Sound aufzunehmen. Wir wollten bewusst die Dynamik eines einzelnen Auftritts einfangen und haben daher nur auf diese eine Karte gesetzt – also kein Tourzusammenschnitt von verschiedenen Locations. Mit knapp 80 Minuten ist die CD bis zum Rand gefüllt.
BP: Auf der Scheibe sind mit „Birdland“ und „Teen Town“ zwei offensichtliche Hommagen an Jaco Pastorius. Wie würdest du Jacos Einfluss auf dein Spiel beschreiben?
CVK: Mit „Palladium“ von Wayne Shorter sogar ein drittes – und lustiger Weise stammen die drei alle von einer Platte –„Heavy Weather“ von Weather Report. Es ist nicht so, dass wir nur diese Platte kennen würden oder jetzt alle Stücke davon durchmachen wollten – es hat sich nur gezeigt, dass sich diese Kompositionen gut für unsere Besetzung umsetzen ließen – zumindest in unserem Stil – und es macht jede Menge Spaß sie zu spielen, da es ausdrucksstarke Kompositionen sind. Ich würde es allerdings weniger als eine Hommage nur an Jaco, sondern vielmehr eine an Weather Report sehen.
Wenn heutzutage ein Bassist behauptet, er wäre nicht von Jaco beeinflusst, kann man davon ausgehen, dass es nicht stimmt. Auch wenn man noch nie etwas von der Person Jaco gehört hat, kommt man an seinem Einfluss nicht vorbei. Ob es nun John Patitucci, Flea, Marcus Miller, Victor Wooten oder Gary Willis ist – sie haben alle ihre Portion Jaco abbekommen und die nimmt man unweigerlich auf, wenn man sie hört. Jaco ist nicht unbedingt mein Haupteinfluss – bei der Definiton des eigenen Sounds ist letztendlich eine Mischung aus verschiedenen Vorlieben entscheidend, bei der auch die Bassisten eine Rolle spielen, deren Stil einem weniger zusagt.
BP: Was passiert denn ansonsten gerade bei den Jazz Pistols?
CVK: Wir haben mit Cherrytown Records unser eigenes Label gegründet, auf dem wir nun als erste CD unsere neue Live-CD herausgebracht haben. Die anderen drei CDs sind auch über uns erhältlich, da wir alle Rechte von unserem früheren Label zurückbekommen haben. Allein die organisatorischen Aufgaben und das Einarbeiten in diese Materie erfordert natürlich viel Zeit – aber da es für die eigene Sache ist, macht man das ja gerne. Wir haben mit unser Live-CD intensiv Promotion gemacht und werden in 2007 auf einigen Festivals vertreten sein und auch wieder mehr Clubgigs als in den vergangenen Jahren spielen. Daneben bereiten wir den Release einer DVD vor – die eventuell schon über unseren Webshop erhältlich sein wird, wenn ihr das lest – und arbeiten weiterhin an neuen Songs für unsere nächste Studio CD.
BP: Die Musik, die ihr spielt, ist ja nun nicht gerade massenkompatibel. Wie schafft ihr es, dennoch viel mit dem Projekt unterwegs zu sein und es nach vorne zu treiben?
CVK: Das kann nur klappen, wenn jeder voll hinter der Sache steht und sich dafür einsetzt. Ein Vorteil ist sicher, dass wir nur zu dritt sind – da fallen die Transportkosten schon niedriger und die Gagen höher aus als wenn man mit einem Quintett anrückt. Wenn sich unsere Songs in einer annähernd gleich hohen Rotation befänden wie die z.B. von Robbie Williams, wären wir sicherlich auch im Ansatz massenkompatibel 😉 ….aber das ist sicherlich ein anderes Thema über die Radioformate und die Möglichkeiten, Musik wie die der Jazz Pistols zu Gehör zu bringen.
BP: Ihr seid ja bereits in sehr vielen, auch außereuropäischen Ländern unterwegs gewesen. Wie läuft denn das Booking bei den Jazz Pistols? Habt ihr eine Agentur, oder macht ihr das alleine?
CVK: Das liegt alles in unserer Hand – da kann man leider wenig auf Mithilfe von Agenturen hoffen, die ihren Schnitt über einen Prozent-Deal machen wollen. Das ist für die bei vielen kleineren Clubgigs dann einfach nicht rentabel. Bei den Afrikatouren und der Tour in den Balkan ging die Organisation und Einladung vom Goethe Institut aus.
BP: Was für Eindrücke hast du beispielsweise aus Afrika mitgenommen?
CVK: Es waren neben den musikalischen vor allem menschliche Erfahrungen, die wir mitgenommen haben. Bei den Touren waren wir meist nur knapp zwei Tage an einem Ort – da geht alles wie im Zeitraffer. Auf jeden Fall bin ich relaxter in Bezug auf meine Lebenssituation geworden…wenn man erstmal hautnah erlebt wie es da unten teilweise abgeht, da braucht man sich hier wirklich nicht zu beklagen.
BP: Leben werdet ja ihr sicherlich nicht von der Band. Wie finanzierst du dich? Gibst du Unterricht oder spielst du in Galabands etc.?
CVK: Die Jazz Pistols bestehen seit zehn Jahren und wir arbeiten daran sie so aufzubauen, dass man mit Konzerten / CD-Verkäufen / Workshops etc. einen größeren Anteil abdecken kann – allerdings übersteigen momentan unsere Investionen bei weitem die Einnahmen – von der Arbeitsleistung ganz zu schweigen. Daneben gebe ich noch Unterricht, betreue unser Studio und mache Aufnahmen für Bands – meist Rock und Jazz, aber auch schon mal im klassischen Bereich. Da ich den kompletten Internetauftritt der Jazz Pistols aufgebaut habe und betreue, programmiere ich auch Auftritte für andere. Es sind einfach mehrere Standbeine, die sich gegenseitig abstützen. Da professionelle Hunderennen hierzulande ja verboten sind, muss ich auf die finanziellen Zusatzeinkünfte durch meinen russischen Windhund schweren Herzens verzichten 😉
BP: Du hast auch einige Zeit in den Bands von Jule Neigel und Uwe Ochsenknecht gespielt. Machst du solche Pop-Jobs noch?
CVK: Momentan nicht – bei Jule war es eine Art Tourvertretung für Frank Itt für einige Gigs und bei Uwe habe ich zwei- drei Jahre gespielt. Wenn sich wieder was ergibt, würde ich es gerne machen – ich versuche generell möglichst variabel in den Stilen zu sein – spiele noch Soul/Jazz mit „Jazzmachine“ aus München und Modern Jazz mit dem „Regina Litvinova Trio“ aus Ludwigshafen und Cover-Rock mit dem „Blassen Bertram“ neben verschiedenen anderen Einsätzen. Ein neues Projekt ist Linos – ein Quartett mit Stefan Ivan Schäfer / Guitar von den Jazz Pistols, Dominik Steegmüller am Gesang und Tilman Bruno/Percussion.
BP: Dein Fodera klingt auch sehr jazz-bassig und kommt somit dem Jaco-Ton sehr nahe, ist aber ein Sechssaiter. Was schätzt du an diesen Instrumenten aus New York?
CVK: Die Foderas haben einen eigenen Charakter, der selbst bei so unterschiedlichen Spielertypen wie Victor Wooten, Anthony Jackson oder Richard Bona immer präsent ist. Ich habe meine beiden Foderas, einen VI-string fretted und einen fretless nun schon seit zehn Jahren und habe damit meinen Sound gefunden. Seit kurzem besitze ich allerdings auch einen Ritter Okon VI-string Midi von Jens Ritter, der mit seiner geschraubten Halskonstruktion und meiner Holzauswahl bewusst in eine andere Richtung als die Foderas geht und der ein tierischer Bass geworden ist. Ich habe über die Piezo-Tonabnehmer einen eingebauten Midiausgang, mit dem ich meine Tappingchords bei den Jazz Pistols direkt über einen Yamaha G50 und ein Klangmodul in Flächensounds umwandeln kann. Sowohl die Foderas als auch der Ritter sind einfach in der Topliga – was nicht heißen soll, dass man mit einem billigen Bass nicht auch gut spielen kann….jeder hat da halt seine Vorlieben.
BP: Du hast ein Endorsement bei Fodera und nennst zwei Bässe dein Eigen. Was für einen Deal habt ihr?
CVK: Der Kontakt zu Fodera kam damals durch die erste Jazz Pistols CD und Mark Dronge von DR-strings zu stande, die ich auch endorse. Ich konnte mit ihnen meine Vorstellungen besprechen und sie haben mir einen fairen Artist-Preis gemacht.
BP: Außerdem spielst du inzwischen nicht mehr deinen heiß geliebten Walter-Woods-Amp, sondern Equipment von Accu Groove. Wie kam’s?
CVK: Die Frage nach meinem Walter Woods lässt mein Herz bluten und die Story, die dahintersteckt, würde den Umfang dieses Interviews sicherlich sprengen – nur soviel: Walter Woods weigert sich generell an Europäer zu verkaufen und man bekommt sie höchstens über eBay. Ich hatte das Glück einen zu ergattern, der hatte dann aber nach einer Weile einen Defekt und hier kennt sich keiner mit dem Ding aus, da Walter alle Bestandteile unkenntlich macht. Bei dem Versuch ihn an Walter zu schicken, ist er dann in den Wirren von Wirbelsturm Kathrina und anderen Unwegbarkeiten abhanden gekommen…ein teures Vergnügen – aber ich hätte trotzdem gerne wieder einen… momentan verrichtet ein Acoustic Image Focus II seine Dienste bei mir zusammen mit zwei AccuGroove Tri112. Das ganze Paket ist super leicht und dabei sehr druckvoll – ein echter Glücksfall.
BP: Übst du noch viel? Wenn ja: Woran arbeitest du gerade?
CVK: Aufgrund der ganzen Labelarbeit ist mein Übungspensum in letzter Zeit schon sehr in die Knie gegangen – allerdings versuche ich konstant zu arbeiten. Am liebsten an neuen Ideen für die Jazz Pistols, die einen musikalisch immer wieder herausfordern und voranbringen.
BP: Was war dein lustigstes „Live-Missgeschick“?
CVK: In Heidelberg bin ich mal von der Bühne gefallen (nein – ich bin Antialkoholiker, war einfach ein „Missgeschick“…) allerdings galt damals mein einziger Gedanke meinen Fodera zu schützen und deshalb war der Sturz relativ unsanft für den Körper – dafür ist der Bass heil geblieben…ist doch auch was.
BP: Was für Zukunftspläne hast du?
CVK: Wenn sich nach diesem epochalen Interview keine 25 Leute finden, die eine Jazz Pistols CD kaufen, werde ich mich wohl beruflich anders orientieren müssen….vielleicht doch was mit Hunderennen 😉
BP: Danke für deine Zeit und alles Gute für dich und deine Projekte, Christoph!
CVK: Vielen Dank Lars – dann hänge ich hier zum Abschluss noch unsere Seite dran, bei der man alle unsere CDs zum guten Preis ergattern kann => http://www.jazz-pistols.de
Da bleibt nur eins: Die Ohren auf und durch
Das erfolgreiche Fusion-Trio Jazz-Pistols hielt im Jazzclub sein Publikum in Atem.
REGENSBURG. Oh la la. Wenn es in der gerade begonnenen Saison so weitergeht, wie mit den Jazz-Pistols, müssen Regensburgs Jazzfans die Ohren anlegen. Das Trio aus dem südhessischen Heppenheim an der Bergstraße hat beim Jazzclub im Leeren Beutel einen – eigenartigerweise nur recht mäßig besuchten – Auftritt absolviert, bei dem die Gehörgänge richtig durchgepustet wurden. Mit der Leidenschaft eines kraftstrotzenden, zupackenden Bergmann-Teams fuhren sie ihre Instrumente – Gitarre, Bass, Schlagzeug – aus und in ein Soundgalaktikum ein, das den Zuhörern kaum eine Atempause gönnte. Einmal in den intergalaktischen Sturm zwischen Fusion, Funk und anderen musikalisch-stilistischen Zutaten hineingeraten, blieb nur noch: Ohren auf und durch. Und es lohnte sich. Mit oft abrupt schnellen Wechseln von meist ungeraden Metren, komplexen Harmonien und funkensprühenden Soli – vorrangig des vorwärtsdrängenden Gitarristen Stefan Ivan Schäfer – schufen sie eine Klangfülle und -dichte, die ihresgleichen sucht. Selbst wenn „Ivan“, wie Drummer Thomas Lui Ludwig in seiner launigen Moderation den Bandkollegen vorstellte, einmal einen balladenhaft ruhigen Einstieg für ein Vorspiel wählte, beim Hauptthema im Triospiel angelangt, durften die beifahrenden Zuhörer gleich wieder Sicherheitsgurte anlegen.
Es sind eigene Stücke, die die Pistol“ vorrangig von ihrem jüngsten Album „Superstring“ vorstellten. Ergänzt durch einige Covers von Jaco Pastorius und Chick Corea, frühen Helden der Fusionmusic. Seit Veröffentlichung in diesem Frühjahr ist die coole Produktion in den US-Charts bis auf Rang 12 gestiegen und in Deutschland für die Vierteljahresliste der deutschen Schallplattenkritik nominiert worden.
Ein Erfolg, der hart erarbeitet worden ist. Immerhin existiert die Band, die mit Christoph Victor Kaiser am sechssaitigen E-Bass einen gleichermaßen feinfühlig wie stoisch groovenden Virtuosen besitzt, seit über 16 Jahren. Dabei reichen ihre galaktischen Tentakel weit über das Retro-Genre Fusion hinaus. Für Schauspieler Uwe Ochsenknecht bildet das Trio den Kern einer krachenden Bluesrock-Band.
Krachen kann es zwar auch mal kurz und heftig bei den „Pistols“, allerdings als Ausnahme. Soundmäßig dominiert ein energiereiches, schnelles musikalisches Muskelspiel, das Grobschlächtigkeiten eher in Songtiteln wie „The Old Fart“ transportiert. Was verbal bei „Lui“ Ludwig auch mal ein wenig daneben geht, macht der Schlagzeuger mit der Bodybuilderfigur musikalisch wieder wett. Sein Spiel entspricht dem athletischen Aussehen. Hier ist ein kraftvoller Hauer am Werk, der seine Sticks hält, wie man es sich bei Homer Simpson vorstellen kann, aber dennoch um keine Feinheit, keine polyrhythmische Wendung verlegen ist. „Ivan“ dagegen tobt sich aus, lässt seine Gitarren hämmern, jaulen, wie ein Keyboard pfeifen, wie einst Pat Metheny echoen oder kurz und trocken knacken. Mit dieser pulsierenden Energie liegen die „Pistols“ manchmal näher am Rock, als am Jazz – aber was sagt das schon.
Gegen Ende des Konzertes hätte man sich auch mal weniger Jungs-kraftmeierei und leisere Sound vorstellen können. Das aber passt wohl (noch) nicht ins Selbstbild des Trios. Vielleicht hilft es, in alten Platten zu kramen und sich eines der ersten erfolgreichen Jazzrock-Trios Deutschlands, Giger-Lenz-Marron, aus fast schon historischer Warte anzuhören?
Von Michael Scheiner, MZ
26. September 2011
Eleganz und Punk-Funk
Jazz Pistols beeindrucken ihr Publikum beim Jazzclub im Haus an der Walk
Öhringen – „Wir spiegeln die Welt wieder, und die ist eben auch live und laut“, warnt Drummer Thomas Ludwig das Jazzclub-Publikum vor dem Konzertbeginn. Der Unterschied: Die Lebendigkeit der Jazz Pistols ist in ihrer musikalisch-technischen Bandbreite faszinierend, und ihre Lautstärke überdeckt keine Inhalte, sondern ist den Erfordernissen angepasst.
Das Trio aus dem Rhein-Neckar-Raum – neben Ludwig mit Stefan Schäfer an den Gitarren und Christoph Kaiser am Bass – spielt so beweglichen wie intensiven Jazzrock, der knifflige Strukturen und große Improvisationsfertigkeiten erkennen lässt. So können sich innerhalb kurzer Zeit warme Klänge, eleganter Gitarrenjazz und progressiver Punk-Funk nahezu bruchlos abwechseln.
Mahlstrom „Superstring“, an sich ein astronomischer Begriff, beginnt hart und schnell, kippt dann aber ins weit Atmosphärische, das vor allem von den Effekten des Gitarrensynthesizers zu einer Art von Mahlstrom gemacht wird. Ähnlich programmatisch ist „Pinguin“, das wie ein Film zu Brehms Tierleben unvorhersehbare Bewegungsänderungen aufzeigt.
Der Titel „Twenty“ verrät allerdings wenig über sein komplexes Arrangement, da bei allen Akkorden und Loops die Soli der Musiker sowohl hintereinander als auch nebeneinander abzulaufen scheinen – und gleichwohl ineinandergreifen. Spannend ist dabei auch, wie Schäfer zwischen weichen und scharfen Tönen pendelt. Kaiser mit beiden Händen auf dem Griffbrett seines Sechs-Saiten Basses wie auf einem Keyboard spielt und Ludwig traumhaft sicher alles zusammenhält.
Zwischendurch verwendet Stefan Schäfer die akustische Gitarre für zwei Jazzballaden, bevor er mit seinen Kollegen zu Hochstrom und akzentuierter Rhythmik zurückkehrt und dabei auch mal an Jeff Beck erinnert.
Die Klimax des Abends ist dann „Chick San“, ein rund 20-minütiges Opus mit so schnellen Tonfolgen, häufigen Takt-, Rhythmus- und Stimmungswechseln. Schäfer produziert mit dem Gitarrensynthi wundersam schillernde Klangwolken und mehrstimmige Alien Gesänge, die einen glauben machen, einer Science-Fiction-Vertonung beizuwohnen.
Hörerlebnis – Nicht jedes Konzert ist ein lohnendes Hörerlebnis, dieses indessen ganz sicher. Streckenweise mag es durch den Energy-Jazz, für den das Trio steht, an die Grenzen der Belastbarkeit führen. Doch am Ende wischt man sich, wie auch die Musiker, beglückt den Schweiß von der Stirn.
Von Michael Dignal
Thomas Lui Ludwig
Mitte der 80er Jahre hat Thomas “Lui” Ludwig sein autodidaktisches Schlagzeugstudium in der Musikwerkstatt der Feuerwache Mannheim begonnen, kurz danach stieg er in eine Ami-Clubband ein und wurde wenig später Mitglied bei “The Stealers”, der späteren Jule Neigel Band. Der Band von Deutschlands bester Rock-Sängerin blieb er bis heute – wenngleich inzwischen nicht mehr Band-Mitglied – treu. Soeben ist “Alles”, die neueste CD von Jule, erschienen, und im Herbst geht Lui mit Jule’s exzellenter Band wieder auf ausgedehnte Deutschland-Tour. Wer sich vorab ein Bild des Mannheimers mit den Händen groß wie Klodeckel machen will, der möge sich die folgenden Szenen veranschaulichen.
Szene 1: Die Jule Neigel Band im Nightliner-Bus auf dem Weg zu einem Open Air-Gig in Österreich. Kurz nach Abfahrt des Busses beginnt Lui mit seiner One-Man-Show: er geht nach vorne zum Fahrer, schnappt sich das Bord-Mikrofon und beginnt mit einer umwerfend komischen Serie von Stimmen-lmitationen. Von Kohl über Lindenberg bis zur Transvestiten-Tucke kommen alle dran und werden genial durch den Kakao gezogen. Die Krönung von Luis Performance ist dann sein “Wellensalat”, bei dem er die Sounds nachahmt, die man bekommt, wenn man langsam die Kurzwellen-Skala eines Radios absucht: da ist von Sprachfetzen in japanisch und Kisuaheli bis hin zu kurzen Opernfalsetts alles dabei, immer unterbrochen von kurzen oder längeren “krchrchrchrchrch”-Passagen. Die restliche Band hat mittlerweile Bauchschmerzen vor Lachen. Einfach eine tolle Comedy-Show!
Szene 2: Die Jazz Pistols, Luis jazzrockiges Bodenpersonal, kommen wegen eines Staus auf der Autobahn viel zu spät zu einem Gig. Lui watschelt auf Krücken in die Halle, in Windeseile ist die Anlage aufgebaut, der Soundcheck fällt flach, Lui parkt seine Stelzen hinter dem Drumkit, setzt sich hin und zählt die erste Nummer an. Es folgt ein fulminantes Konzert mit schwierigsten Jazz-, Rock-, Fusion- und Crossover-Passagen.
Szene 3: Der trommelnde Faxenmacher Lui bemüht sich nach Kräften, ein gesittetes und ernsthaftes Interview zu geben:
Lui, du bist ja viele Jahre lang festes Bandmitglied bei der Jule Neigel Band gewesen. Was war denn für dich seinerzeit der Grund, aus der Band auszusteigen, wenngleich du seither unverändert bei allen Plattenaufnahmen und Tourneen der Band an den Drums sitzt?
Bis 1992 war ich also festes Mitglied in der Jule Neigel Band, und da hat man natürlich dann immer auch eine Menge Verpflichtungen neben der reinen Trommelei Wir hatten ja damals die Gesellschaftsform einer GbR (Gesellschaft des bürgerlichen Rechts) gewählt, und das bedeutet in der Praxis ja nicht, daß man immer nur ein freundliches Gesicht für die nachste Fotosession zu machen hat. Ich hatte damals von der Arbeitsmenge her einen richtigen Acht-Stunden-Job, so daß das reine Getrommel schon fast zur Nebensache wurde. Als dann mein Sohn Max auf die Welt kam bin ich aus dieser GbR ausgestiegen, damit etwas mehr Zeit für meine Familie übrig blieb. Das war allerdings nicht der einzige Grund, denn als Mitglied einer solchen Firma unterliegt man auch noch anderen Zwängen wie beispielsweise einer Fernsehklausel oder anderen Exklusivitätsbindungen, eben immer verfügbar zu sein und andere Projekte hintenan zu stellen. Und da ich damals vorhatte, mich auch noch anderen Dingen neben der Jule Neigel Band zu widmen, ließ sich das nicht mehr miteinander vereinbaren. Das war für mich persönlich einfach zu beengend, und folglich habe ich mich von den Verpflichtungen dieser Band-Einbindung gelöst.
Fällt man dann nicht zuerst mal in ein emotionales oder kreatives Loch, wenn man aus einer solchen Band und dem damit verbundenen Familiengefüge ausscheidet?
Ja, das trifft in gewisser Weise schon zu. Weißt du, zuerst muß man natürlich die ganzen Sachen, die man schon lange im Bauch fühlt, entsprechend umsetzen. Man hat in so einem Moment ein total schlechtes Gefühl der Band gegenüber, aber ich spürte einfach, daß ich auch noch andere Dinge tun will und sich dies mit meinem GbR-Status nicht vertragen würde. Weil wir uns persönlich ja immer sehr gut verstanden haben und gute Freunde waren, bestand für mich dann natürlich das Problem, dieses geschaftliche Auseinandergehen nicht mit den persönlichen Beziehungen zu Jule und der Band kollidieren zu lassen. Gott sei Dank hat es bis heute gut funktioniert, und nur deswegen freue ich mich auch jedesmal auf Jules Anruf, wenn wieder eine neue Platte oder eine Tour in Planung ist. Das Verhältnis unter uns ist sogar besser geworden nach meiner damaligen Entscheidung, kein fester Bestandteil der Band mehr zu sein. Mir gingen dann auch erst mal eine Menge Gedanken um meine künftige musikalische Existenz im Kopf herum, aber dann machte ich die Erfahrung, daß sich solche Sachen völlig von alleine ergeben, sobald ich mich um nichts mehr kümmere und den Dingen einfach ihrem Lauf lasse. Da kamen dann die ersten Jobs, da kamen die Anfragen, Workshops zu machen, das lief auf einma! alles wie von selbst.
Was war denn deine erste Aktivität nach dem Ausstieg?
Es kam dann sofort das Angebot, auf lokaler Ebene in Frankenthal bei Ludwigshafen ein Drummer-lnstitut zu gründen, wo ich dann Unterricht geben sollte. Nach einem halben Jahr Vorbereitungszeit ging das dann 1993 auch los, und die ersten Studio-Jobs reihten sich dann nahtlos an. Um diese ganzen Jobs als Gastmusiker oder Studiomusiker habe ich mich nie selbst gekümmert, die Angebote flatterten mir einfach nacheinander ins Haus. Der einzige, bei dem ich mich wirklich mal persönlich vorgestellt und präsentiert habe, war der Edo Zanki, die übrigen Sachen passierten alle von alleine. Ich habe dann auf der CD von Chaka Khan getrommelt, habe bei Produktionen für Ute Berling im Studio 17 und für den früheren Smokie-Sänger Chris Norman im Session-Studio mitgewirkt, nebenbei wurde ich noch für diverse Produktionen im Winnie-Leyh-Tonstudio, in Ralph Zangs Due-Acchord-Studio, fur eine Produktion des Deutschen Tanzlehrerverbandes im Orion-Studio und für so eine Art Gospel-Projekt mit verschiedenen Sängern gebucht. Ab 1995 folgten dann Engagements für Marcus Kohl im Venice-Studio, fur Yah Yah, Uwe Janzen, A.S.M. & Friends sowie Uwe Ochsenknecht im Red-RoosterStudio in Tutzing, außerdem für Koschorrek und Götz von Sydow. Außerdem ich habe irgendwelche Aushilfen gespielt, beispielsweise in der Schweiz mit der Pepe Lienhard Band. Ich glaube, der Andreas Schmid-Martelle, der Gitarrist von Jule, ist durch meine ganzen Jobs dazu ermuntert worden, auch mal etwas Eigenes zu machen, und so entstand dann seine Bluesrock-Platte A.S.M & Friends. Es ist sogar vorgekommen, daß ich bei einigen Anfragen absagen mußte, weil ich zeitlich schon so ausgebucht war. Man darf ja auch nicht vergessen, daß dies alles neben der weiterhin sehr zeitaufwendigen Arbeit in der Jule Neigel Band passierte, denn wir tourten zu jener Zeit etwa zweimal pro Jahr, dazu kamen etliche Festivals und dann noch die Studioaufnahmen ihrer jeweils neuen CD.
Die Workshops sind doch bestimmt inzwischen ein fester Bestandteil deines Jahreskalenders, oder?
Diese Workshops haben über M&T angefangen, dann kamen Rock&Jazz in Celle hinzu, die Sommerakademie im ostdeutschen Riesa, des weiteren noch das Drummer-Meeting in Salzgitter, die Eröffnung von Drums Only im Saarland, die Musikmesse in Frankfurt, das Drummer’s Summer Camp im Schwarzwald und das Seminar der LAG in Remscheid. Beim Drummer’s Summer Camp habe ich dieses Jahr auch mit meiner eigenen Band, den Jazz Pistols, eine Clinic gespielt. Diese ganzen Sachen haben sich kontinuierlich im Laufe der Zeit aufgebaut.
Wie sieht es denn aus, wenn Jule Neigel dich für eine Tour oder für Fernsehtermine zu einer Zeit haben will, wo du schon anderweitige Pläne hast? Wo setzt du denn da die Präferenzen?
Solche Probleme hat es bis auf wenige Ausnahmen Gott sei Dank noch nicht so oft gegeben. Aber genau deshalb bin ich ja auch froh, daß ich nun nicht mehr fest zur Neigel-Band gehöre und damit z. B. dieser Fernsehklausel nicht mehr unterliege. Als Jule beispielsweise ihr Video zur Single “Sehnsucht” gedreht hat, war ich gerade mit Chris Norman im Studio. Weil ich diesen Studio-Job aber unbedingt machen und auf eine solche Erfahrung nicht verzichten wollte, hat sich mein Bruder dann für’s Video an die Drums gesetzt. Er ist auch Schlagzeuger und sieht mir ziemlich ähnlich, insofern war das nicht so tragisch. Ansonsten versuche ich natürlich immer, meine Termine mit den Jazz Pistols mit denen der Jule Neigel Band abzustimmen, weil ich es schon ziemlich schade fände, wenn sich da keine Losung finden ließe.
Wie ist denn zum Beispiel deine Mitwirkung in der Band von Uwe Ochsenknecht zustande gekommen?
Oh, das war eine sehr lange und komplizierte Geburt. Ich hatte ja vorher schon mit dem Mannheimer Produzenten Ralf Zang einen Titel mit Uwe eingespielt. So habe ich Uwe kennengelernt, wir beide haben uns auf Anhieb gut verstanden. Jedenfalls hat Uwe sich dann mit Ralf Zang verkracht, er ging nach München runter und machte seine Platten mit Curt Cress. Uwe und ich haben uns dann ein wenig aus den Augen verloren, bis mich dann 1995 der ehemalige Grönemeyer-Mitstreiter, der Gitarrist Gaggy Mrozek anrief. Wir haben dann bei Gaggy unten im Keller eine völlig chaotische Session mit Uwe gemacht, und wie das so ist, wenn zwei Mannheimer zusammen sind: man kann dann etwa zwei Tage lang nichts mehr reden, weil man sich total den Kehlkopf plattgequatscht hat. Das war einfach sensationell, und als es dann auf die Produktion von Uwes Album zuging, habe ich gesagt, da kommt eigentlich nur das Red-Rooster-Studio unten in Tutzing am Starnberger See in Frage, und dort haben wir dann mit Ronald Prent das Ochsenknecht-Album aufgenommen. Live haben wir dann leider nur ganz wenige Gigs spielen können, denn Uwe ist ja auch als Schauspieler ein totaler Workoholic und dreht ständig einen Film nach dem anderen; insofern mußte damals eine ganze Latte von Festivals wieder gecancelt werden. Wirklich schade, denn das hätte bestimmt einen mörderischen Spaß gemacht!
Fällt nicht auch die Geburtsstunde der Jazz Pistols in diese Zeit?
Ja, wir Drei hatten uns seinerzeit schon ein paarmal getroffen. Wir, das sind Stefan Ivan Schäfer an der Gitarre, Christoph Victor Kaiser am Bass und der kleine Lui am Schlagzeug. Musikalisch war das fur mich ein ganz wichtiger Schritt, denn es war für mich eine echte Offenbarung, daß ich diese Art von Musik spielen konnte, und zwar nicht durch Ablesen, sondern durch Zuhören und durch das gegenseitige Erleben. Mittlerweile ist sogar was ganz Lustiges bei mir passiert: Ich habe inzwischen eher Probleme damit, wenn mir jemand sagt, daß ich in einem Titel einen bestimmten Part über 16 oder 32 Takte lang so und so spielen soll – das kann das simpelste Stück sein, wenn dann der Refrain, der ja in sich schon vier oder acht Takte lang ist, am Ende des Tracks plötzlich gedoppelt oder verdreifacht werden soll, dann komme ich da plötzlich ins Schleudern und muß krampfhaft mitzählen. Und sowas passiert mir bei den Jazz Pistols nie, selbst wenn wir einen 15/16tel Groove spielen. Ich bin schon oft gefragt worden, wie ich mir so komplizierte Arrangements merken und das Zeug dann völlig fehlerfrei spielen kann, aber komischerweise fallt mir das überhaupt nicht schwer. In dieser Band geht es hauptsächlich ums Zuhören, und dadurch habe ich irre viel dazugelernt; wir achten nicht auf bestimmte Noten oder vorgegebene Strukturen, sondern wir spüren einfach, was gerade die beiden anderen machen, und gehen sofort darauf ein. Ich bemerke immer wieder das Vorurteil vieler Leute, die behaupten, eine solche Musik könne man unmöglich aus dem Bauch heraus spielen. Trotzdem sind wir eine richtige Band, die einmal in der Woche brav probt, ob da nun Gigs anstehen oder nicht. Es gibt ja viele Fusion-Gruppen, die treffen sich nur mal kurz vor einem Gig oder vor einer Tour, um sich mal schnell wieder ein paar Arrangements oder Strukturen ins Gedächtnis zu rufen, und sonst sehen die sich während des Jahres kaum. Hinzu kommt, daß wir mit den Jazz Pistols quasi in eine kleine Marktlücke hineingestoßen sind, denn es gibt nicht soviele Trios in diesem Genre. Außerdem haben wir ja bei unserer ersten CD alles selbst gemacht, haben unsere Privatknete zusammengekleistert und wirklich restlos alles selbst bezahlt. Wir haben es genauso gemacht, wie man es eigentlich nicht macht. Wir haben 1996 die Platte in totaler Eigenregie mit dem Blacky P. Schwarz ohne jedes Overdub und ohne Click-Tracks live aufgenommen und sind nur fur das Mastering in ein Studio gegangen. Die Leute haben immer nur gesagt: “Ach was, wie macht ihr das, wo nehmt ihr das auf, nicht im Studio?”, sie haben uns lange Zeit als Spinner angesehen und gewettet, daß das niemals hinhauen wird. Weißt du, eine große Plattenfirma ist eben keine Versicherung dafür, daß es nachher auch läuft und entsprechend abgeht. Wir waren und sind einfach supermotiviert, und nur deshalb hat das alles bei den Jazz Pistols letztendlich auch funktioniert. Wie sonst wäre es zu erklären, daß wir dieses Jahr wieder für das Drummer’s Summer Camp gebucht wurden?
Du erwähntest eben, daß euer Debüt-Album in völliger Eigenarbeit entstanden ist. Wie kam es denn dazu, daß es diese CD seit Beginn diesen Jahres in identischer Ausführung auf dem Lipstick-Label gibt?
Wir haben diese Platte in drei unterschiedlichen Aufnahme-Sessions eingespielt. Nach der ersten Session haben wir mal eine Cassette von den dabei entstandenen Stücken gezogen und sie an Alex Merck Music geschickt, weil wir dachten, daß dies vielleicht eine Firma ist, die mit unserer Musikrichtung etwas anfangen und sich mit den Jazz Pistols identifizieren kann. Das kam dann aber nicht so richtig gut an, weil die zu dieser Zeit gerade mit Matalex eine Band hatten, die eine artverwandte Musik macht, und der Alex Merck wollte sich da nicht mit einer zweiten Band selbst Konkurrenz machen. Als die Platte dann fertig war, haben wir ihm dann eine CD geschickt und eine zweite zum EFA-Vertrieb. Bei EFA ist dann jemand total auf die Musik abgefahren, und weil das auch der Vertrieb von Alex Merck ist, wurde Alex noch aus einer zweiten Richtung bekniet, diese Band doch unter Vertrag zu nehmen. Das hat Alex dann auch gemacht, zumal sich Matalex in der Zwischenzeit mehr in eine andere Richtung entwickelt hatten und dadurch für uns quasi der Platz freigeworden ist.
Wahrscheinlich seid ihr schon kräftig an der Arbeit für das Nachfolge-Album, oder?
Wir haben ja schon etliche unserer neuen Stücke auf den letzten zwanzig oder dreißig Gigs gespielt, insofern sind das schon richtig alte Bekannte für uns. Wir probieren dann während der Gigs schon mal die ein oder andere Variation, da spielt der Stefan dann mal eine andere Gitarre oder Christoph verändert einen Bass-Sound, und dann gibt es da natürlich noch die wöchentlichen Proben, wo wir dann auch noch an den Tracks herumfeilen. Wir nehmen auch jeden Gig auf Band auf, um dann während der Autofahrt zur nächsten Halle alles nochmal genau durchhören zu können, wir sind im Grunde unsere eigene Mucker-Polizei, wir checken nochmal alles nach und sparen dabei auch nicht mit Kritik Wenn du dann wieder im Studio stehst und mußt dich entscheiden, wie die Nummer aussehen soll, dann hat man schon ein ziemlich genaues Bild von dem Track im Kopf. Solch Sachen passieren bei uns am wenigsten durch Reden, sondern hauptsächlich und Zuhören
Es hat sich ja nicht nur dein musikalischer Wirkungskreis, sondern auch deine Art zu trommeln sehr verändert. Wenn man dich bei den Jazz Pistols sieht, hat das ja kaum noch was mit dem Drummer zu tun, den man von der Jule Neigel Band her gewohnt ist.
Ja, das stimmt. Ich habe natürlich auch schon zu Neigel-Zeiten immer eine Menge anderer Sachen geubt, aber ich konnte diese Dinge bei Jule nie einsetzen. Viele meiner Bekannten haben mich gefragt, warum ich denn solche Sachen übe, obwohl ich sie für die Band gar nicht brauche. Bei den sogenannten Hollywood-Schlüssen einiger Stücke von Jule habe ich förmlich immer kriegsähnliche Zustände erlebt, ohne daß ich eigentlich weiß, was ein Krieg ist. Ich habe da immer gedacht, jetzt darfst du mal kurz.aus dem Gefängnis ausbrechen, kurz raus, dann ist Jule in die Luft gesprungen, und dann war das Stuck aus. Ich finde diesen Begriff “Hollywood-Schluß” auch völlig bekloppt, weil er mit Hollywood ja überhaupt nichts zu tun hat – den Hollywood ist ja alles andere als spontan. Bei 15 bis 20 Nummern hatten wir mindestens sieben oder acht Titel mit solchen Schlüssen. Seitdem ich mit den Jazz Pistols spiele, habe ich dieses Gefühl der kurzen befreienden Ausbrüche in dieser Form nicht mehr, denn hier habe ich jetzt ein Umfeld, in dem ich all meine anderen Spielwünsche rauslassen und ausleben kann. Hier kann ich endlich auch mal weggehen vom 4/4tel-Takt und hin zu diesen Odd-Meters oder Exotic-Meters, zum 9/8tel oder zu anderen Taktzählzeiten. Diese exotischen Rhythmen fangen ja schon beim 3/4tel an, und ich habe Gott weiß wie oft zu den Jungs gesagt, laß uns hier mal einen Ton rauslassen oder dort einen Takt verlängern. So sind dann Stücke wie “Bad 15” entstanden, da wollte ich mir die Sache auch nicht einfach machen, sondern interessant gestalten. Auf diese Art wird jedes Stück von uns total ausgekocht, bis man dann überzeugt ist, daß es schlußendlich die richtige Form hat. Seitdem ich die Möglichkeit habe, solche Sachen in dieser Band zu spielen, bin ich viel relaxter, wenn ich dann bei der Jule Neigel Band oder anderen Produktionen wieder in ein relativ enges Korsett gequetscht werde. Früher hatte ich immer das Gefühl, vom Zwang des Üben-Müssens ständig verfolgt zu werden, das ging bis in die Privatsphäre hinein. Und heute nehme ich mir meine Zeit für die Familie, da gibt’s dann gute Laune und Party ohne Ende, ohne daß ich unterschwellig immer diesen Zwang zum Üben verspüre und ständig auf meinem Pad rumtrommle. Diesen paranoiden Wahn, ständig üben zu müssen, habe ich Gott sei Dank verloren, und ich bin viel ausgeglichener seitdem. Ich gehe gerne zu einem Popkonzert, ich spiele gerne in der Jule Neigel Band, wo es oft heißt: “Lui, spiel doch mal weniger!”, und ich spiele auch gerne auf einem kleinen Drumset – das macht mir alles nichts mehr aus.
Fühlt man sich in einer Band dann letztendlich nicht unterfordert, wenn man all die vielen schönen Riffs und Rudiments dort nicht in die Musik integrieren kann?
Nein, eigentlich nicht. Gewisse Sachen hat man einfach als Handwerk drauf, da muß man sich nicht ständig unter Druck setzen, jetzt alles zeigen und spielen zu müssen, was man beherrscht. Ich habe auch keine Probleme mehr damit, wenn bei einem Neigel-Konzert irgendwelche hochkarätigen Musiker nebendranstehen und mir zusehen, seitdem ich meinen musikalischen Ziehvater Billy Cobham getroffen habe. Billy hat mich als Drummer über den Plattenteller ja förmlich erzogen, und seitdem der auf einem Konzert war und ich anschließend mit ihm mexikanisch essen war, bin ich nicht mehr nervös oder aufgeregt. Im Gegenteil: Ich freue mich nach einer langen Autofahrt immer total drauf, endlich auf die Bühne zu gehen und zu trommeln.
Meiner Meinung nach hat sich dein Spiel auch nochmal verändert, nachdem du bei der Produktion zu Jules "Herzlich wilikommen"-CD Simon Phillips kennengelernt hast, der ja dort auf drei Stücken getrommelt hat.
Natürlich ist das nicht spurlos an mir vorübergegangen. Du hattest mir ja schon vor vielen Jahren die “801 Live”-Platte von Phil Manzanera oder Simons Einspielungen mit Jeff Beck auf Cassette aufgenommen, insofern kannte ich ihn schon relativ früh. Viele Leute haben ihn ja erst durch das Who-Video, seine “Protocol” – oder durch die “Symbiosis”-Platte für sich entdeckt. Dabei sind die alten Sachen von Simon viel geiler, die kennen viele Leute nur leider nicht, dabei hat Simon damals so teuflisch gut gespielt, das ist einfach unfaßbar! Wenn ich gefragt werde, was ich von irgendwelchen Fusion-Drummern halte, kann ich immer nur antworten, daß man sich mal “Space Boogie” mit Simon anhören sollte, damit man mal erkennt, wie so was richtig gespiel werden muß . Ich gebe gerne zu, daß Simon Phillips und Billy Cobham meine wirkliche Education waren, meine musikalische Ausbildung. Simons Tom-Sound und sein Snaredrum-Sound waren für mich schon immer das Maß aller Dinge, und es ist kein Wunder, wenn man den Einfluß dieser beiden Kollegen bei mir hin und wieder durchhört. Ich habe ja nie Unterricht gehabt und mir alles autodidaktisch beigebracht. Meine Lehrmeister waren dabei der Plattenspieler und der Cassetten-Recorder. Ich habe bis heute so gut wie kein einziges Drum-Video gesehen und vermisse die Dinger auch nicht. Stattdessen sehe ich mir lieber ein gutes Live-Konzert an.
Wie hat sich denn deine Mitwirkung auf den Platten der Jule Neigel Band im Laufe der Zeit verändert? Bei ihrem Debut "Schatten an der Wand" waren die Drums ja noch weitestgehend programmiert, bei ihrem aktuellen Album "Alles" ist dies ja nicht mehr so.
Im Laufe der Jahre sind die programmierten Drum-Spuren immer weiter reduziert worden, und inzwischen bekomme ich seitens der Neigel-Band keinerlei Ansagen mehr, was und wie ich zu spielen habe. Man überläßt mir die Entscheidung, welcher Groove zu einer Nummer am ehesten paßt. Auch die Loops spiele ich am liebsten selbst ein, denn ich bin kein Kopier-Fan und mag es überhaupt nicht, wenn man sich bestimmte Sachen von einer Drum-CD herunterzieht. Da bin ich ziemlich stur und mache das lieber selbst – das ist gar nicht so schwer, wenn man einmal begriffen hat, wie man das Drumset dafür zu stimmen hat und wie man mit den Mikrofonen umgeht. Außerdem hat Jule ja immer den Ronald Prent als Tonkutscher im Studio, und er und ich sind schon ein gut eingespieltes Team.
Dein Drumkit ist ja mit dir in den vergangenen fünfzehn Jahren auch "erwachsen" geworden, inzwischen beansprucht dein Equipment ja fast doppelt soviel Platz wie zur Zeit von "Schatten an der Wand"...
…stimmt, mein Drumset ist analog zu meinem Haarausfall im Laufe der Jahre größer geworden. Ich habe unten im Haus einen riesigen Raum, in welchem meine fünf Schlagzeug-Sets aufgebaut sind und in dem sich mein Snaredrum-Lager befindet. Ich habe mich dann dort mal sechs Stunden eingeschlossen und mir einen für mich völlig neuen Aufbau meines Pearl MMX-Sets ausgedacht. Ich wollte einfach nicht, daß das Set fur die Jazz Pistols aussieht wie von der Stange, wie das Durchschnitts-Drumkit bei jeder x-beliebigen Band. Den Mittelpunkt rechts oberhalb der 24″x18” Bassdrum bildet jetzt das 12″x8″ Tom, links davon folgen das 13″x9″ und das 14″x12″ Tom, danach die 13″ HiHat und dann ganz links außen das 10″x10″ Tom. Vom 12″-Tom im Uhrzeigersinn nach rechts folgen dann das 15″x12″, das 16″x14″ Tom und ganz rechts außen mein selbstkonzipiertes 16″x16″ Gong-Tom mit dem Resonanzloch. Das Resonanzloch habe ich deswegen reingemacht, damit das Tom relativ kurz klingt und nicht so lange nachwummert. Diese ganzen Toms hängen auf einem DR-500-Rack, und in der Mitte oberhalb der 15″- und 16″-Toms befindet sich noch eine 10″x4″ Sopranino-Snaredrum und rechts daneben die 10″ Mini Fusion HiHat. Die normale Snare ist eine 14″x6,5″ MMX oder eine Custom Classic One Piece Maple Snaredrum. Meine Sabian-Cymbals sind von links nach rechts folgende: 15″ HH Thin Crash, 19″ HH Medium Thin Crash Ride, 17″ HH Thin Crash, 10″ HH Kang China, 21″ HH Raw Bell Dry Ride oder 22″ HH Power Bell Ride, 16″ HH Thin Crash und ganz rechts außen ein 14″ oder ein 22″ HH Chinese Cymbal. Ach so, meine Sticks sind von Vic Firth und bei den Trommelfellen nehme ich Remo Ambassador. In letzter Zeit sprachen ja fast alle Leute nur noch von ihren “Jungle-Sets”. Da dachte ich, ich kann doch jetzt nicht ständig mit zwei Sets unterwegs sein, nur um solche Jungle-Grooves spielen zu können. Deswegen habe ich mir diesen neuen Set-Aufbau ausgedacht, denn da habe ich diese kleine Sopranino-Snare und das Gong- Tom in die übrige Anordnung integriert. Diese Mini-HiHat und die kleine Snaredrum kann ich sehr gut bedienen, wenn ich mich so etwa auf die 15-Uhr-Position nach rechts drehe. Ich hatte früher mal eine andere Variante ausprobiert, indem ich die zweite Snaredrum nach ganz iinks außen und die zweite Hi-Hat nach ganz rechts außen anordnete, aber das ging nicht, da hatte ich immer das Gefühl, meine Schulterblätter knallen mir auf dem Rücken zusammen! Mein Set ist für mich ein wenig zusammengerückt und nicht mehr so rechtslastig wie früher, weil ich jetzt das kleine 12″-Tom direkt neben dem Ride-Cymbal und das größere 14″-Tom auf der linken Seite habe. So kann ich jetzt auch das große Ride-Cymbal spielen, ohne daß ich es so hoch hängen muß.
Mir ist aufgefallen, daß du ab und zu die Crash-Cymbals abwechselnd von oben oder unten anschlägst...
…ja, das mache ich gerne, außerdem sieht das ganz witzig aus – man muß allerdings den Stock dafür ziemlich fest in der Hand halten. ~ Ich drehe dafür meine Hand um, sodaß der Handrücken unten ist und ich problemlos nach oben schlagen kann. Tja, was ist sonst noch wichtig? Ach ja, mein Stuhl ist in der Achse eingefettet, der dreht sich ganz locker, und das ist für mein Spielgefühl sehr wichtig. Die Schlegel an meinem Pearl Doppel-Bassdrum-Pedal sind nicht mehr so tief drin wie früher, die habe ich jetzt ziemlich weit heraus positioniert.
Was hat sich denn auf dem Sektor der Electronic Drums bei dir getan? Die hast du doch früher immer gerne eingesetzt.
Auf jeden Fall! Ich war einer der ersten, der einen Drum-Computer benutzt und ihn auch live eingesetzt haben. Fruher habe ich viel auf dem beschissenen Atari programmiert, der mir mitten in dem Steinberg-Programm standig abgestürzt ist. Den Computer habe ich dann irgendwann verkauft, nur meinen Sampler und den Sequencer habe ich behalten. Zu meinem jetzigen Drumset gehört noch das Roland SPD-11 sowie ein Fußschalter, mit dem ich Playbacks oder den Sequencer steuern kann. Allerdings: Je mehr dieses Zeug aus ist, desto besser geht’s mir – das ist fast genauso wie mit den Handys. Ich habe mich einfach wieder mehr in Richtung analoges akustisches Schlagzeug hinentwickelt, weg von den ganzen Triggern und dem ganzen anderen Mist, ich habe bei Jule immer sofort rote Backen und Zahnweh bekommen, wenn piotzlich der Sampler ausgefallen ist. Da bin ich dann echt ausgerastet, mir ging es richtig schlecht wegen solcher Geschichten. Das Drumset selbst bereitete mir nie Probleme, aber dieser Scheiß-Kasten hat mich echt Nerven gekostet. Du schiebst eine Diskette rein und liest: ERROR! Panik! Der Axel Schwarz, Jules Keyboarder, der hat ja ganze Kühlschränke voll mit solchem Käse, das wäre für mich so eine Belastung, weil ich immer Angst hätte, daß mir die Disketten abkacken und mir das Musikmachen deswegen weitaus weniger Spaß machen würde. Obwohl: Ich will mich diesbezüglich nicht auf alle Zeiten festlegen, vielleicht habe ich ja nächste Woche schon wieder Lust, mehr in diesem elektronischen Bereich zu experimentieren.
INTERVIEW: BRUNO KASSEL
September 1998 – STICKS
Der Jazz Pistolero
Mit »Special Treatment« haben die Jazz Pistols und somit ihr Drummer Thomas »Lui« Ludwig mittlerweile das dritte Album vorgelegt. Und einmal mehr konnten sie Publikum und Fachpresse mit
ihren Eigenkompositionen im High Energy Fusion-Jazzbereich begeistern. Neu war zudem diesmal die Art und Weise der Produktion, die unter eigener Regie im eigenen Studio absolviert wurde, und bei der es den Dreien gelungen ist, die Spielfreude eines Live-Konzertes auch im Studio einzufangen und auf CD zu bannen.
mehr …Thomas »Lui« Ludwig
Der Jazz Pistolero
Wie kam es dazu, dass ihr im eigenen Studio produziert habt?
»Dazu muss man sagen, dass dieses sogenannte eigene Studio ja im Prinzip nichts anderes ist als unser Proberaum, in dem wir schon einige Jahre zugange sind. Den haben wir in den letzten Monaten akustisch so aufbereitet, dass er unseren Bedürfnissen entsprach und den Sound brachte, der uns vorschwebte. Wir benutzen hier digitales Equipment und einen Apple Computer, um die von uns gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Bevor wir jedoch die CD eingespielt haben, baten wir noch Markus Born ins Studio, einen bekannten Tonmeister, der zusammen mit unserem Bassisten Christoph V. Kaiser weitere Verbesserungen vorgenommen und uns mit einigen Plug-Ins für unseren Apple ausgeholfen hat. Im Zeitalter der digitalen Technik kommt man heute mit diesen Gerätschaften aus und benötigt nicht mehr riesige Racks, um ein tolles Ergebnis zu bekommen. Die Aufnahmen selbst haben wir ganz ohne Tontechniker absolviert, wobei Christoph die Arbeit am Pult und am Apple erledigte. Da wir keinen Zeitdruck beim Arbeiten hatten, konnten wir alles in Ruhe angehen. Es gab am Ende aber noch Probleme mit der Raumakustik, eine stehende Welle in einem bestimmten Frequenzbereich, der Ton Fis im Bassbereich störte. Dafür hat Christoph dann sogenannte Bassfallen aus Beton gebaut, die wir im Raum verteilt haben und die dieses Problem erledigten. Dafür wurden Bücher gewälzt und Experimente veranstaltet, die ein für uns überwältigendes Ergebnis hatten. Wir haben ja schließlich auch nur einen Raum, in dem Regie und Aufnahmen vonstatten gehen. Damit kommen wir jetzt wirklich toll zurecht und brauchen somit unser Budget nicht mehr in großen Studios zu verbraten, wo es im Endeffekt auch nicht besser klingt.«
Habt ihr dann einzeln eure Takes eingespielt, oder alle zusammen je eine Nummer nach der anderen mit späteren Overdubs für bestimmte Parts?
»Wir haben alle zusammen die Takes eingespielt und danach noch etwas ausgebessert, wenn es notwendig war. Im Prinzip also wie bei den bisherigen Produktionen auch. Dazu haben wir jedoch den Gitarrenamp in einen Raum außerhalb verfrachtet, wo er abgemikt wurde, ohne dass es irgendwelche Einstreuungen gab – und wir haben alle drei mit Big Phones sowie der In Ear Station von Hearsafe im Studio gesessen. Ich habe noch diesen Bass Shaker unter meinem Hocker, was mir bei den Aufnahmen ein imaginäres Live-Feeling gibt und die Aufnahmen recht locker werden ließ, auch ohne Publikum. Natürlich sind das jetzt nicht alles First Takes, aber es gab ja auch keine direkte Verbindung zwischen einer roten Lampe und einem Budget, was wie durch eine Sanduhr verrinnt und was dich schon mal angespannt macht. Was heute nicht gelingt, wird eben morgen eingespielt, und man hat ja alle Zeit der Welt, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.«
Dein Drumsound bei dieser Produktion ist wirklich überzeugend und erinnert ein wenig an alte Cobham-Produktionen, klingt sehr offen, ohne Gates und Effekte. Wie erreicht man so etwas in diesem eigentlich recht kleinen Raum?
»Wir haben diese Ambience (=Raumklang) künstlich geschaffen, durch die Anordnung der Overhead Mikrofone, die auch einen minimalen Effektanteil erhielten, jedoch keinerlei Hall, den ich persönlich in der künstlichen Form auch nicht mag. Das Set ist natürlich erstmal gut gestimmt, wobei ich darauf achte, bei den vielen Toms große Intervalle zu haben, um Indifferenzen im Klang zu vermeiden. Daher ist der Aufbau der vorderen vier Toms auch umgekehrt mit 8&Mac253;, 10&Mac253;, 12&Mac253; und 13&Mac253; von rechts nach links, um nicht mit den drei Standtoms in 14&Mac253;, 16&Mac253; und 18&Mac253; in Konflikt zu geraten. Das 13&Mac253; und 14&Mac253; Tom sind daher weit auseinander. Dann benutze ich dünne Diplomat- Resonanzfelle, Ambassador-Schlagfelle auf den vorderen vier Toms und Emperor-Schlagfelle auf den Standtoms. Alles klare Felle im Übrigen. Durch die offene Stimmung erzeugen die Toms untereinander bestimmte Schwingungen – und das in Kombination mit den Mikrofonen ergibt diesen doch recht Ambience-mäßigen Drumsound à la Cobham, einem meiner großen Vorbilder. Die Toms wurden einzeln abgenommen, und als Overheads haben wir vier CAD Mikros in Niere-Einstellung benutzt. Zwei davon sind unmittelbar über dem Set platziert, zwei weitere in ungefähr sechsfacher Entfernung mit leichtem Delay, um eben jene besagte Ambience zu erreichen.«
Das klingt alles nach einer recht langen Testphase vor den eigentlichen Aufnahmen?
»Die hatten wir in der Tat, wobei man sagen muss, dass wir bis auf die Bass-drum ohne Equalizing gearbeitet haben und lediglich durch eine veränderte Mikrofonplatzierung die Ergebnisse verbessern konnten. Bei der Bassdrum hatten wir das Problem mit einem zu starken Bassanteil, der jedoch nicht vom Instrument herrührte, sondern – wie wir herausfanden – vom Raum. Des weiteren kommt hinzu, dass ich mein Set im Studio immer auf einer dicken Holzplatte aufbaue und nicht auf einem Teppich. Der Teppich filtert bestimmte Frequenzen im Klang heraus, die du dann am Pult wieder hinzugeben musst. Buddy Rich hat übrigens diese Methode schon sehr früh praktiziert – und das war für mich immer ein Muss, sollten wir je ein eigenes Studio haben. Bei einigen Fremdproduktionen, die wir mittlerweile auch hier schon abgehalten haben, waren die anderen Drummer immer von diesem Klang begeistert, der etwas heller, knackiger und ein wenig mehr »hölzern« ist. Die Holzplatte ist somit ein wichtiger Bestandteil des gesamten Drumsounds auf dieser Produktion.«
Wie schätzt du denn euren Stellenwert auf dem Musikmarkt ein? Ihr seid ja schließlich eines der wenigen professionellen Jazz-Fusion-Trios in unseren Landen, die überhaupt so aktiv sind, Platten produzieren und Gigs spielen.
»Ich denke, wir stehen mit unserem Stil ganz gut da, wobei die Rock-Einflüsse nach und nach immer größer werden. Wir sind unangepasst, benutzen viele ungerade Takte, die mir sicherlich liegen, und beschäftigen uns gerade mit drum’n’bass und Jungle Music, die wir aber gerne in Odd Times umsetzen möchten. Dabei sollte das natürlich immer noch real klingen und nicht aufgesetzt wirken. Was jedoch nicht bedeutet, dass ich jetzt am Wochenende in die Disco gehe, mir zehn Wodka Red Bull gebe, um mich dann von drum’n’bass inspirieren zu lassen, die ein DJ zum Besten gibt. Damit habe ich so meine Probleme, denn DJ’s sind für mich keine Musiker, sondern Vermittler künstlicher Produkte. Aber wir versuchen uns eben weiterzuentwickeln und sind stolz auf all die guten Kritiken, die uns das dritte Album eingebracht hat. Dabei ist diese CD noch nicht mal komprimiert, und klingt dennoch sehr homogen und voller Energie. Bei der zweiten CD war das nämlich nicht der Fall, die wurde leider zu Tode gemastert und gefällt mir heute gar nicht mehr. Aber das passiert halt, wenn man immer nur mit großen Namen arbeiten muss, seitens der Plattenfirma.«
Wie geht es denn bei euch jetzt weiter in naher Zukunft?
»Als Jazz Pistols spielen wir natürlich so viel wie möglich, was eben das Booking so hergibt und wie es in unsere Terminpläne passt. Und dann gehen wir zusammen mit einigen anderen Musikern noch als Band zum Beispiel mit Uwe Ochsenknecht auf Tour, wo ich den »musikalischen Karl-Heinz«, eben den MD gebe. Mit Ochsenknecht werden wir im Sommer touren, Festivals spielen usw. und eben sein neues Album promoten, das von Michael Kersting produziert wurde und bei dem die Drums programmiert sind, wie vieles andere auch. Das müssen wir jetzt »live« umsetzen, da mir auf der Platte etwas die Eier fehlen und die Butter ganz einsam in der Pfanne schmort. Da Uwe das auch klar war, hat er mich gebeten, die Band zusammenzustellen, die möglichst nicht aus ganz Deutschland zusammengeholt werden sollte. Das gab es bereits auf der letzten Ochsenknecht- Tour, und da wurde dann im Landhaus von Willi Bogner geprobt, wobei das Handy-Wirrwarr größer war als die Zeit im Proberaum. Der Simon Nichols spielt hier noch Keyboards, der ja auch noch bei Jule Neigel dabei ist, ferner einige Bläser und Chorsängerinnen. Es ist eine neunköpfige Truppe aus der Mannheimer Gegend, die Uwe dieses Mal hinter sich hat, und das dürfte schon ganz gut losgehen.
Mit den Pistols spielen wir zudem eine Woche in Belgrad in einem Jazz Club, ohne Begleitschutz, hoffe ich, und zudem mache ich ja wieder etwas mit der Jule Neigel, wo wir vor kurzem eine Unplugged Tour bestritten haben.«
Wie kam es denn dazu, da Jule doch schon einige Zeit nichts mehr von sich hören gelassen hat?
»Stimmt, die letzten beide Jahre war da musikalisch eigentlich nichts mehr passiert – und dann rief Jule aus dem Blauen heraus an und erzählte mir von dieser Tournee, die sie plante. Wir haben dafür auch einen Tag geprobt und sind dann auf eine lange Deutschlandtournee gegangen. Neun Tage durch ausverkaufte Clubs, in denen wir die Leute begeistern konnten. Es hat tierischen Spaß gemacht, und es gibt auch ein paar tolle Aufnahmen, wobei ich nicht weiß, was damit jetzt passiert und ob überhaupt etwas mit dieser Band in Planung ist.«
Warum bist du überhaupt damals ausgestiegen bei Jule Neigel, in einer Phase, in der die Band ja eigentlich noch gut lief?
»Ich wollte einfach mal etwas anderes machen und nicht mehr rund um die Uhr für Jule auf »Stand By« sein. Hinzu kam die Tatsache, dass es mir finanziell nicht reichte, um über die Runden zu kommen, und so bin ich im April `92 aus der Gbr ausgestiegen und habe wieder angefangen, mit anderen Musikern zu arbeiten. Das war jedoch nicht so einfach, da ich viele Leute durch meine Arbeit bei Jule enttäuscht hatte, kurzfristig Jobs absagte für eine Fernseh- Playbackshow mit Jule usw., was sie mich zu Anfang spüren ließen. Da ich nun nach dem Ausstieg nur noch freier Mitarbeiter war, habe ich auch in Frankenthal beim »Musikant« mit dem Unterrichten begonnen, was ich bis heute noch tue.«
Hast du ansonsten noch irgendwelche Produktionen in den letzten Jahren eingespielt?
»Es gab einige Gospel-Alben, viele Auftragsproduktionen im Klangstudio und ein Uwe Ochsenknecht-Album. Dann habe ich häufig Drum-Coaching in unserem Studio gemacht, eben nicht jemanden ersetzt für die Aufnahmen, sondern immer das vermittelt, was meines Erachtens nach fehlte. Ich denke, es ist ungemein wichtig, dass alle Musiker einer Band auch im Studio dabei sind, da sonst die Band recht schnell an solchen Situationen zerbrechen kann. Häufig loopt man dann Parts, und auch bei bekannten Bands mit großen Hits ist das viel zu hören. Für den Verbraucher solcher Gebrauchsmusik mag das ja okay sein, aber mein Ding ist es definitiv nicht. Für mich gibt es da musikalisch große Unterschiede, die man als Musiker einfach machen sollte. Ich bin schon gebucht worden mit dem Hinweis, spiel mal so, als würdest du erst acht Wochen hinterm Set sitzen. Dann denke ich mir auch mein Teil. Aber in der Gebrauchsmusik, der täglichen Hitparade, scheint das so zu funktionieren, doch damit tue ich mich manchmal recht schwer, und daran muss ich mich erst gewöhnen.
Dann habe ich noch eine Produktion in Nürnberg getrommelt, die hieß »Jazz Machine«, ein Rundblick auf fünfzig Jahre Jazz mit Originalzitaten und vielen Loops usw. Die wurde in Hollywood fertig gestellt und soll jetzt in den USA veröffentlicht werden. Ansonsten gab es noch einige Jingles für Karlsberg, Gardena usw. die man halt schon mal mitnimmt. Aber meine Hauptkonzentration liegt bei den Jazz Pistols, wie auch bei Ivan und Christoph, und an der Entwicklung dieses Trios. Das ist zwar finanziell immer noch der schwächste Punkt in meiner Arbeit, doch am meisten kreativ und musikalisch einfach die größte Herausforderung. Und daran arbeiten wir auch weiterhin.«
Wie bist du denn überhaupt zum Schlagzeug gekommen, wenn dich doch früher eigentlich eher das Ballett und die klassische Musik interessiert haben?
»Die traditionelle Klassik in dem Sinn war es ja auch nicht. Ich habe nie Beethoven und Konsorten bevorzugt, sondern eher die heftige Schiene mit Strawinsky oder Béla Bartok. Durch das Ballett dann, was dank meines Vaters nur eine kurze Episode war, und eben die Klassik wollte ich Trommler in einem Orchester werden, so mit Pauken, Snaredrum, Mallets usw. Zum Drumset bin ich durch Phil Collins gekommen, der mich mit seiner melodischen Art zu trommeln und noch dazu zu singen total faszinierte. Das war so um 1980 herum, und da habe ich mir alles gekauft, was es von Phil Collins gab, die ganzen Genesis- Platten usw., und dazu getrommelt und gesungen in meiner imaginären Band, von der es gottseidank keine Aufnahmen gibt. Witzigerweise hat das mit dem Trommeln direkt gut geklappt, und ich hatte dann auch schnell eine Band, in der wir nur Cover-Versionen gespielt haben. Da habe ich dann knapp drei Jahre lang getrommelt, was mich wiederum zur modernen Musik gebracht hat. 1983 bekam ich das Angebot, in einer Ami-Club-Band mitzumachen, wo es immer 100 Dollar gab und man knapp vierzig Stücke im Repertoire hatte. Das waren damals knapp 350 Mark an einem Abend, oder besser gesagt, ungefähr die Hälfte meiner monatlichen Arbeitslosenunterstützung, die ich zu der Zeit bezog. Ich hatte gerade meine Lehre als Druckvorlagen-Hersteller fertig, keinen Job, viel Selbstbewusstsein und eine große Klappe, und so habe ich direkt zugesagt, ohne zu wissen, was mich erwartete. Klassische Musik habe ich zu jener Zeit immer noch gehört, sogar Schönberg, also wahrlich keine leichte Kost, und zugleich aber auch Toto, Genesis und Brand X, über die ich übrigens zur Fusion-Musik kam. Die Ami-Club-Schiene habe ich fast ein Jahr gemacht, bis der Dollar fiel und es nicht mehr so lukrativ war. Da habe ich mich dann immer mehr in meinen Übungsraum zurückgezogen und für mich alleine geübt zu Platten usw. Und 1985 kam ja schon die Jule Neigel und somit die Fortführung meiner musikalischen Karriere.«
Du hattest also nie irgendeinen Lehrer oder mal Seminare besucht, sondern dir als reiner Autodidakt alles selbst in vielen Stunden im Proberaum erarbeitet?
»Genau, so zwischen 1984 und 85 war es ganz hart. Ich hatte einen Proberaum in der alten Feuerwache, wo ich mich häufig ganze Nächte eingeschlossen und über Monate nur für mich allein geübt habe. Auch das Notenlesen gehörte dazu, was ich ganz gut beherrsche und mir selbst draufgeschafft habe. Wobei mir die Noten nicht so wichtig sind, da ich mir vieles sehr gut und schnell merken kann und daher die Noten recht schnell beiseite lege. Zugleich habe ich tagsüber mein Boxtraining absolviert, um die dicken Arme zu bekommen, und in den Nächten am Set gesessen und geübt bis morgens um sechs. Dann habe ich Brötchen geholt, bin in meine Wohngemeinschaft zurück, hab gefrühstückt und geschlafen. Das war so mein täglicher Ablauf, da ich ja nicht viele Gigs hatte und somit meinem Lotterleben frönen konnte. Alles ging so lange, bis die Jule Neigel Band an den Start kam, und ich endlich viel zu tun hatte – ausschliesslich mit Musik.«
Wie vereinbarst du denn das Boxen und das Trommeln? Hast du keine Angst um deine Hände?
»Keinesfalls, da ich ja keine Kämpfe, sondern nur das reine Training absolviere, um mich persönlich fit zu halten. Und da ist z.B. das Kontraktieren der Hände schon eher hilfreich. Du formst ja nur die Faust, wenn du schlägst, um deine ganze Kraft in diesen Schlag zu legen. Das ist eine tolle Übung für die Spannkraft der Hände – und ansonsten, auch was die Lockerheit von Hüften, Armen und Schultergelenken betrifft, ist das Boxen eher hilfreich. Ich bin so z.B. besser in der Lage, den Rebound meiner Trommeln zu kontrollieren, da dies ein ähnlicher Vorgang wie der Rückprall im Boxen ist. Aber richtig gekämpft habe ich nie, und das Sparing habe ich schon zu Jules Zeiten drangegeben. Heute ist es die Fitness und Lockerheit, die mich weiter im Training hält sowie die dicken Arme, die ich mir erhalten möchte. Aber um richtig wieder ins Boxen einzusteigen, müsste ich meinen Körper ja auch entwässern, abnehmen usw. – und das war für mich immer das Schlimmste, was es gab. In der Sauna oder unter der heißen Dusche mit zugeschnürtem Kapuzenpulli Seilchen zu springen und solche Scherze. Das war nun auch nie mein Ding. Daher habe ich mich nie abgehungert, auf Kämpfe verzichtet und lediglich trainiert. Seilspringen ist ohnehin gut für die Handgelenke und die Unterarme, die man dabei zugleich kräftigt und lockert.«
Machst du dir dann heutzutage eher Gedanken über die Zukunft, musikalisch oder familiär?
»Familiär fahre ich mit meiner Freundin zur Zeit in sicheren Gefilden, musikalisch möchte ich noch mehr im eigenen Studio mit den anderen arbeiten und weniger unterwegs sein. Ich möchte eigentlich nicht mehr so viel und lange touren, und das funktioniert zur Zeit ja auch schon einigermaßen. Ansonsten sollte ich vielleicht darüber nachdenken, mal meine Schlagzeugschule zu Papier zu bringen, bevor all meine Schüler ihre Bücher abgeliefert haben. Ich denke, dass mein Konzept gut ist und für viele hilfreich sein könnte. Das wäre auf jeden Fall ein Ziel für die Zukunft, und die würde ich auch von Hand, mit Rapidograph und Tusche erstellen – und gänzlich ohne Computer. Schließlich muss die Ausbildung ja auch mal irgendwann zum Tragen kommen. Ansonsten, wie gesagt, möchte ich sesshafter werden, weniger durch die Gegend jagen und von einem Job zum anderen hetzen. Bei zu vielen Gigs werde ich schnell unselbstständig, gewöhne mich an die Vorteile von Hotels und lege ein gewisses Paschaverhalten an den Tag, was ich gar nicht mag, aber auch nicht vermeiden kann. Zudem übe ich wieder viel, ganz früh morgens meistens, daher bin ich lieber mehr zu Hause. Sozusagen die Werktage zum Arbeiten und das Wochenende zum Spielen. Das wäre meine Idealvorstellung vom Musikerleben.«
Text & Fotos:
Heinz Kronberger
Treffsichere „Jazz Pistols“ im Rind
Die „Jazz Pistols“ gastieren mit energischem Jazzrock und viel Perfektion im „Rind“
Der gute alte Jazzrock, auch mal Rockjazz genannt und später zu „Fusion“ mutiert, ist eigentlich ein Kind der 1970er Jahre. Bands wie etwa „If“, Miles Davis in einer bestimmten Phase, das „Mahavishnu Orchestra“ von John McLaughlin, „Brand X“ und viele mehr waren Protagonisten dieser Stilrichtung, die beginnend in den 1960er-Jahren, eine Verbindung zwischen Rock und Jazz herstellte. Die große Blüte dieser spieltechnisch meistens exzellenten Bands waren die Mitt-1970er-Jahre, doch später zerfaserte das Genre ohne neue Impulse und wurde von neuen Entwicklungen wie dem Punkrock zur Nischenmusik degradiert.
Die „Jazz Pistols“ pflegen das Erbe des Jazzrock
Doch es gibt sie noch, die – jetzt so genannte – Fusionmusik. Seit 22 Jahren hält mit den „Jazz Pistols“ eine Band aus dem Darmstädter Raum die Fahne dieser Stilrichtung hoch. In der Besetzung wie in ihren Anfangstagen, pflegen diese drei Musiker genau diesen instrumentalen, hochkomplexen, ausgefeilten und vielschichtigen Power-Jazz-Sound. Zwar spielen die drei Musiker zum „richtig“ Geldverdienen auch mit renommierten Leuten wie Bassist Christoph Kaiser mit Jule Neigel oder Drummer Thomas Ludwig mit Chaka Khan oder Xavier Naidoo, doch kreativ ausgetobt wird sich mit den „Jazz Pistols“.
Überragende Spieltechnik
„Wir tun alles, daß die Livemusik nicht verkommt, schließlich wollen wir ja irgendwann noch das 300-jährige Bestehen der Band feiern“, postulierte Schlagzeuger Thomas Ludwig – am roten „Ludwig“-Schlagzeug (!) – und schon im Opener „Superstring“ war die Marschroute klar: Höchstes spieltechnisches Niveau, donnernde, punktgenaue Drums, lange Gitarrensoli in noch längeren Stücken und fetter Baß bestimmen das Geschehen. Oft noch ein sanfter Beginn mit ruhigem Gitarren-Intro wie im typischen „Mr. Smithers“; doch dann geht langsam, aber stetig die Post ab: die anfangs noch klaren Motive werden aufgebrochen, vertrackte Kadenzen, die verschiedensten Metren und viele Soli des exzellenten Gitarristen Stefan Ivan Schäfer bestimmen die meisten der weiteren Stücke. Gelegentlich wünscht man sich ob der ganzen Perfektion ein wenig mehr schräge Unberechenbarkeit, doch beeindruckend ist die Darbietung schon. Eine gewisse Wiederholungsgefahr ist in diesem Konzept immer gewärtig, denn zu viel Makellosigkeit vermag auch zu ermüden und die Falle der Selbstreferenz lauert schon. Mit dem – im Gegensatz zu früheren Zeiten – häufigen Einsatz einer akustischen Gitarre wird diese Gefahr jedoch vermindert und lockert die Darbietung auf.
Alle drei können alles spielen
Als fast alleiniger Melodienlieferant trägt Gitarrist Ivan Schäfer ein großes Gewicht, das er aber zumeist superb schultert. Ob Fingerpicking auf der akustischen Gitarre in „Travels“, rockige Linien wie im „aktuellen Hit“ (Thomas Ludwig) „Rocket In A Pocket“, ein wenig Samba-Flair wie in „Blues For Gordon“, er beherrscht alles. Sein Stil an der elektrischen Gitarre zeigt Einflüsse von an Lee Ritenour, Larry Carlton, Earl Klugh, Jeff Beck und auch Pat Metheny, eine perfekte „Fusion“ eben. Bassist Christoph Kaiser an seinen sechssaitigen (!) Instrumenten hat einen dicken Sound, spielt bis auf gelegentliche Funk-Impulse eher ruhig, aber exakt und wenn es sein muß, komplizierteste Läufe wie selbstverständlich. Kraftpaket und „Moderator“ Thomas Ludwig glänzt nicht nur durch diverse mehr oder weniger lustige Anekdoten, sondern vor allem mit einem wahren Powerdrumming, im Stil dem großen Dennis Chambers ähnlich.
Nach der Pause drehen sie auf
Hatte man vor der Pause noch ein wenig das Gefühl eines kleinen „Schongangs“ in der Performance, so drehten die drei nach ruhigem Beginn nach der Pause richtig auf und ließen dem „Rock-Aspekt“ in Stücken wie eben „Rocket In A Pocket“ oder „Penguin“ freien Lauf. Mit einer dann wieder elegischen Version von Chick Coreas „Spain“ als Zugabe fand dieser Abend voller Virtuosität sein schönes Ende.
Peter Schneider
This accomplished fusion trio from Germany continues to weave its high-energy spell on its fifth outing. Formed in 1995 as a kind of punk-jazz power trio, guitarist Stefan Ivan Schäfer, electric six-string bassist Christoph V. Kaiser and drummer Thomas Lui Ludwig have developed an indelible group-think, apparent on such intricate stop-time fusion anthems as “Berns’ Rotation,” “Chick San” and the fiery “SMBH.” The players pay tribute to Jaco Pastorius—as they have on all of their previous albums—with a soulful reading of his “Three Views of a Secret,” and Kaiser showcases his own virtuosity on “Rubicon.” Intricate unison lines, crisp backbeats, tricky time signatures and beaucoup chops abound here.
JazzTimes (USA) Bill Milkowski 07 / 2011
Seit ein paar Jahren strahlt ein neuer Stern am Internationalen, speziell aber am deutschen Fusionhimmel. Die Jazz Pistols verbinden auf ihren drei bisherigen Alben bekannte Titel aus dem Genre wie Birdland oder Spain mit Eigenkompositionen, die von verschiedensten Stilistiken oder Künstlern inspiriert sind. Christoph Victor Kaiser liefert dazu das bassige Fundament, aber auch Akkorde und Melodien und das alles natürlich unheimlich groovy. Ove Bosch traf den überzeugten Fodera-Spieler im Studio des Trios im schönen Odenwald.
BP: Guten Tag, der Herr! Lass uns kurz die obligatorischen Geschichten abfrühstücken. Schildere mir doch bitte deinen musikalischen Werdegang.
CVK:»Ich bin Jahrgang 1971 und habe mit sechs Jahren angefangen Klavier zu spielen. Mit elf habe ich dann gewechselt zum Violoncello. Das habe ich über zehn Jahre gespielt in diversen Orchestern. Meine Ausbildung war also ziemlich klassisch. Zum Bass bin ich mit sechzehn am Gymnasium gekommen, als mich mein Musiklehrer ansprach. der einen Bassisten für die Bigband suchte. Er meinte, das würde sicher gut passen, da ich ja schon Cello spielte und beide Instrumente vier Saiten hätten. Das die Stimmung unterschiedlich ist, hat er mir natürlich nicht verraten. Es ging dann eigentlich alles recht zügig. Da meine linke Hand ja schon gut trainiert war, konnte ich mich auf die rechte konzentrieren. Notenlesen konnte ich auch schon. Ich habe mir über jede Note den Bund geschireben, an dem ich herunterdrücken musste. Über die Position der Note konnte ich dann erahnen auf welcher Saite der Ton lag. Anhand dieses Nummernsystems habe ich dann den Bass relativ schnell erkundet. Nach einem Jahr kam ich bereits in eine Band, die anspruchsvollen Jazzfusion spielte. Die Musiker waren alle Kumpels von mir, aber an ihren Instrumenten wesentlich besser. Das war dann ein guter Ansporn, man kann es sich ja eigentlich nur wünschen, mit Musikern zu spielen, die besser sind als man selber…«
BP: Wie bist du denn dann zu deinem Stipendium in Berklee gekommen?
CVK: »Berklee war natürlich schon immer mein Traum. Es wird wohl vielen deutschen Musikern so gehen, dass sie gerne mal nach Amerika rüberschnuppern würden. Das war lange Zeit unerreichbar, vor allem aus finanziellen Gründen, obwohl die Schule damals im Gegensatz zu heute sogar noch einigermaßen erschwinglich war. Es gibt da zwei Möglichkeiten an ein Stipendium zu kommen. Einmal machen die immer ihre Worldtours, d.h. sie gehen in eine bestimmte Stadt an eine Musikschule, lassen sich von interessierten Schülern was vorspielen und wenn da etwas Außergewöhnliches dabei ist, wird der oder diejenige halt engagiert. Die ander Möglichkeit, und so habe ich es auch gemacht, ist, eine Kssette hinzuschicken. Da müssen dann Sachen mit der Band drauf sein, Coverversionen und Etüden. Ich habe dann eine Cellosuite von Bach draufgeknallt, da ich die ja vom Cello eh schon konnte und auch auf dem Bass schon probiert hate. Das habe ich eigentlich nur gemacht, um mein Gewissen zu beruhigen und sagen zu können, ich hätte es versucht. Ich habe da dann auch nicht weiter drüber nachgedacht. Eineinhalb Jahre später kam dann tatsächlich ein Brief mit der Zusage. Mir wurde ein Teilstipendium angeboten, d.h. es wurde mir ein großer Teil der Studiengebühren erlassen.
Ich war dann aber nur für zwei Semester drüben, da mir damals schon die Jazz Pistols viel zu wichtig waren, als dass ich hätte drei bis vier Jahre in Amerika bleiben können. Die Band gab es zu der Zeit ja schon, wir hatten auch schon unsere erste CD produziert.«
BP: Lass uns über deine sehr bemerkenswerte Tappingtechnik sprechen. War dir deine Klavierausbildung im Bezug auf Harmonien und auch Unabhängigkeit der Hände hilfreich?
CVK: »Ich muss gestehen, dass das Klavier nicht meine große Liebe war. Außerdem lag es schon zu lange zurück. Victor Wooten war es eigentlich, der mich darauf gebracht hat, allerdings zu einer Zeit, als ihn hier in Deutschland noch kaum einer kannte. Ich habe dann mit Ivan (Gitarrist der Jazz Pistols) angefangen, einige Bela Fleck-Stücke im Duo zu spielen, und es hat mir sehr gut gefallen, dass ich auf dem Bass ein bisschen mehr machen konnte als nur Grundtöne zu verschieben. Als es dann darum ging, Songs für unsere erste CD zu schreiben, habe ich versucht, das mit einzubringen. Dabei bin ich aber nie besonders harmonisch vorgegangen. Ich habe mir nicht überlegt, dass ich jetzt die Terz, die Sexte und die None brauche, sonder bin eher soundmäßig vorgegangen.
Es hat mich auch nie gereizt, im Stile von Billy Sheehan die Tappingtechnik gitarristisch zu nutzen, also für solistische Zwecke, um besonders schnell zu sein. Viel her reizt mich die Möglichkeit; noch hinter der Gitarre eine Harmonie aufzubauen. Dazu bietet sich dann natürlich insbesondere der Sechssaiter an.
Generell darf man so etwas nur im passendend Rahmen machen. Im Trio bei den Jazz Pistols ist es klasse. Sobald ein Keyboard dabei ist, würde von mir die Daseinsberechtigung dieser Spieltechnik doch stark angezweifelt werden. Dann sollte man sich eher auf den Bass konzentrieren und den Groove schieben.«
BP: Das machst du doch nebenher auch noch ganz vernünftig...
CVK: »Ja, das funktioniert inzwischen ganz gut. Daran hat aber auch wieder die Tappingtechnik erheblichen Anteil. Wenn man, wie ich, in einem Powertrio spielt und nicht tappt, würde man wahrscheinlich wesentlich mehr Töne hineinpacken, um den Platz aufzufüllen, den diese Besetzung nun mal eben gibt. Durch das Tappen hat sich bei mir diese Problematik nie ergeben. Ich spiele eher ruhigere Basslinien, die trotzdem ganz ordentlich grooven unddas gibt dann mir den Akkorden eine schöne Einheit.«
BP: Du bist ja Fodera-Endorser. Wie kam der Kontakt zustande?
CVK: »Das ging über den Chef von DR Strings, die ich ebenfalls endorse. Wir trafen uns vor Jahren auf der Messe in Frankfurt und es entwickelte sich eine Beziehung. Er war sehr interessiert daran, was in Deutschland musikalisch so abgeht und ich habe die Möglichkeit, diese Spitzensaiten ziemlich günstig zu beziehen. Er hat dann irgendwann bei Vinnie Fodera angerufen und gesagt, dass es da einen Deutschen gibt, der sich für seine Bässe interessiert. Ich habe direkt Kontakt aufgenommen, eine CD hingeschickte und so ging das.«
BP: Der Fodera-Test in unserer letzten Ausgabe hat zu einer heftigen Diskussion über Sinn und Unsinn derart teurer amerikanischer Instrumente geführt, wo doch in deutschen Landen die Bassbauerzunft so stark und gut vertreten ist. Wozu brauchst du einen Fodera?
CVK: »Man bekommt, je länger man ein Instrument spielt, eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie man klingen möchte. Ich will einen edelen Sound mit Tranzparenz und Klarheit. Das gibt mir ein Fodera. Das würde mir eventuell auch ein deutscher Bass geben, aber um das beurteilen zu können, habe ich noch zu wenige gespielt. Ich möchte auch nicht die deutschen Bassbauer abwerten. Fodera hat jahrelang mit diversen Leuten seine Bässe weiterentwickelt, die mir als Musiker viel bedeuten und deren Sound meinem Ideal recht nahe kommt, z.B. Victor Wooten oder auch Anthony Jackson. Außerdem habe ich meine beiden Foderas zu einem außergewöhnlich günstigen Kurs bekommen, das hätte ich auch für einen Bass aus deutschen Lande bezahlt. Weißt du, für mich ist ein Bass ein Arbeitsgerät, denn ich bin Musiker. Er muss zuverlässig sein und gut klingen. Ich habe auch nur die zwei Foderas. Einen Imperial Sixstring bundiert und einen als Fretless. Ich sammele keine Instrumente, wie das viele andere machen. Wenn man die Preise von E-Bässen mit denen klassischer Instrumente vergleicht, kann man sich eigentlich nur glücklich schätzen. Was bei uns E-Bassisten das Höchste der Gefühle ist, da liegen im Klassikbereich noch die Schülerinstrumente.«
BP: Erzähl´mir noch ein bisschen was über deine Arbeit mit den Jazz Pistols. Du setzt ja live keine Bassanlage ein. Was habt ihr für ein Soundkonzept?
CVK: »Ja, das stimmt, ich spiele live mit den Pistols seit einiger Zeit ohne Bassanlage. Ich benutze einen Preamp und einen Kompressor von Demeter und gehe dann direkt in unser Roland-Digitalpult. Da ich auch öfters mal per Midi-Pickup synthetische Sounds abrufe und die auch adöquat wiedergegeben werden müssen, war diese Lösung naheliegend. Wir benutzen In-Ear-Monitoring. Das ist ein sehr akkurates System; da hört man jede Kleinigkeit, die sonst vielleicht untergegangen wäre. Mit dem Mischpult können wir immer alle Einstellungen abspeichern und jeder hat seinen eigenen Stereomix. Wir können also auf jeder Bühne, egal wie groß der Laden oder das Festival ist, den gleichen Sound an den Mischer geben. Im Normalfall mischen wir selber, so hast du die bestmögliche Kontrolle über das, was über unsere JM-Audio PA beim Zuhörer ankommt. Bei Gigs mit Uwe Ochsenknecht, den wir als Backingband häufig begleiten, setze ich allerdings mit zwei 4×8″ JM-Audio Bassboxen und einer QSC-Endstufe meine richtige Bassanlage ein, weil daa die Bühnen doch sehr groß sind und kein In-Ear-Monitoring verwendet wird.«
BP: Ihr spielt im Herbst zwei Tourneen für das Goethe-Institut. Wohin geht die Reise und wie kam´s?
CVK: »Da haben sich in der Tat zwei sehr schöne Sachen ergeben. Im Oktober gehen wir für drei Wochen nach Süd- und Ost-Afrika. Madagaskar, Zimbabwe, Sambia, Südafrika, Kenia, Uganda, Namibia und Botswana stehen auf dem Plan. Im November geht es dann auf den Balkan nach Mazedonien, Jugoslawien und Kroatien für eine zehntägige Tour. Das ist wirklich eine besondere Gelegenheit. Solche großen Tourneen werden vergeben und organisiert von der Zentrale des Goethe-Instituts in München. Es wird alles vom Institut organisiert, wir müssen lediglich unsere Visa an den Start bringen und uns impfen lassen.
Das passiert alles auch in einer wichtigen Phase für die Band, da sich das Team sehr gut entwickelt hat. Jetzt kommt nach und nach die Anerkennung des Publikums und das ist wirklich ein gewaltiger Ansporn, so weiter zu machen. Die Jazz Pistols sind eine Band, die längerfristig ausgelegt ist, wir wollen regelmässig CDs aufnehmen, viele Gigs spielen und einfach unsere Musik machen.«
BP: Auch wenn die Anerkennung duch das Publikum größer wird und die Verkaufszahlen sich sehen lassen können - reich wird man doch von Fusionmusik sicher nicht. Von was lebst du als Musiker?
CVK: »Zunächst einmal habe ich mir einen recht bescheidenen Lebensstil angeeignet. Ich rauche zum Beispiel nicht, was ja schon einiges Geld spart – das geht dann allerdings woanders wieder drauf. Ich gebe ein bisschen Unterricht und leite eine Bigband an einem Gymnasium. Neben den Gigs mit den Jazz Pistols wären da noch einige Auftritte mit Uwe Ochsenknecht und ab und zu auch Aushilfen bei Jule Neigel, wenn Frank Itt mal nicht kann. Oft spiele ich auch andere Jazzgigs oder auch Aushilfen für andere Bands. Ich versuche stilistisch offen zu bleiben. Ich komme also über die Runden.«
BP: Danke für das informative Gespräch und alles Gute für dich und die Jazz Pistols!
CVK: »Ich danke dir! Bis dann.«
Text:
Ove Bosch – Bass Professor
“Frisch, ideenreich und unverbraucht – das Trio stellt sich spiel- und aufnahmetechnisch blitzsauber vor auf seiner Debüt-Scheibe. Reif für die Insel? Im so oft müde plätschernden Klangmeer der Fusion-Music bieten drei couragierte Instrumentalisten eine solche an. Dabei machen sie phasenweise vergessen, daß sie nur Trio sind: Mehr Schein als Sein – hier ist das als Lob zu verstehen.”
“Sozusagen ein Blattschuß ist den Jazz-Pistols mit ihrer soeben erschienenen Debüt-CD “Three on the floor” gelungen. Das Kurpfälzer Trio, dessen prominentestes Mitglied der Jule-Neigel- Schlagzeuger Thomas Lui Ludwig aus Mannheim ist, stellt sich auf seinem hervorragenden Erstlingswerk als originelle Fusion-Band vor. Die Band besticht als dichtes, eng verzahntes Kollektiv.”
Vor einiger Zeit ist er von der pfälzischen Provinz zurück in die Großstadt gezogen, wohnt jetzt wieder in der “quadratischen Stadt” Mannheim, genauer gesagt im Planquadrat T wie Thomas. Der Name Thomas “Lui” Ludwig ist seit anderthalb Jahrzehnten verbunden mit Jule Neigel. Im Laufe der Jahre kamen auch noch zahlreiche Gigs mit dem singenden Schauspieler Uwe Ochsenknecht hinzu – und dann gibt es natürlich noch die Jazz Pistols, für Lui schon immer eine “Spielwiese der besonderen Art”. Vor wenigen Wochen wurde das dritte Album der Jazz Pistols mit dem Titel “Special Treatment” veröffentlicht. Anlässlich der im Februar durchgeführten “Unplugged”-Tour von Jule Neigel, die hier neben eigenen deutschsprachigen Songs auch Kompositionen von Sting, Zucchero, John Hiatt, Edith Piaf, Guesch Patti und dem Buena Vista Social Club präsentierte, hat sich Bruno Kassel mit Lui zum Interview getroffen.
Unser letztes Interview fand ja kurz nach der Veröffentlichung des zweiten Albums der Jazz Pistols statt. Mit "Special Treatment" ist nun euer dritter Longplayer erschienen. Wie würdest du den Unterschied zur letzten Platte beschreiben?
Bei der zweiten CD hatten wir vor den Studio-Aufnahmen bereits sämtliche Songs in fertig ausgearbeiteter Form vorliegen, dann sind wir zu Winnie Leyhs “Klangstudio” gegangen und standen dort unter dem Druck, in der uns zur Verfügung stehenden Zeit fast zwei Songs pro Tag einspielen zu müssen. Inzwischen haben wir in Kirschhausen unser eigenes “Cherrytown Studio” aufgebaut, und daher ist die neue Platte relativ gemütlich entstanden, indem wir immer mit zwei oder drei fertigen Kompositionen ins Studio gegangen sind, um die Sachen dann in aller Ruhe und ohne Zeitlimit aufzunehmen. Wir haben trotzdem im Studio noch viel improvisiert und an den Songs so lange rumgefeilt, bis sie richtig “rund” klangen. Wenn wir dann wieder mal ein oder zwei Songs im Kasten hatten, sind wir wieder für eine Weile auseinandergegangen, damit Ivan, unser Gitarrist, und Christoph, unser Bassist sich an neue Kompositionen machen konnten. Sobald die Beiden dann mit neuem Material aufwarten konnten, haben wir uns wieder im Studio getroffen und die nächsten Tracks aufgenommen. Die zweite Platte hatten wir also in einer kurzen Zeit von etwa elf Tagen aufgenommen, und “Special Treatment” ist step by step entstanden.
Ist das für den Hörer deiner Meinung nach zu erkennen?
Was bei der neuen CD sicherlich verstärkt spürbar ist, ist die Interaktion der drei Musiker untereinander, die nicht wiederholt wurde, weil sie nur einmal stattgefunden hat. Natürlich haben wir die einzelnen Tracks mehrfach hintereinander gespielt, aber die jeweilige Fassung, die sich auf der Platte findet, ist in einem Durchlauf so aufgenommen worden. Wir haben uns nicht an irgendwelchen angesagten Trends orientiert, sondern unabhängig vom gerade angesagten Musikgeschehen unseren eigenen Stil weiterentwickelt. Ich habe beispielsweise während der Produktionsphase überhaupt keine andere Musik gehört, habe kein Radio angeschaltet und mir keine Musikclips im TV angesehen. Ich wollte halt nicht mit irgendwelchen stumpfsinnigen Kylie Minogue-Refrains ins Studio gehen, die sich einem ja sofort im Kopf festfrieren, das wollte ich unbedingt vermeiden. Wir haben uns um den ganzen Industriekram nicht mehr gekümmert und uns nur auf das eigene Material konzentriert. Im Studio haben wir dann immer wieder intensiv improvisiert. Ich bin mir sicher, dass die Songs bei unseren Live-Gigs jeden Abend anders rüberkommen, da wird es immer wieder Passagen geben, die in der Form nur ein einziges Mal zu hören sein werden …
Wenn die Jazz Pistols eine CD aufnehmen, benutzt du dann dein Live-Drumset, oder bevorzugst du dafür eine andere Konfiguration?
Nein, ich habe immer mein komplettes Drumkit im Studio stehen. Das ist ein Pearl MMX “Masters Custom”-Serie, also aus Maple, mit einer 22″ x 18″ Bassdrum, dann – von meiner Sitzposition aus betrachtet – von links nach rechts ein 13″ Tom, ein 12″ Tom, dann das 10″ Tom, davon rechts das 8″ Tom, über dem dann das große Sabian 22″ Power Bell Ride-Cymbal hängt. Alle diese Toms haben normale, kurze Kesseln und Remo “Ambassador”-Felle. Dann geht’s weiter rechts mit Toms in den Größen 14″, 15″ und 16″ mit Remo “Emperor”-Fellen, diese Toms stimme ich in Quarten zueinander. Sämtliche Toms haben Guss-Spannreifen drauf. Links neben der Hi-Hat habe ich dann noch ein 18″ Gong-Tom mit Resonanzfell, welches ich auf der Schlagfellseite mit einem Bassdrum-Mikrofon abnehme. Dieses Gong-Tom nehme ich aber nur in den seltensten Fällen mit auf Tour. Des weiteren habe ich noch eine 14″ Snaredrum und eine zweite 10″ Snaredrum links daneben. Grundsätzlich mag ich keine neuen Felle, denn sie klingen einfach besser, wenn man sie schon eine Weile spielt.
Im Studio benutze ich mit Ausnahme des erwähnten “Power Bell” Ride-Cymbals und einem handgehämmerten 22″ Chinese aus der HH-Serie nur die Sabian AA-Cymbal-Serie: 16″, 17″, 18″ und 19″ als extra dünne Crash-Cymbals, eine 13″ AA Regular Hi-Hat und noch eine zweite Hi-Hat, wobei das Modell allerdings variiert.
Soviel zu deinem Studio-Set. Hier bei der "Unplugged"-Tour von Jule Neigel spielst du aber ein deutlich reduziertes Schlagzeug-Set.
Ja, hier fahre ich einen erdigen und leicht jazzigen Sound mit sehr weichen Cymbals, und zwar den dünnen HHX-Cymbals. Hier spiele ich ein 19″ auf Richtung “11 Uhr”, auf etwa “13 Uhr” habe ich das 21″ André Ceccarelli Hot-Ride Signature-Cymbal, dann ganz rechts bzw. links außen auf “8 Uhr” ein 17″ und auf “16 Uhr” ein 18″ Crash-Cymbal. Dann zwei Snaredrums, wovon eine die 14″ x 6,5″ Pearl “UltraCast” mit gegossenem Aluminiumkessel ist, die einen ganz tollen Sound hat, weil ich sie relativ tief gestimmt habe. Früher war ich ja immer so bockig, dass ich meine Snaredrum schon aus Prinzip ganz hoch gestimmt habe. An Toms habe ich bei der Jule-Tour 13″, 12″, 14″ und 16″, die ich auch alle ziemlich tief gestimmt habe.
Dann habe ich bemerkt, dass du eine Hi-Hat einsetzt, bei der das untere Cymbal einige Sizzles aufweist ...
… ja, das ist noch aus dem uralten Lagerbestand von M&T, diese 15″ Hi-Hat habe ich mir mal irgendwann mitgenommen. So was ist ja eigentlich überhaupt nicht im Trend, aber gerade deshalb hat mich diese Hi-Hat schon vom ersten Moment an gereizt. Und da ich auf der “Unplugged”-Tour von Jule ohnehin ziemlich leise spiele, passte diese Hi-Hat wunderbar in das Gesamtkonzept …
Wie sehen denn deine Pläne für die nächsten Monate aus?
Nach dem Ende der “Unplugged”-Tour mit Jule Neigel stehen dann sowohl die Tour mit Uwe Ochsenknecht an als auch diverse Auftritte mit den Jazz Pistols. Dann erscheint dieser Tage auch die zweite CD des Gospel Celebration Choir, auf der ich auch getrommelt habe. In diesem Mannheimer Chor hat auch Xavier Naidoo lange Zeit mitgemacht. Es ist also wieder mal viel los.
Interview & Fotos: Bruno Kassel
BASS-Meister By Brent-Anthony Johnson
FliegenFretless!
Jazz Pistols bassist Christoph Victor Kaiser is the epitome of team-player and incredible soloist! His ability to soar, with seeming effortlessness, above the German trio’s tight, punchy, curvy, and relentlessly swinging arrangements of standards, and their own well-written material speaks both to hours in the woodshed… and special gifting. A, “flying fretless bass master”, if you will.
Along the way, the bassist also lends his compositional expertise to the Jazz Pistols releases, as well as engineering and mixing the material as the group’s resident engineer. The Lipstick Records catalogue: 3 On the Floor, 3 On The Moon, and the very recently released, Special Treatment, display each musicians remarkable skill on their chosen instruments! Also, unlike many trios I’ve both listened to and participated in, the Jazz Pistols display incredible maturity in supporting one another… and most, importantly, supporting the tune!
Christoph gracefully moves from fretless, thumb-style, to vicious pizzicato playing throughout the band’s able catalogue, and not since Kai Eckhardt (a former instructor of Christoph’s) have I heard a player that so masterfully encompasses the known aspects of bass guitar playing – as it stands, in the year 2001! He’s also a great guy to chat with, and this interview is a result of our 2-year friendship, and regular email conversations.
After lengthy studies of both the piano and the violoncello (1975-1982) Christoph decided upon the bass guitar in 1987. Since then, he has studied at the Future Music School in Aschaffenburg, Germany, and he won a scholarship to attend the Summer Course at Berklee College of Music, in 1998. There, Christoph studied with Kai Eckhardt, and Bruce Gertz in 1998-1999. Christoph’s time at Berklee also presented the opportunity to attend Master Classes taught by Jonas Hellborg, Milt Jackson, Josef Zawinul, Gary Burton, Johnny Griffin, and John McLaughlin. Most recently Christoph was asked to participate in the next edition of “Basstalk” alongside Stanley Clarke. “Basstalk” is an international compilation of bassists!
A long-time endorsing artist of Fodera Basses, DR Strings, Monster Cables, QSC Amplifiers, and JM Audio cabinets, Christoph brings his absolutely beautiful fretted and fretless 6-string bass tone to the Jazz Pistols discs. Check out the Jazz Pistols arrangement of “Teen Town” on 1997’s 3 On The Floor! It only gets better, from there!
Here’s what we talked about…
BAJ: Chris! Thank you for sending me the 3 Jazz Pistol discs, man! They are fantastic, and they really display what a great player you are! I also appreciate the way "the Pistols" have decided to add popular material to your repertoire! I was pleasantly surprised to hear Bela Fleck's "Blues For Gordon" and Chick Corea's "Spain", on the 3 on The Moon disc! Well done! Has Bela or Chick heard your arrangements?
Also, how do you guys decide upon material to record?
CVK: Hi Brent, thank you for this opportunity to speak about the Jazz Pistols, and about my approach to music. It is always difficult to achieve a wide spectrum of different sounds in a trio. We decided to include some compositions of other artist into our program’s repertoire, in order to find out other ways to express our Jazz Pistols’ sound. It is challenging to compose your own music and to try to sound your best… But, it is also interesting to work with a given tune and find out what you could do to present it in your own way! Especially in our situation – as the original recordings of Chick Corea, and Weather Report were, obviously, recorded with a bigger lineup.
To catch the essential character of a tune with just 3 players is both challenging for the musicians, and it also shows the quality of a composition! It doesn’t have to relate to thousands of overdubs, or other studio tricks, in order to sound good.
It is not a general rule for a good composition… but I just feel that way very often. I sent Victor Wooten a copy of our CD that featured one of his compositions… but I don’t know if he had the chance to listen to it, or not. I don’t think that Chick knows about our version of “Spain”. I think he has more important stuff to do than checking out the 1001st version of “Spain”…!
(laughter)
I know from other musicians that they compose a lot of songs, but maybe only record half of them on a given CD. We select our compositions right from the first groove, or melody/fragment. If it doesn’t catch us right away, we don’t lose time by developing it any further – in order that another tune might better work for us.
BAJ: Cool! One of the things I admire most about the Jazz Pistols is that you are able to get to the essence of a tune, very quickly, and economically.
I also really appreciate the tone you're able to capture on your recordings. How close is that sound to your live sound, and what are the differences, if any? How do you go about recording your instruments in the studio?
CVK: In the studio, I record directly from the DI-out of my Demeter Pre-amp with an additional Demeter tube compressor. I tried to mike my cabinets… But, in my case, it didn’t give me what I was looking for. Now, I stick with the DI signal – as it is far more precise, and it’s better for our sound. I can say that the studio sound is also my live sound. I don’t use any crazy studio effects that would make it impossible to rebuilt the sound on stage. We’ve recently made a great step with the Jazz Pistols…! We bought a PA, and we’re working with the digital mixing consolefrom our studio, the Roland VM-7200. We can save the presets for our in-ear monitoring system, so each player can have his own mix.
With my foot controller I can also control the console. I don’t use my bass cabinets in Jazz Pistols, anymore. I just go direct from my Demeter – like in the studio. I’m trying to find the best sound for the 18″ subwoofer and 12″+horn PA speaker setup. But, in the end, it will give us a better sound… more relaxed than the small speakers of my personal setup. The PA setup is especially good for my midi sounds – triggered from my midi pickup and the Ivans acoustic guitar I use for some shows.
BAJ:
CVK: I’ve been playing Fodera basses for 6 years, and I’m very satisfied with them! It is an instrument of the highest quality, and it has a sound of its own – but it’s a very understated sound. Its not like a Music Man Stingray… which has a very strong sound! The Stingray can be too strong, at times, especially when switching between different styles of music. After playing and hearing the Music Man for a long time, I can now hear the character of the Foderas – out of which such different players: Victor Wooten, Anthony Jackson, or Matthew Garrison find their personal sounds. Fodera basses don’t cover up my personal sound approach, or my technique!
Anthony Jackson and Lincoln Goines are currently playing with only one pickup, and they just trust the acoustic qualities of their instruments. I like to mix a little bit of the two pickups on my instruments. I also have a very good 3-band electronic… but I hardly ever use it.
BAJ: Unlike many "fusion bassists" you don't tend to use a lot of effects. You seem to have a deep love for the natural sound of a well-made electric bass guitar. Tell us about that.
CVK: A few years ago, I messed around a little bit with effects… But, I soon realized that effects covered a lot of the character of the bass. Effects also made my sound very muddy in the low end. As a bass player, you are always in trouble sound-wise. The low frequencies present a lot of energy that goes through the different locations you are playing… and it is always different. So, I decided not to use effects, in order to make the bass sound as precise and clear as possible.
I started out with Trace Elliot Amps and bigger cabinets in the 80’s… But, I never could really handle the graphic equalizer so well – there were just too many possibilities to change… and therefore also to destroy, the sound! It takes time to get to know your own sound and the frequencies that are responsible for getting that natural sound.
For the past 6 years, I’ve used the Demeter Pre-amp I mentioned which is very simple: bass, mid, treble, and presence control – but at the right spots! Normally, I just leave them flat. So, the sound I produce with the fingers can characterize my sound and not an equalizer- or sound pre-set.
I also use a German-made JM AUDIO cabinet that is loaded with four 8″ speakers, and a horn. On stage, this cabinet gives me the clarity that I need and it doesn’t produce too much bass… which, would disturb the transparence. I like to switch between different playing styles. So, in order to bring my approach to the audience, I don’t change sound settings… I change the sound with my fingers.
BAJ: Let's move on to the subject of composition… Many of your tunes ("Moby Dick", "Seven Up", and "Special Treatment" come to mind) are collaborations within the band. Do you subscribe to a particular writing formula? Also, do you find yourself writing from the bass guitar… or, do you employ the piano for compositions?
CVK: The Jazz Pistols compositions I write are written on the bass guitar. The reason for this is that I always look to find new approaches on the bass, and many of these searches turn into tunes. In order to get as much diversity between the tunes as possible, in a trio, each instrument has to try to change its sound and approach as much as possible. We often start off with a certain groove – one that is strong enough on its own. Then, we collect our best parts, and very often they match very well. Most of our tunes are composed by ear, by the way.
When I went to Berklee, I learned quite a lot about harmony. However, I don’t start with a given chord on paper and try to think, theoretically, which chord would sound best after another. We, simply, play a chord and then (if we are lucky) we will hear the next chord in our heads… and play it. So, after a tune is composed, we have to ask ourselves which chord progression we just played! It’s definitely not the fastest way to compose… But, we are not producing jingles! So, we take the time for the Jazz Pistols to come up with the best results!
We also work a lot with odd grooves! We never start out with the idea to compose a tune in 9/8 or 15/8 or try to be just odd… We also focus a lot on playing odd grooves that sound even – not playing odd groove because they are odd.
BAJ: The "trio format" can be both liberating, and completely disconcerting! You and your band mates have done well within this format. Could you talk to our readers about his matter, and also about the differences between playing in a trio, and playing in another format – and your approach to going from one to the other?
CVK: The way I play with the Jazz Pistols is almost exclusively connected to this particular trio’s format. I wouldn’t necessarily tap chords or play melodies along with bass lines, if there was a piano, or another additional instrument, playing the chords – and therefore giving the guitar more freedom to focus more on other things.
In other bands I play “normal bass”, and take care of the usual business of a bass player. But, a thing that I always want to incorporate in every band is to use different playing styles, in order to make the structure of the songs clearer, or to give the soloist different backgrounds.
Within a trio, there are so many things that are simply not possible. You have to find a work-around in order to still sound full – and like a band that the audience, after a 2-hour concert, doesn’t say that they missed a saxophone, or a keyboard, on some parts. Our strength is in our arrangements… and our constant rehearsals!
We meet once a week throughout the year and work on our stuff. That’s not usual for professional jazz bands – which typically come together only for gigs a few days or weeks before a tour, or a recording!
BAJ: Tell us about your approach to soloing.
CVK: Actually, I don’t feel so much like a soloist… I feel more comfortable if I can accompany my band mates with good bass lines. With the Jazz Pistols, I feel more like soloing more often than usual. There is so much space for me to do all this tapping stuff, and to change grooves with Lui Ludwig (Jazz Pistols drummer). I’ve never liked the fact that everybody stops playing altogether – or they drastically change their playing level – when the bass player starts soloing. It gives me a strange feeling! I would like to be a part of the band during my solos, and I like interacting with the ideas of the accompanying musicians.
BAJ: I've noticed that you don't "become" a soloist when it's time to go into that space! You solo… like you play grooves! That's a rare facet in most players. Please give us an overview of your approach.
CVK: When I first started to play solos… I listened closely to musicians in order to get ideas about how to start a solo, and how to build up my ideas… and I looked for licks to “steal”! But, somehow, it’s hard to bring a saxophone solo – or other non-bass solos – to the bass. It is, however, a great way to study your instrument, and to nail down new techniques on your fingerboard. This greatly improves your technique!
I didn’t like the way my playing switched to a totally different character, when I first began soloing. Bass solos follow different rules than other instruments, and I’ve come to understand this over time.
When the bass takes a solo, an important instrument of the band drops out: the bass. When I would suddenly switch to play in a higher octave it would give a very harsh cut to the over all sonic structure of the music. So, now, I prefer that a solo evolve and, at the same time, incorporate a connection to the stuff I was playing before. It’s different when Marcus Miller or John Patitucci takes a solo on their CDs… They almost always have a synth bass, or themselves, overdubbing with a different bass line that supports the bass solo. The Jazz Pistols hold very tightly to the trio format, So, I do not overdub myself to support my bass solos.
BAJ: I meant to ask this earlier… What are you studying these days, and are there books you can recommend to our readers?
CVK: The fact that we are also running the Jazz Pistols’ business on our own, takes a lot (too much) of practice time away. But, it is all part of the music business – to promote ourselves, and to get to know our recording studio, and other stuff. Somehow, it is all part of a bigger picture…
I would encourage everybody to focus not on the music, alone! It’s sad to say it… But, it is all too rare for labels to approach an artist, and say, “You just play – we make the rest for you!” It will never happen to me, anyway!
No matter what I’m practicing, I always watch that it is in time. I like to practice with the metronome and switch between different times, styles and not fixate on a certain tempo. I cover a lot of the material I collected at Berklee College of Music. I used to work on technique a lot – I always thought about technique as something learnable. There are some aspects of musicianship which are more difficult to achieve – or, at least, more difficult than others. In the area of learning technique… it is only a case of practice. Some people can slap right away, while others need days, or weeks, to get their first slap sound out of the bass. I firmly believe anybody can get to a great playing level if they just work hard enough. But, then you have to fill this technique with musicality and not just this technique.
BAJ: Absolutely! One of the reasons I've not read a couple of the other bass-oriented magazines, is because they insist upon calling everything someone plays with their thumb, "funky". Some of the people winning this prized "most funky award", are also some of the most groove illiterate players I've ever heard! By the same token, Jaco, who didn't play with his thumb… was FUNKY!
The debate between "unlined versus lined fretless fingerboards" is an ongoing matter in the bass guitar world. Please tell about your approach to, and also, how you study the matter of fretless intonation.
CVK: I played violoncello for about 10 years, as a youth. So, I got used to playing without frets and fret-lines. Beside that, I could hardly see fret-lines on the stage, if I needed to. I use the one-finger-per-fret method on both fretless and fretted bass, and try to place my finger exactly on the note. In that way, the approach between fretted and fretless bass is not so different to me – from a fingering standpoint.
But, everybody should choose what fits him/her best. Maybe lines are good for fretless beginners, as well as for great players, like Gary Willis.
The reason I play without lines was also a design choice. It looks more mysterious – just a plain black ebony fingerboard – and I wanted to trust my ears right from the start. On fretless bass you just can’t rely completely on lines, or on visual correctness – where you think the note is. You must learn to check intonation without looking, and to correct every incorrect tone as soon as possible. It’s too late if you correct the pitch after a few beats – once the errant note becomes more and more out of tune! You have to concentrate on every note.
It is similar to working on timing, and playing with a metronome with the beats on 2 and 4. You have to learn to immediately recognize when you are slightly in front of, or behind the click. Then you have to correct your tempo immediately! Otherwise, you are so far off the beat by the next click that it is hard to come back to the groove.
BAJ: Exactly! Interestingly enough, I was making a similar analogy about playing fretless to using the metronome, and making slight, constant timing adjustments, to a student recently. I also give the example of driving a car, to my students who ask about playing fretless in tune: Just because the car appears to move in a straight line, doesn't mean that a number of minute adjustments aren't being made to keep the vehicle progressing along that particular path! When playing fretless, it has to become a natural progression to identify, and then move toward, the correct pitch! I'm so glad to hear another player employ a similar example! Thank you!
Who are some of the musicians you're listening to?
CVK: I listen to a lot of musicians! Bass-wise, there are the usual suspects: Marcus Miller, Victor Wooten, Gary Willis, Jaco Pastorius, and John Patitucci. But, I always try to listen to every unique voice on each instrument! When I like somebody very much, I want to find ways to incorporate parts of his/her style into my own playing. Also, you learn a lot about your own sound, and goals – how you want to sound – when you are listing to somebody with a different approach to music. Even if the resulting conclusion is, “that’s not the way I want to sound.” Find out what it is you don’t like in your own playing, and get rid of it!
BAJ: What are a few of your music-oriented goals for the year 2002? Also, how do you approach seeing your playing goals into fruition?
CVK: A big goal for 2002 is definitely to promote our new Jazz Pistols CD “Special Treatment”! We would like to play a lot of live gigs, Nationally, and also Internationally. Right now, we have to do all the business on our own – we would love to find a competent person, someone who sees our potential, and who wants to work with us. We are also thinking about developing our style for the next recordings. We are taking the Jazz Pistols very seriously and we don’t want to repeat ourselves. More than anything, we want to play in a band that is very encouraging for each ofus, and one that allows us to find new ways to express yourselves!
BAJ: The Jazz Pistols participate in a lot of Workshops. How did that get started, and what is the ultimate goal of the workshops?
CVK: Band workshops are a great thing because they don’t focus on one specific instrument – which, is what you already study your private teacher, or by yourself. A band workshop concentrates on the interplay between the different instruments in a band. Normally, you don’t have a teacher in your practice room… So, it’s a good idea to have a coach – to get ideas for your instrument in a band context.
There are two parts of the workshop… The first part emphasizes the most importance of playing music: Playing it together in a band!
During this part of the workshop, we speak to bassists and drummers, for example, about how to lock up a groove. We also speak about those little details – where a lot of people think, “that’s easy – I can do that.” But, if they actually had to do it, it is an immediately identifiable problem in their playing!
We also cover playing in time; making the right count-off before a tune begins; taking the given time to identify the groove, and finding the important beats of a groove to lay down. The second part of the workshop is to introduce the people to concepts of music that most can’t easily try with their friends – like odd grooves, and other Jazz Pistols oriented stuff.
BAJ: Please talk to us about "Basstalk"…
CVK: Unfortunately it looks like it will not happen. Bert Gerecht and his Hot Wire Record Label are not in good shape, at this time. I don’t now all the details yet… We spoke last year about a track of mine for the next Basstalk CD that Stanley Clarke would have been on. Maybe someday…
BAJ: That's too bad. I know that BASSICS Magazine issues a monthly disc that features the guests in the magazine. It might be an idea… Also, remember that we have Global Bass Station, here at Global Bass! Send a disc to the magazine, and see if we can play if for ya'! How often do you get back to the US, and are you coming to North America this year?
CVK: In past years I was visiting the US at least once a year. I was studying at Berklee from 1999 to 2000, and it was a great experience! Not only because of the music – I got to know many friends from all around the world, there. Berklee, is an unbelievable melting-pot for all cultures from Africa, Europe, Russia, Israel, Arabia, Japan, and of course, the USA. I really loved that environment. It can give you a lot! A friend of mine, a great bass player from Yugoslavia/Serbia was in my class when America and Germany and others attacked his country, in order to put pressure on Millosovich. It was a strange feeling – your own country throws bombs on the city of your family, or of a friend! I wish everybody could have the opportunity to get to know people of different cultures, and to live with them in an environment like Berklee. A lot of misunderstandings based on the different cultures would pass. Anyhow… I believe that good musicians are open-minded and tolerant, because that’s the behavior that is needed in a successful band! You have to interact and try to understand what your fellow musicians. I hope that I can visit some friends in Boston, in 2002.
BAJ: What's next on your busy agenda? CVK: The most important thing for us, right now, is "Special Treatment". We will give a lot of interviews in Germany, and we are thankful for every opportunity, like this, to make people aware of the Jazz Pistols! Otherwise we will play gigs and festivals. I sometimes sub in a famous rock group in Germany, the Jule Neigel Band. I also have a modern jazz quartet with original compositions with Seattle based pianist Pax Wallace. I'm currently recording our disc, "Pax Wallace Quartet", in the Jazz Pistols Studio.
BAJ: Any closing comments for the Global Bass Magazine readers?
CVK: I especially like a comment from Victor Wooten. He said that he always tries to be the best player he can be in the moment. Not some unreachable goal… just to realize and concentrate on your power and your own possibilities… and try to make the best out of it! Thank you all for taking time to read this interview!
BAJ: Thank you, Chris! I think the Jazz Pistols are an important band, and I wanted to do everything I can to see that the US hears about the band, and the new disc!
Folks… the Jazz Pistols ROCK! You can read more about Christoph and the band at: http://www.jazz-pistols.de/ and you can email Christoph at: Christoph@jazz-pistols.de
Brent-Anthony Johnson is a bassist/composer/arranger/instructor living in the Denver Metropolitan area. He co-leads the group Sonal Anu and the premier release is scheduled for December 2001! Stay tuned to Global Bass Magazine for more information. His website is at http://www.noisytony.net/ and his email address is: noisytony@att.net
Energie-Jazz pur
Jazz-Rock, das ist und bleibt für viele immer noch eine Frickel-Musik für Musiker, die sich austoben und Spass haben und die eigentlich – ausser Musiker – keinen so richtig interessiert. Nicht so bei den Jazz Pistols – da hat auch das Publikum Spass, wenn diese drei sich auf der Bühne profilieren.
Nachdem die Jazz Pistols mit “Three on the Floor” schon einen beachtlichen Erfolg – ohne Record Company und Vertrieb im Rücken – verzeichnen konnten wurde Lipstick Records auf sie aufmerksam. Das neue Werk des Trios ist “Three on the Moon” und damit beackert man nun die deutsche Club- und Festival-Landschaft. Die Jazz Pistols, das sind Thomas Lui Ludwig am Schlagzeug, Stefan Ivan Schäfer an der Gitarre und Christoph Victor Kaiser am Bass. Drei Idealisten, die an sich und ihre Musik glauben, in Luis´ VW Bus durch die Lande reisen und ihre Fan-Schar ständig vergrößern mit einfach gut gespielten Gigs und einem Spass an der Musik, der sofort auf´s Publikum überspringt. Wir trafen die drei in der Cavete, einem kleinen Jazz-Club in Marburg. Nachdem sie ihr Equipment in den Laden geschleppt hatten (eine Roadcrew liegt sicherlich noch in weiter Ferne) und der Soundcheck absolviert war, konnten wir unser Gespräch beginnen.
Wie seid ihr eigentlich jetzt bei Alex Merck´s Lipstick Label gelandet, der ja sogar euer erstes Album nochmals veröffentlicht hat?
LUI: Das erste Album haben wir ja noch komplett in Eigenregie gemacht, selbst produziert, finanziert und gepresst, das Layout des Booklets usw. – und über WOM noch eine Möglichkeit, CDs abzusetzen, auch ohne einen direkten Vertrieb. Hinzu kamen zahlreiche gute Rezensionen in der Fachpresse und eine erste kleine, selbst organisierte Tour.
CHRISTOPH: Damals hatten wir natürlich diverse Labels mit DATs bemustert und Alex Merck gehörte mit dazu. Ihm gefiel es, aber da er mit Matalex schon eine Band in dieser Sparte hatte, wollte er nicht so richtig. Zum Anfang 1998 dann, als er merkte, was bei uns alles lief und zudem Matalex sich etwas anders orientierte vom musikalischen her, kam er wieder auf uns zu. Er hat dann einen Gig besucht und wir haben uns auf einen Deal geeinigt, der auch das erste Album nochmals mit beinhaltete.
Ansonsten ändert sich jetzt aber nicht so viel für euch, oder?
STEFAN: Man hat weniger Arbeit, was die Band betrifft, da viele Promo-Dinge, die wir bisher selbst erledigten, nun über Lipstick laufen. Die bemustern die Sender und Magazine und kümmern sich um
solche Sachen. Zudem versuchen sie, wie wir auch, Sponsoren aufzutun für die Band.. Wir hatten z.B. im letzten Jahr eine recht positive Unterstützung von der Sound Foundation, die uns für die Tour einen VW-Bus zur Verfügung stellte, was uns natürlich schon recht war, da ein größerer Wagen gleichzeitig auch etwas mehr Komfort bedeutet. Dann kommt noch hinzu, daß wir unsere eigene Homepage haben seit einigen Monaten unter “www.jazz-pistols.de”, was schon eine durchaus positive Sache ist. Da findet man einige Infos zur Band, den Musikern, Tourdaten, Bestell-Nummern und Adressen für die CD usw. Die Sache wird gut angenommen und häufiger besucht, als wir es erwartet hatten – und bringt uns halt einiges. Für uns ist die Homepage wirklich das beste Kommunikations-Instrument überhaupt.
Ihr habt ja auch reichlich Links gelegt bei eurer Homepage?
LUI: Klar, da wir ja zum Teil recht gute Endorsements haben und auf diese Art den Firmen auch wieder etwas zurückgeben können. Es gibt auch Links zu anderen Bands und die Möglichkeit, Workshops von uns herunterzuladen, was ein weiterer Weg ist, den wir einschlagen wollen: das ganze Projekt Jazz Pistols eben auch als Workshop Act anzubieten, was ja z.B. 1998 beim Summer Camp von M&T schon recht gut lief.
Wie ist das mit den Workshops gedacht?
CHRISTOPH: Wir wollen halt nicht nur als Band bei Gigs agieren, sondern wenn möglich auch etwas von unserem Wissen vermitteln. Dazu dienen z.B. auf der Homepage einzelne Titel unserer CD´s, die Workshop-mäßig aufbereitet sind für Gitarre, Bass oder Drums. Es gibt Erläuterungen dazu usw., so daß man mit der CD auch üben kann und somit ein weiterer Effekt neben dem reinen Hörgenuss entsteht. Wenn möglich, möchten wir uns auch als Workshop Band verkaufen, z.B. für Clinics, Summer Camps usw. Beim M&T Camp lief das hervorragend – und wenn die erste Scheu gelegt ist, bringt es den Leuten etwas und uns auch, da auch wir aus solchen Dingen immer wieder lernen können. Jeder möchte doch am liebsten in einer Band spielen – und wenn man auf diese Weise noch etwas lernen kann, ist das doch mehr als positiv.
Ihr werdet ja bei Lipstick als Jazz-Rock bzw. Rock-Jazz verkauft - ein Begriff, der genauso wie Fusion mittlerweile ziemlich ausgelutscht ist und kaum noch etwas Konkretes über die Musik aussagt.
LUI: Wir nennen das Ganze ohnehin “Energy-Jazz” und Jazz bedeutet ja die Freiheit in der Musik, bei uns halt gepaart mit Power, Dynamik Lautstärke und unserer Energie. Dennoch werden wir immer in der Jazz-Rock Ecke angesiedelt, z.B. in Plattenläden. Aber nimm nur Bela Fleck, ein genialer Musiker im Jazz, der dennoch immer noch in der Sparte Country steht, obwohl er da wirklich nicht hingehört. Einen neuen Namen für unsere Stilistik zu finden, ist halt schwer und Fusion stet z.B. heute schon eher für lasche Kaufhaus-Musik. Unsere Musik ist halt nun mal ein Schmelztopf, angerührt von drei unterschiedlichen Musikern – und Lipstick obliegt das Problem, dies nun zu verkaufen. Das fällt mit der Bezeichnung “Jazz-Rock” sicherlich noch am leichtesten, wenngleich es auch nicht total auf uns zutrifft.
Wo wir dies nun geklärt hätten, wie kam es überhaupt dazu, daß ihr als Trio die Jazz Pistols gegründet habt?
LUI: Durch Zufall. Ich hatte schon immer ein Faible für den Jazz, aber nie eine Band in der Richtung. Ich war immer in Rock- oder Pop-Bands engagiert und habe mit feuchten Augen den Jazzern zugehört. Christoph und Stefan kannte ich halt vom Sehen her und sie haben mich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, mal so etwas im Trio auszuprobieren. Das haben wir dann getan und der Spass war sofort vorhanden. Es lief gar so gut, daß wir im Proberaum schon Demos produziert haben per Adat-Maschienen und uns so entwickelt haben als Band und als Musiker.
CHRISTOPH: Nach einem knappen Jahr haben wir schon die erste Platte fertig gehabt, eigene Stücke geschrieben und Cover von Bela Fleck und Scofield arrangiert. Stücke, die uns gefielen, haben wir einfach auf unsere Weise gespielt und so recht schnell ein Live-Programm gehabt. Hinzu kam, daß wir uns persönlich sofort gut verstanden haben, es kaum Diskussionen gab und das Projekt “Jazz Pistols” seitdem halt läuft.
LUI: Ich war zu der Zeit noch tierisch mit Auftritten der Jule Neigel Band beschäftigt und habe daher viele Dinge den beiden überlassen. Manche vertrackten Rhythmen, die bei unseren Songs entstanden, habe ich erstmal nach hinten geschoben, dann notiert und war erstaunt darüber, so etwas spielen zu können.
STEFAN: Wir versuchen ja auch, unsere Cover-Versionen möglichst weit weg vom Original zu arrangieren, was durch die Trio-Besetzung häufig von selbst passiert. Dadurch, daß Lui gerne mit krummen Takten arbeitet und Christoph durch seinen midifizierten Bass und sein Tapping schon mal Keyboard-Sounds mit ins Spiel bringt, stehen uns dennoch viele Möglichkeiten offen. Als Beispiel möchte ich hier nur mal eine Scofield Nummer nennen, die im Original “So you say” heißt und wir haben bei der Melodie ein Achtel gekürzt und das Teil “So we say” genannt.
Wie ist denn überhaupt die Akzeptanz für eine Musik wie eure?
LUI: Da kann ich nur spontan sagen: recht groß. Das Publikum will offensichtlich wieder Musiker auf der Bühne spielen sehen. Man will die Möglichkeiten eines Instrumentes gezeigt bekommen, Virtuosität zählt wieder etwas mehr als vielleicht vor einigen Jahren. Auf alle Fälle wundert es mich, wie viele Leute sich für eine solche Musik interessieren – und selbst der Jule Neigel Fan Club war ja heute da, also Leute, die eigentlich etwas ganz anderes bevorzugen, rein musikalisch betrachtet.
Wo wir schon mal beim Thema Jule sind, du bist ja schon seit Jahren kein festes Bandmitglied mehr, aber man kennt deine Vergangenheit mt Hits wie "Schatten an der Wand" usw. - über die beiden anderen weiß man da schon weitaus weniger.
STEFAN: Christoph und ich hatten einige Jahre eine Fusion Band und haben ähnliche Musik gemacht. Wir haben beide Musik studiert und versuchen eigentlich jetzt mit den Jazz Pistols erstmals, das Ganze als professionelles Projekt anzugehen. Wir geben beide Unterricht und konzentrieren uns so weit als möglich auf diese Band. Lui war im Prinzip der erste Profi in diesem Trio.
LUI: Ich hatte bei Jule einfach keinen Bock mehr auf diese “Stand By” Jobs, immer in “Hab Acht” Stellung auf den nächsten Gig oder Fernseh-Auftritt usw. warten zu müssen. Daher habe ich jetzt einige Subs, die diesen Job schon mal übernehmen und kann mich auf andere Dinge stürzen – wie eben die Jazz Pistols. Wobei auch wir eine gewachsene Band sind, seit 1995 kontinuierlich an uns arbeiten und als Christoph jetzt für sechs Monate in Berklee sein Stipendium ausgekostet hat, war das schon ein merkwürdiges Gefühl, es fehlte einem einfach etwas.
Ihr versucht als Band, das Drumherum aber auch so komplex wie möglich zu halten - oder?
STEFAN: Klar, vieles selbst zu regeln spart eben auch Kosten – und da versuchen wir schon, alles so simpel wie möglich zu gestalten. Unser Equipment ist sehr kompakt gehalten und dennoch für Clubs wie Festivals geeignet. Wir nutzen unsere Studio-Kontakte, um die Produktion gut vorzubereiten und entsprechend wenig Geld für die fertige Produktion zu brauchen oder fahren zu dritt in einem Bus zum Gig. Preiswerter geht es kaum und dennoch funktioniert es sehr gut, oder vielleicht gerade deswegen.
Ihr habt für ein Trio doch recht ansehnliches Equipment auf der Bühne und verfügt über einige gute Endorsements, die euch sicherlich hilfreich sind für eure Ziele?
CHRISTOPH: Dabei muß man sagen, daß uns die meisten Firmen schon von Anfang an unterstützt haben. JM Audio, DR-strings, QSC, Demeter, Monster Cable oder beim Lui Pearl und Sabian sind da schon extrem hilfreich. Für meine Fodera Bässe habe ich auch einen guten Preis bekommen und dennoch stehen bei uns auf der Bühne schon Summen ‘rum, über die man nicht nachdenken sollte. Auf der anderen Seite sehe ich es so, daß ich meiner Band den bestmöglichen Sound geben möchte – und das ist in meinen Augen nun mal ein Fodera Bass. Ein Graphik Designer muß auch heftig investieren, um einigermaßen gut arbeiten zu können – und in der klassischen Musik werden Summen für Instrumente ausgegeben, die in ganz anderen Sphären liegen. Die Firmen, die uns unterstützen, erhalten auch von uns so viel wie möglich zurück – und im Prinzip ist es ein Geben und Nehmen.
Was stellt ihr euch für eure Zukunft vor?
LUI: Eine gute Präsenz auf Gigs, Festivals usw. im deutschsprachigen Raum. Wir möchten möglichst viel spielen in allen Größenkategorien, vielleicht auch international, und wir wollen nach Möglichkeiten unseren Proberaum zum Studio umfunktionieren. Dadurch werden wir noch unabhängiger, was Produktionen betrifft – das hilft auch wieder in anderen Bereichen. Ich glaube, unser Können und Selbstbewußtsein reicht für eine anständige Karriere aus – und daß nicht immer nur die Amerikaner hier die großen Gigs absahnen, sondern auch deutsche Bands mal an der Reihe sind. Es gibt einige wirklich gute Bands im Jazz-Rock-Bereich und ich glaube, daß unsere Zeit reif ist. Wir möchten auch einige Gigs mitschneiden in Zukunft und vielleicht wird ein Live-Album daraus, da wir live immer noch eine Spur besser sind als im Studio, obwohl wir auch da schon nahezu live spielen, ohne Overdubs usw.. Aber das können eure Leser ja selbst feststellen, indem sie zu unseren Gigs kommen und eben die entsprechenden Infos von unserer Homepage ziehen.
Interview: Heinz Kronberger
August 1999 – Fachblatt Musikerszene
An Chat with Christoph Victor Kaiser
By Martin Simpson
How long have you been playing Christoph?
Hi Martin, I started playing the electric bass around 1989.
How did you get started?
I received classical instruction on the piano at the age of five and switched to violoncello at the age of 10. I stayed with the cello for about ten more years, after which, my interest and dedication to the electric bass had led me to focus my time on bass as a main instrument. My music teacher in high school told me that he needed a bassplayer for the big band and because I played cello, he thought I could do that, because I was able to read bass clef. That was the starting point and it didn´t take so long for me to get comfortable with the bass.
Do you come from a musical family?
My father used to be an opera singer but changed very early to a regular teacher job and didn´t pushed his musical career.
Do you still play Cello or any other instruments?
I mostly play electric bass, that is just my main instrument. Unfortunatly I don´t have the time to play the cello very often. I don´t play any other instruments in a way that it would be appropriate to mention them here.
I read on the Jazz Pistols site that you took some instruction from Kai Eckhart.
Yes – that was at the time when he was touring with John McLaughlin and Trilok Gurtu. He lived nearby and I had the chance to take a few lessons with him. He is an extraordinary bassplayer and a very dedicated musician. Even though I didn´t have that many lessons with him, it was a very valuable time. It is not always the case that a good musician has to also be a good teacher – but Kai is definitly both.
What’s your favourite band / solo artist?
There are quite a few artists that are turning my head – my interest in music is very broad, so I´m a big fan of Frank Sinatra, Miles Davis and David Bowie for excample. Bass-wise there are the usual suspects like Marcus Miller, Jaco Pastorius, Gary Willis, Victor Wooten, Victor Bailey, Richard Bona and others. I like to listen to John Scofield and Pat Metheney but also Hip Hop or other styles. My CD collection mostly consists of CD’s where I can learn something, not only from the bass – and other CD’s that I just enjoy listening to.
What are the amps and instruments you currently use?
Right now I use two VI-string Fodera Imperial basses – one fretted, the other one fretless. My working amp is a Acoustic Image Focus II after my Wolter Woods Ultra High Power got lost or stolen in the US on the way for service…. If anybody has information about it, the Serial Number is 121204-2. I have two AccuGroove Tri 112 cabinets, which are incredibly light and goodsounding – just as the Focus. That is about my main equipment, which I use on gigs. In the studio I use a Radial JDV-MK3 as DI-box.
What instruments would you like to have if money were no object?
Actually I´m very fortunate and already own my dream instruments with my Foderas – I´m getting a Ritter Okon VI-string in the next few weeks, which I will be endorsing – just like the Foderas. I would like to have my Walter Woods amp back – but unfortunatly I had very bad experiences with that amp and the maker…
Would you ever consider going beyond six strings on a bass?
Actually no. I just had to think about that question for myself a few months ago when Jens Ritter approached me to built a bass and we discussed if we maybe should go for a 7-string. But it’s just like I don´t hear me playing any higher. I don´t see the musical neccesity to go beyond six strings. It looks cool but I think there should be a bigger reason to switch – otherwise it would be really silly if you just can´t work with that instrument. Other than that, I believe that it would be even harder to get normal bassjobs with such an instrument. People are just scared that you’ll take over everything… it’s more for soloplayers, I think.
Any interest in Double Bass?
I played a little Double Bass and because of my cello experience I can find my way and I´m in tune. But right now I don´t have the time to really hang in there for what I could be – somebody like John Patitucci who really covers both instruments in a fabulous way… I wish I could cover only one instrument like him 😉
What have you been doing for the last five years or so?
I´m mainly focusing on the Jazz Pistols – my main band, which I’ve played with since 1996. Together with the guitar player Stefan Ivan Schäfer, I founded Cherrytown Records – our own record label where we are distributing our records. We just released a new Live-CD of the Jazz Pistols.
Running your own Record Company must take a huge chunk out of your time – I remember Bob James, running Tappan Zee records and eventually he had to give it up because it was so time consuming.
Yes, you’re right… it definitly takes a lot of time – we are just at the beginning of it and it’s hard, but it’s for our own stuff so I´m just hoping that it will pay off. I´ve always had to do all that stuff by myself… booking, webpage programming and all the other stuff that has to do with running a band. So it just seemed logic to have everything in your own hands if you can´t find anybody that thinks along similar lines – this is it.
What recordings that you’ve played on would you recommend for listening?
All of the Jazz Pistols – currently four releases to date. You can check them out at our webpage –
http://www.jazz-pistols.de and also order them directly through us in our shop on our page.
Could you give us a brief description of each of the Jazz Pistols albums?
Certainly…
Three on the floor from 1997 is our debut album and has Teen Town as a cover version on it. It has a good amount of energy and I still like it very much. There are also some nice ballads on it.
Three on the moon from 1999 has Birdland (Joe Zawinul) and Spain (Chick Corea) on it – two well known tunes that we arranged for our trio and they work very well. We also put up Blues for Gordon
from Bela Fleck and the Flecktones. I´m just naming here the coversongs because a lot of people maybe can get a better idea with that. But our own songs don´t have to hide in comparison to them.
Special Treatment from 2001 was recorded and mixed by me in our own studio. It is again a step forward in our vision what can be done with a trio. We have a coverversion of Wayne Shorters Palladium and also Vix9 from Victor Wooten/Bela Fleck and the Flecktones.
Our current Live-CD of 2006 is just coming out and has a mixture of all the CDs with great liveversions of the songs. You can go to our webpage http://www.jazz-pistols.de and listen to all the CDs and songs and also order them directly in our shop.
You can also check out our mySpace site at http://www.myspace.com/jazzpistols and get connected with us. I would be happy to add you to our friends list.
What’s been the low point in your career so far?
Again I´m fortunate that I don´t feel that I have had any real low points in my career – or is it just that I haven’t had any highs and just don´t realise? 😉
There are always ups and downs in your life – either personly or music wise. There are gigs which don´t work out as you originally thought they would/should or you have trouble with other musicians which can be a real showstopper for me…
Yes, personality clashes have led to so many bands breaking up. What has been the high point?
The high point of my carrer was definitly the Africa tours that we did together with the German Goethe Institute. We have been in South Africa twice and in another 17 African Countries during our four visits in the last three years – that was definitly the high point.
Another high point – just about the number – was some concerts that I played in front of 80.000-100.000 people with a German rock group – but I have to admit that I liked (for example) our live gig for our Live-CD with the Jazz Pistols in front of around 300 people in a packed club, far better – because they cared about our music!
You’ve visited the South African Bassists website www.bassplayers.co.za what do you think of it?
I think it’s a great resource for all kinds of musicians. It is not only focused at African players – it is very international and I’ve known about the site for quite some time and had been reading some interviews and articles. Definitly worth while to check it out – but I don´t have to tell you that or your readers – they already know what they are getting….
What are your goals currently?
Right now we are trying to get our new Record Label going and promoting our new Jazz Pistols CD. We are currently working on our next studio CD and there are other projects in the pipeline. I just have to see how I can take care of all this without dropping some other important part.
I´m also, always on the search for new ways of expressing my musical visions and trying to practice more…
So do you see the Jazz Pistols being around for quite some time to come?
After about ten years I still hope that we are around for quite some time. We are just working on our DVD coming out in the next months. Beside that we are in the process of recording for our new studio album…. So there is quite some stuff happening right now and we are hoping to find new fans and a wider audience.
As you’ve probably seen on our site, I’ve interviewed German bassists, Lars Lehmann, Philip Rehm and Markus Setzer. Hopefully, I’ll soon be doing interviews with Martin Engelien and Alfred Kallfass. Do you know any of these guys?
Sure, they are known here in Germany. I know Lars and Martin personly. With Markus I only had some eMail contact – we are living in some other parts of Germany and never met, but he has some great stuff going on.
What does Christoph Kaiser get up to when he’s taking a break from music?
I have a Russian Sighthound – a Barsoi, and he (Gavan) takes some time too. I also love the movies and try to see the newest films.
Thanks very much for the interview Christoph.
I have to thank you for that opportunity. I hope that there might be some readers interested now to take a look at the Jazz Pistols….
Energy-Jazz von der Bergstraße
Porträt: Kompakter Klang und mitreißende Improvisationen – Das Heppenheimer Trio „Jazz-Pistols“ tritt mittlerweile in mehr als dreißig Ländern auf
HEPPENHEIM. Es hat sich eingebürgert, dass Berufs-Musiker in mehreren Gruppen spielen. Da versteht es sich von selbst, dass gefragte Bands jedes Instrument mehrfach belegen, was zur Folge hat, dass sie bei ihren Auftritten oft anders besetzt sind und sich die Musiker immer wieder neu aufeinander einstellen müssen. Hier fallen die „Jazz-Pistols“ aus dem Rahmen: Seit ihrer Gründung im Jahre 1995 ist das Trio bei vielen hundert Auftritten immer mit denselben drei Mitgliedern aufgetreten. Eine solche Kontinuität ist hörbar. Das erkennen nicht nur die eingefleischten Jazz-Fans, sondern immer mehr junge Leute, denen der Techno-Beat zu monoton daher kommt.
Das ist auch den Goethe-Instituten aufgefallen, für die sie gerade eine Tournee durch Afrika und durch die ehemaligen Ostblockstaaten absolvierten. In über dreißig Ländern sind sie schon aufgetreten, vom intimen Club mit dreißig Personen bis zum Jazz-Fest in Litauen vor über zehntausend Zuhörern.
„Wir spielen Energy-Jazz“, erklärt der Bassist Christoph Victor Kaiser, „doch dabei steht immer die Melodie im Vordergrund.“ Die Improvisationen sind recht virtuos. Bass und Schlagzeug erstellen dazu ein filigranes Fundament vielfarbiger Begleitmuster. Das klingt nach einem Gegenentwurf zu den gesampelten „Loops“ (einzelne Melodieteile, die fortlaufend wiedergegeben werden) und „Overdubs“ (mehrere, gleichzeitig abgespielte Loops), die gerade bei kleinen Besetzungen so typisch für zeitgenössische Jazz-Arrangements geworden sind, weil sie mehr Klang hergeben. Da die „Pistols“ aber Wert auf authentische Musik legen, verwenden sie solche Techniken nicht.
Kaiser ist einer der bekanntesten deutschen Bassisten. Der Sechsunddreißigjährige war Stipendiat des „Berklee College of Music“ in Boston und spielt auf seinem sechssaitigen Instrument gleichzeitig Bass-Läufe und Harmonien. Über eine so genannte Midi-Schnittstelle steuert er mit seinem Bass elektronische Klangerzeuger und Synthesizer, so dass er auf der Bühne schon mal ein komplettes Orchester ersetzen kann. Durch eine ausgefeilte „Tapping“-Technik fasziniert sein Spiel auch optisch die Zuhörer.
Die Gitarre spielt Stefan Ivan Schäfer (41). Er gilt als einer der vielseitigsten deutschen Gitarristen, und es ist vor allem sein unverwechselbarer Ton, der den „Jazz-Pistols“ ihren typischen Klang gibt. Er ist außerdem mit eigenen Kompositionen erfolgreich, unter anderem auch auf den Aufnahmen von Uwe Ochsenknecht zu hören.
Der Schlagzeuger Thomas Lui Ludwig ist mit 43 Jahren der Nestor des Trios. Er hat mit Jule Neigel, Vanilla Ninja, Chaka Khan und vielen anderen zahlreiche Alben eingespielt, lehrt an der Popakademie Mannheim und ist bei den „Pistols“ vor allem für die krummen, die ungeraden Takte (etwa 5/4, 7/4, 9/4, 11/4) zuständig.
Gerade ein Trio ist gezwungen, sich möglichst vieler Facetten zu bedienen. Konzept der „Pistols“ ist es daher, mitreißende Melodien und Improvisationen in die Struktur von Harmonie und Rhythmus einzubetten. Ob es ein Risiko ist, mit profilierten Musikern nach einem kompakten Gesamtklang zu streben? „Bei den Jazz-Pistols ist das kein Problem“, lacht der Bassist und lüftet das Geheimnis des Erfolges: „Jeder ist bereit, seinen individuellen Stil der Gruppe unterzuordnen und ihn gegebenenfalls so lange zu verändern, bis alle zufrieden sind.“
Die „Jazz-Pistols“ spielen am 5. April um 20 Uhr im Alten E-Werk in Heppenheim, Wilhelm-Rathenau-Straße/Ecke Liebigstraße. CDs und weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.jazz-pistols.de.
Marc Mandel
19.3.2008
Christoph Victor Kaiser – a bass master from Germany. When at you a huge collection of CD with the best bassists all over the world, apparently, that you already know all best bass players and heard. It is even more pleasant to open new names, in the world many remarkable musicians and groups.
Christoph and his group Jazz Pistols have pleasantly surprised. Qualitative fusion, remarkable musicians (the guitarist and the drummer) and magnificent playing on bass. Christoph has kindly given our edition (BassBel) of interview.
1 How it all was begun?
I started on bass when I was about 17 years old. Before that I had classical training with the piano at the age of 5-10 and then I switched to violoncello from age 10-20. A schoolteacher asked me if I wouldn’t be interested to play bass in the Big Band – which was looking for a bass player at that time – and he thought that I could do it because I already played Cello.
2 Why a bass?
The bass was the instrument for me – it didn’t “clicked” for me with the piano – it was better with the cello – but playing bass was the thing I really enjoyed and where I really started practicing.
3 Do You have a music education?
As I mentioned earlier I had some classical training on piano and violoncello and I had some teachers in the beginning for the bass guitar. I worked a lot with recordings – tried to transcribe and playing back what I heard. I attended a one-year professional program at a music school for stuff like jazz harmony and other things. After that I got a scholarship from Berklee College of Music / Boston-USA which I attended for 1 year.
4 Tell please about Jazz Pistols
The Jazz Pistols is my main band. There is Stefan Ivan Schafer on guitar, Thomas Lui Ludwig on drums and me on bass and the interesting and challenging for me is to find ways of comping behind a soloist without loosing the chordstructure or “only” playing the bass. I started to incorporate tapping in my basstechnique which is now a kind of trademark of my playing. Not in a Billy Sheehan flashy – solowise form – it is more oriented to find another sound for the band, to help the tunes to grow after the theme of the guitar – that the chords don’t stop in the solo and that I still able to maintain a good groove.
5 Your basses
I play two Fodera Imperial VI-string basses – one fretted, the other fretless and I’m getting a Ritter Okon VI-string in summer 2006 which I‘m looking forward to. The fretted Fodera has a midi pickup and the Ritter will have a midi piezo system built in. I use midisounds together with a hold pedal while playing with the Jazz Pistols – so I’m able to hold some chords while playing a bassline underneath it till the next chord starts.
6 Your amp equipment
Right no I’m enjoy playing with a Focus amp from Acoustic Image – small and light, just 2,5 kg and with 800 watt enough power to drive my two incredibly light and warm sounding AccuGroove Tri112. I also like my Kern Preamp which is very bass heavy – tube sound as its best. In addition to my Kern Preamp I have a Camco Vortex 4 poweramp. I don’t use effects. I had a Walter Woods Ultra High Power for some time but that was stolen while trying to send it in to Walter for repair. Very sad – that was a great amp. It has the serial number 121204-2 if anybody know something about it please get in touch with me.
7 Favorite strings
My favorite strings are DR strings – for the fretted I use High Beams and for my frettless I use the new black beauties – black coated strings that sound great and look fantastic on the ebony fingerboard of my fretless.
8 Your favorite bass players (who has affected You)?
There are quite a few which I have to name – like the usual suspects Marcus Miller, Jaco Pastorius, Victor Wooten – I like very much Gary Willis, Anthony Jackson, John Patitucci, Steve Swallow and just about every bass player who has a unique voice.
9 Who from young bass players is pleasant to You?
It depends what are you meaning with young – I’m 34 years old – so when I’m looking for younger bass players that are already known I don’t know so many – maybe Felix Pastorius – the son from Jaco, Matthew Garrison is the same age like me and he is terrific.
10 In Your opinion who is the best German bass players?
I don’t think there is something like “the best” when it comes to music. There are some aspects that I wish like to see in a good musician like good time and an overall good feeling for the music – but I think it is not appropriate to say this bass player is the best. It also depends which musical style you are looking for. I like Kai Eckhard de Camargo very much – he played with John McLaughlin and many others and he lives now in the US. Stefan Rademacher is also a great player. There are a lot of great rock bass players around who are more supportive and don’t get that much attention like the known Frank Itt or Ken Taylor.
11 How to become the successful musician?
When I find out I let you know. I guess it has something to do with knowing people, practicing and knowing people… 😉
12 Whether You play in other groups, projects, except Jazz Pistols?
I do have some other groups – I played a few years with the famous rock groups of Jule Neigel and Uwe Ochsenknecht. Beside the Jazz Pistols I have some other Jazz and Fusion groups that are very stimulating – you can check them out at http://www.jazz-pistols.de through my profile.
13 How You record bass in the studio - a line, a microphone or 1 and 2?
I record my bass only direct through my preamp – right now through my Kern IP-777. There is nothing for my taste that I can get pn addition to that from a miced signal. It is all there for me in my DI signal – much more precise. But that depends also from the musical style. Might be not the best for reggae music.
14 Whether it is necessary to know the musical letter (reading of notes at sight)?
It is always good to know as much about music as possible – including the art of how to write and read music. You never know when you might need it – but there are still a lot of good players who are known for non-reading.
15 Your creative plans?
We are working on our fourth CD with the Jazz Pistols and there is also a DVD coming out next months – from a live recording we did in 2005.
16 Your wishes to young musicians
Get to know the music business as early as possible. It is not enough to just play great – you have to work for your opportunities to play and the earlier you are starting with that the easier it will be. Otherwise just have fun – that is the most important thing that you are enjoying the music you are playing. Only then you can transport that feeling to the audience. Thanks for that interview and your interest in me and the Jazz Pistols.
All the best for You Christoph and for Jazz Pistols
first publications on
http://www.bassbel.com
Valery Bashkov (All rights reserved) valbash@tut.by
Interview Jazz Pistols
In Sachen Fusion macht den Jazz Pistols keiner mehr was vor. Das hochenergetische Trlo ist nicht mehr zu bremsen. Mit der neuen CD “Three On The Moon” starten die Musik-Astronauten ins All. Gitarrist Stefan Ivan Schäfer plaudert aus, was wichtig ist.
Kompliment zum Cover, die Montage mit dem Astronautenbild von Armstrong & Co. ist wirklich gelungen.
“Wir haben auch geschmunzelt. Einige Leute fragten uns: Wo habt ihr die Raumanzüge her? Es sieht total echt aus. Großes Lob an den Graphikdesigner, Christophs Bruder.”
Wann sind die CD-Aufnahmen entstanden?
“Wir haben die CD letztes Jahr im August im Klangstudio Leyh eingespielt, waren aber etwas unter Zeitdruck, weil Christoph ab September sein Stipendium am Berklee Coliege Of Music in Boston antrat. Es mußte so schnell wie möglich passieren und so locker wie mšglich, was ja eigentlich ein Widerspruch in sich ist. Wir haben das aber gut hinbekommen. Im Januar kam unser Gastsþnger Rosevelt nach Deutschland, um ‘Second Feeling’ aufzunehmen. Er hat mit vielen namhaften Künstlern zusammengearbeitet, bei Mariah Carey als Support gesungen. Christoph hatte ihn in Boston kennengeiernt. Markus Born war unser Toningenieur, er hatte schon die erste CD ‘3 On The Floor’ gemixt und gemastert.”
Wie habt ihr euch getroffen?
“Mit Christoph habe ich früher in einer Fusion-Band zusammengespielt. 1995 hatte er einen Aushilisjob mit einer Reggae-Band in der FH Ludwigshafen. Bei der Gelegenheit hat er Lui Schlagzeug spielen gehört und ihn prompt angehauen. Lui hat auch Interesse an Fusion gezeigt, konnte aber bisher kein Projekt realisieren, weil er gut mit der Jule Neigel Band zu tun hatte. Die erste Probe hat dann geklappt.”
Im Bereich Fusion gibt es viele Richtungen, in die man gehen kann. Hattet ihr bald einen gemeinsamen Nenner gefunden?
“Beim ersten Jammen spielten wir ein paar Duo-Stücke von Bela Fleck vor, einem Banjo-Spieler aus den Staaten. Das hat Lui gut gefallen. Klar, dann kamen natürlich Nummern von Scofield, Dennis Chambers und Billy Cobham. Es hat uns allen drei viel Spaß gemacht, und wir wollten uns damit nþher auseinandersetzen. Von da an ging es wirklich Schlag auf Schlag. So kamen die ersten Gigs und die erste Studioproduktion. Mittlerweile proben wir einmal pro Woche und arrangieren gemeinsam. Jeder ist ein wichtiges Drittel für die Band. Wir schreiben Stücke, Lui bringt ungerade Rhythmen ein, und Christoph hat eine geniale Tapping-Technik für sein Ba§spiel entwickelt. So entsteht unser gemeinsamer Sound. Dazu hat jeder von uns ein gutes Übungspensum. Man muss sich selbst auch weiterentwickeln.”
Ein Trio ist eine relativ sparsame Besetzung trotzdem enthält eure Musik eine Wahnsinns-Power, auch auf CD.
“Live ebenso. Wir haben versucht, als Trio in dieser Musik eine Nische zu finden. Lui kam auf die Idee, das Ganze ‘Energy Jazz’ zu nennen.”
Ihr wollt das Trio-Konzept beibehalten?
“Im Moment besteht nicht der dringende Wunsch, das zu ändern, aber ich mšchte es auch nicht ausschließen, dass man sich irgendwann jemanden dazuholt. Erst mal wird das Trio so bleiben. Die Konstellation ist auch in anderer Hinsicht praktisch: in bezug auf Gagen, man hat bessere Transportmöglich-keiten, komplettes Equipment samt Personen passen in ein Auto. Eine Anlage brauchen wir nicht, mit Verstärkern sind wir laut genug.”
Wer sorgt für die Auftritte?
“Im Moment machen wir das Booking zum großen Teil selbst. Es ist ein undankbarer Job aber ein notwendiges Übel, wenn man davon leben will. In diesem Zuge müssen wir uns auch bei Alex Merck bedanken: Seit einem Jahr sind wir bei seiner Plattenfirma Lipstick Records, die uns mit CD-Produktion und Werbung unterstützt hat.”
Wo kann man euch live hören?
“Wir werden von Clubs gebucht, die Rock und Blues bringen, und spielen auch in Jazzclubs, von denen es – glaube ich – nicht mehr so viele gibt, die ausschließlich Jazz bieten. Veranstalter müssen heute auch schauen, dass sie andere Sachen im Programm haben. Der Jazz hat leider bei zu vielen Leuten ein negatives Image, weil sie irgendein Gedudel damit assoziieren oder Leute, die mit dem Hammer auf dem Klavier herumschlagen.”
Das Jazzpodium hat eure erste CD mit viel Begeisterung aufgenommen. Betrachtet ihr euch als Jazz-Formation?
“Wir haben Stücke im Programm, die jazzy klingen. 1996 wurden wir vom Jazzthing zusammen mit drei anderen Gruppen zu den Jazz-Newcomerbands des Jahres erklärt. Trotzdem sind wir keine Dogmatiker. Wenn man nicht offen bleibt, ist man irgendwo am Ende. Man kann sich nicht mehr weiterentwickeln. Unsere Prämisse ist: Wenn es uns gefällt, ist es okay.”
Kann man abschlie§end sagen, da§ es aufwärts geht mit den Jazz Pistols?
“Wir sind die letzten, die etwas dagegen haben.”
Interview: Marion Fluck
Mai 1999 – Feedback
The Next Generation Of Jazz
Wie man in den Jazzwald hineinruft – so schallt es heraus: Nach unserem Aufruf zum Newcomer-Wettbewerb wurden wir geradezu mit Tapes überhäuft, die durchgehört und bewertet werden wollten. Das war nicht nur aufgrund der Quantität keine leichte Aufgabe. Das hohe Niveau der eingesandten Bänder und die stilistische Vielfalt der Bands zeigen, daß die Next Generation Of Jazz eine Spezies mit Zukunft ist.
Jazz Pistols
Stefan Ivan Schäfer (guit), Christoph V. Kaiser (b), Thomas Lui Ludwig (dr)
Zwar hat sich die im südwestdeutschen Raum beheimatete Band “Jazz Pistols” dem Jazz-Rock verschrieben, aber dennoch ist die Musik dieses Gitarren-Trios erfreulicherweise frei von gängigen Klischees amerikanischer Jazz-Fusion-Bands. Zuerst als Duo gründeten im Sommer letzten Jahres der Gitarrist Stefan lvan Schäfer und der Bassist Christoph V. Kaiser die Jazz Pistols. Aber nachdem die beiden den Schlagzeuger Thomas Lui Ludwig kennengelernt und auf einer gemeinsamen Sessionfestgestellt hatten, daß sie ähnliche Ziele verfolgten, wurden die Jazz Pistols zum Trlo erweitert. Zuvor spielten der Gitarrist und der Bassist in der Jazz-Funk-Formation “Fat Cat”, mit der sie einige Konzerte gaben und sogar als Vorgruppe für Steps Ahead eingeladen wurden. Bereits auf eine umfangreiche Karriere als Sideman bei Größen der Musikbranche kann Thomas Ludwig zurückblicken: So arbeitete er im Studio mit der Soul-Funk-Diseuse Chaka Khan zusammen und trommelt unter anderem in den Bands von Jule Neigel und Uwe Ochsenknecht. Vom martialisch klingenden Bandnamen sollte man sich nicht irritieren lassen Obwohl die drei Jazz Pistolen über die vollständige Ausdrucks-Skala des “handelsüblichen” Jazz-Rock verfügen, verzichten sie glücklicherweise auf die sonst in diesem Genre üblichen Macho-Posen und schalten nur dann eine härtere Gangart ein, wenn es musikalisch sinnvoll erscheint. Auch ist es erfreulich, daß die solistischen Ausflüge sich nicht in Wiederholungen altbe-kannter Fusion-Muster erschöpfen, sondern durch den Einsatz eigenwilliger Techniken zu anspruchsvollen, faszinierenden und eigenständigen lmprovisationen werden. Virtuosität steht dabei keineswegs im Vordergrund, sondern die Freude am Zusammenspiel, die sich zum Beispiel im gemeinsamen Entwickeln einer mitreißenden Groove äußern kann. Kurzweiligen Genuß garantiert dann auch noch das ausgewogene Band-Repertoire, in das die drei Jazz Pistols neben auffälligen Originals auch intelligent umgearbeitete Fremdkompositionen von Stars der Fusion-Szene auffnehmen. (LAU]
April 1997
PIPAPO-THEATER: Jazz Pistols erschüttern den Keller mit einem brettharten Fusion-Sound
Elektrisierendes Konzert: Hochspannung bis zum Ende
Von unserem Mitarbeiter Thomas Tritsch
Die Jazz Pistols präsentierten sich bei ihrem Auftritt im PiPaPo-Theater energiegeladen und technisch brillant wie eh und je.
© Lotz
BENSHEIM. Eine neue Spielart hat den Bensheimer Jazzkeller erobert: Fusion. Das Publikum im PiPaPo-Theater erlebte eine der wuchtigsten musikalischen Kernschmelzen dieser Art. Die Jazz Pistols präsentierten sich energiegeladen und technisch brillant wie eh und je. Eine Saisoneröffnung, die schon jetzt zu den Höhepunkten der Spielzeit gehört.
Die wenigen Zuhörer genossen Jazzrock vom Feinsten von einer der besten Fusion-Bands in Europa. Das vitale Trio verzauberte mit einer süchtig machenden Melange aus der Scharfkantigkeit des Jazz, der rhythmischen Intensität des Funk und der muskulösen Kraft der Rockmusik. Unfassbar, welche Klangdichte und fein dosierte Dynamik diese puristische Besetzung auf eine Live-Bühne bringt.
Zwar ließen es Gitarrist Stefan Ivan Schäfer, Bassist Christoph Victor Kaiser und Schlagzeuger Thomas Lui Ludwig erst einmal ganz relaxt angehen – doch der unschuldige Plauderton der außergewöhnlichen Instrumentalisten verwandelte sich schnell in einen brettharten Sound, der Tote aufzuwecken kann. Höllische Grooves und kantige Rhythmen sprudelten in einer spielerischen Leichtfüßigkeit, die auch bei brandgefährlichen Tempi- und Metrenwechsel nicht ins Schlingern kommt. Im Gegenteil: Auf Buckelpisten fühlen sich die Jazz Pistols ohnehin wohler als auf endlosen Geraden. Spätestens nach zehn Minuten wussten auch Ersthörer, was die Band mit dem Label “Energy Jazz” meint.
Keine Zeit zum Eindösen
Abrupte Stimmungswechsel, rasende Powerläufe und ruhige Passagen lassen keine Zeit zum Eindösen. Allein die außergewöhnliche Spieltechnik Kaisers peitscht den Sound immer wieder gnadenlos nach vorn: Etwa bei den ostinaten Bass-Riffs, die dem Stück “Sex In A Pan” von Bela Fleck & The Flecktones die Sporen geben. Der sechssaitige Bass des Heppenheimers wird beidhändig bearbeitet, gezupft und angetippt, und boxt wie eine Stahlfaust in die Eingeweide der Zuhörer. Beispielhaft für die Charakteristik der Band ist die spannungsgeladene Version von Chick Coreas “Spain”, bei dem die Interaktion der Musiker überdeutlich wird. Ludwigs unglaublich filigrane Arrangements stehen nur scheinbar im Gegensatz zur kraftvollen Präsenz des Drummers, der mit seinen Muskeln behutsam verwobene polyrhythmische Gebilde, krumme Takte und asymmetrische Tonfolgen stemmt. Im finalen Solo offenbart das Ludwigshafener Trommel-Kraftwerk dann plötzlich hammerharte Hardrock-Qualitäten. Und die nicht minder lupenrein.
Schäfers markanter und farbenprächtiger Gitarrenton führt die Band durch Balladen und harte Uptempo-Nummern. Die empathischen Soli verschmelzen mit den Kompositionen und zeigen eine expressionistische Melodik, die der vertrackten Diktion nicht entgegensteht, sondern kunstvoll mit ihr verschmilzt. Stefan Schäfer, der in Kirschhausen lebt, ist sicherlich einer der technisch besten Gitarristen Deutschlands. Seine raffinierten Breaks und Beschleunigungen, die lyrischen Saitenhiebe und verästelt improvisierten Soli waren das Salz in der ohnehin würzigen Fusion-Suppe, die das Bensheimer Publikum bis zum Ende willig ausgelöffelt hat.
Abwechslung war Programm im Bensheimer Jazzkeller. Die Band erschuf komplexe dreidimensionale Rhythmus-Figuren vor den Augen ihres Publikums, das immer tiefer in den fesselnden Fusion-Kosmos hineingezogen wurde. Das verschlungene “Old Fart” roch nach feinster Jazzrock-Küche; beim beseelten “Rubicon” legte Stefan Schäfer die akustische Gitarre wie ein Präzisionsgewehr an.
Die meisten Stücke sind Eigenkompositionen und offenbaren live ein überdurchschnittliches instrumentales Können und ein blindes musikalisches Verständnis, wie man es so direkt selten erlebt. Statt sich in der eigenen Virtuosität zu isolieren, kippen die Jazz Pistols ihre mannigfaltigen Fähigkeiten in einen Mixer und hauen auf die Turbo-Taste.
Rotzfrech und punkig
In ihrem 20. Jubiläumsjahr arbeitet die in Heppenheim formierte Band an neuen Stücken für die nächste CD-Produktion. Zwei Titel daraus waren im PiPaPo-Kellertheater bereits live zu hören. Brachiale Jazzrock-Kaskaden auf maximalem Energielevel und mit einer anarchischen Stoßrichtung, die an die Namens-Anspielung des Trios erinnert: The Sex Pistols.
Eine rotzfreche punkige Haltung kann man den drei Herren durchaus zuschreiben. Von trivialen Kompositionen oder instrumentaler Nachlässigkeit hat die Band aber noch nie etwas gehört.
Fazit: Ein elektrisierendes Konzert, das bis zum Ende unter Hochspannung stand. Wer dabei war, ist noch immer statisch aufgeladen.
© Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 01.10.2015
Mindener Tageblatt | Minden | 22.09.2015
„Jazz Pistols“ mit scharfer Munition
Von Kerstin Rickert
Minden
(kr). Einen gelungenen Start in die neue Konzert-Saison im Jazz Club Minden legten die „Jazz Pistols“ mit ihrem energiegeladenen Auftritt hin. In der klassischen Besetzung eines Jazz-Rock-Trios hängten Gitarrist Stefan Ivan Schäfer, Bassist Christoph Victor Kaiser und Thomas Lui Ludwig an den Drums die Latte, an der sich Musiker von nun an wieder Samstag für Samstag messen lassen müssen, schon mal ziemlich hoch.
Geschossen wurde beim Konzert der „Jazz Pistols“ mit scharfer Munition. Als vorzüglicher Anheizer feuerte Drummer Thomas Lui Ludwig die Rhythmussalven von der Bühnenmitte zu seinen beiden kongenialen Partnern rechts und links von ihm. Zusammen servierten sie einen hochenergetischen Querschnitt aus zwanzig Jahren Bandtätigkeit beziehungsweise, wie Ludwig es ausdrückte, aus den 30 000 Platten der Band.
Ludwig ist ein waschechter „Mannemer Jung“ und befeuerte das Konzert nicht nur mit knackig-präzisen Trommelschlägen, sondern auch durch seine Scherze am Rande. Durchtrainiert und muskulös wirkt der Drummer aus Mannheim schon rein optisch wie ein richtiges Kraftpaket. Übertragen auf sein Schlagzeugspiel bedeutet das: Es strotzt vor Kraft, hält jederzeit die Spannung und bestimmt das musikalische Geschehen durch auf den Punkt gesetzte, oft rasend schnelle Hiebe aus dem Handgelenk. Im Zusammenspiel mit Bass und Gitarre wirkt sein Rhythmusfeuerwerk wie von einem unverwüstlichen Motor angetrieben, das Timing passt auch bei schnellen Breaks jederzeit perfekt.
Christoph Victor Kaisers fette Bass-Sounds und das klanglich ebenso abwechslungsreiche wie mit rasanten Rhythmuswechseln einhergehende Spiel des Gitarristen Stefan Ivan Schäfer schnurren durch ein Programm, das zwar auch Bekanntes enthält, immer aber mit eigener Note serviert wird.
Stücke der US-amerikanischen Band „Béla Fleck and the Flecktones“ stehen hoch im Kurs. Auf „Blues for Gordon“ folgt später noch „Sex in a pan“ mit einem schönen Bass-Solo Kaisers als Intro, während Chick Coreas „Spain“ von Schäfer mit einer Solo-Performance eingeleitet wird, bei der er sein breites klangliches und technisches Spektrum zeigen kann.
Dass die „Jazz Pistols“ nicht nur ein bestens eingespieltes Team sind, sondern sich mühelos durch sämtliche Stile bewegen können und auch dabei gerne mal zu Scherzen aufgelegt sind, darf das Publikum im heftig herbeigejubelten Zugabenteil noch einmal hautnah miterleben. Während Drummer Ludwig kurz die Bühne verlässt, bekommen die Zuhörer von Stefan Ivan Schäfer ein spontanes Musik-Medley geboten, das von Country- und Western-Klängen bis zu Deep Purples „Smoke on the water“ reicht, und sind begeistert. Wieder zu dritt auf der Bühne geben sie noch einmal richtig Gas, bevor sie zum Ausklang in Béla Flecks „Sunset Road“ ein wenig ruhiger werden.
Verfrickelte Takte
Fusionband Jazz Pistols im Ludwigshafener Haus
VON GEREON HOFFMANN
Hinterher sind nicht nur die Musiker, sondern auch die Zuhörer angenehm erschöpft: Die hochenergetische Jazz-Rock-Fusion der Jazz Pistols ist kein Easy Listening. Im Kulturzentrum Das Haus in Ludwigshafen hat das Trio seine neue CD “Superstring” vorgestellt. Wieder sind Präzision und Virtuosität, verbunden mit geballter Kraft die herausragenden Merkmale der Musik.
Ungerade Takte wie Fünf-Viertel-, Sieben-Achtel- oder Elf-Achtel-Takt gehören heute für Jazzer zum guten Ton. Die Jazz Pistols treiben das noch einen Schritt weiter. Gleich das titelgebende Stück der CD “Superstring” macht es selbst erfahrenen Musikern als Zuhörer nicht leicht, die Takte die zwischen vier, fünf, sechs und sieben Zählern wechseln, mitzuzählen. Aber diese verfrickelten Rhythmen spielen Gitarrist Stefan Ivan Schäfer, Bassist Christoph Victor Kaiser und Schlagzeuger Thomas Lui Ludwig mit einer so sicheren Selbstverständlichkeit, dass man als Zuhörer das nicht seltsam eckig, sondern reizvoll findet. Dabei sind die Stücke auf der Platte keine Studiobasteleien, wie man beim Konzert im Haus merkt.
Schäfer und Kaiser erweitern ganz dezent ihre Instrumente mit Synthesizern. Der Gitarrist reichert damit seine Akkorde mit Obertönen an, Kaiser spielt auf seiner sechssaitigen Bassgitarre mit der rechten Hand zu den Basslinien seiner Linken auch Ak- korde, die mit Synthesizerhilfe zu flächigen Harmonien werden. Gesteuert wird das bei beiden Instrumenten über digitale Schnittstellen. Als Kraftwerk ohne Gleichen wirkt Ludwig am Schlagzeug. Er spielt mit überwältigender Energie und gleich- zeitiger Präzision. Ist das schon währen des normalen Ablaufs der ausgefuchsten Arrangements beeindruckend, so wirkt er bei seinen Soli geradezu entfesselt.
Die Komposition “Chick San” erinnert an Latin-Stücke aus Chick Coreas Feder. Auch hier gibt es schnelle und synkopisch akzentuierte Unisono-Passagen. Aber als ob das nicht genug wäre, machen die Jazz Pistols das auch noch im Elf-Achtel-Takt. Einflüsse an Corea und andere Fusion-Helden klingen an, doch macht das Trio daraus etwas Neues. Manche Harmoniefolgen erinnern an Pat Metheney, nur klingt Schäfers Gitarre schärfer und konturierter. Einige Melodien haben etwas Skurriles, was an John Scofield erinnert. Aber alle diese Zutaten kommen in einen großen Schmelztigel, unter dem ein heißes Rock-Power-Feuer brennt. Das Ergebnis ist extrem raffiniert und starker Stoff für den Hörer.
CD-TIPP
Die neue CD “Superstring” erscheint am 21. März bei Cherrytown Records, kann schon jetzt über die Website www.jazz-pistols.de gekauft oder heruntergeladen werden.
31.01.2011 – Rheinpfalz
MORGENJAZZ: Publikum auf dem Lampertheimer Schillerplatz vom Trio um Gitarrist Stefan Ivan Schäfer restlos begeistert
Jazz Pistols sorgen für Energiezufuhr
Von unserem Redaktionsmitglied Uwe Rauschelbach
LAMPERTHEIM. Die Hitze dieser Tage steckt uns allen in den Knochen. Da kann eine ordentliche Kraftzufuhr nicht schaden. Die Jazz Pistols verordnen sie uns mit ihrem Energy- Jazz gratis. Obendrein noch mit guter Laune – obwohl sie selbst, gerade von einem Gig in Lübeck zurückgekehrt, ihren Akku wieder aufladen müssen.
Doch kaum haben sie die Bühne auf dem Schillerplatz erklommen, spielt das Trio einen derart elektrisierenden Jazz, dass jeder Anflug von Müdigkeit umgehend verfliegt. In die Reihe “MorgenJazz” des “Südhessen Morgen” passen die Jazz Pistols wie der Kaffee zum Frühstück. Zwar lassen es Gitarrist Stefan Ivan Schäfer, Bassist Christoph Victor Kaiser und Schlagzeuger Thomas Lui Ludwig erst einmal ganz relaxt angehen; doch schon nach den ersten geruhsam dahingroovenden Takten legt Schäfer ein feuriges Solo hin, das auch hartgesottene Morgenmuffel in lebensfrohe Sonnenanbeter verwandelt.
Überhaupt ist dieser Gitarrist ein Phänomen. Er kann jazzig swingen wie Pat Metheny oder latinisiert rocken wie Santana. Und er beherrscht das Spiel auf der Elektrischen ebenso wie auf der Akustikgitarre. Permanent wechselt Schäfer zwischen Fingerpickung und Plektrum, oft balanciert er auf den Fußballen, die Knie gebeugt, den Oberkörper über sein Instrument gekrümmt – Ekstase, die sich in jeder Faser dieses Körpers äußert und in keiner Weise exaltiert wirkt.
MorgenJazz mit den Jazz Pistols in Lampertheim
Thomas Ludwig ist ein Kraftprotz am Schlagzeug. Gerne setzt er seine Muskeln ein, um das Publikum auf dem Schillerplatz mit zahlreichen solistischen Einlagen zu beeindrucken. Doch Ludwig ist eigentlich ein zartbesaiteter Drummer, der filigrane polyrhythmische Arrangements aus dem Ärmel schüttelt, als hätte er schon im Knabenalter nie etwas anderes gemacht.
Auch Bassist Kaiser ist an seinem Instrument ein König. Wie Gitarrist Schäfer wirkt er auf der Bühne bescheiden, unauffällig. Doch auf den sechs Saiten seines E-Basses legt Kaiser wilde Riffs hin, die er nicht nur mit den Fingern der rechten Hand zupft, sondern auch auf dem Steg antippt. Eine besondere Technik, die dem Sound der Pistols eine entscheidende Note gibt.
Blindes Verständnis
Zudem passen die drei Musiker einfach gut zusammen und bauen auf ein blindes Verständnis, dass ihnen auch bei vertrackten, ungeraden und ständig wechselnden Rhythmen Halt gibt. Manchmal entwickeln sich über weite Strecken überraschende Arrangements, etwa im zweiten Set, wenn Stefan Schäfer an der Akustikgitarre ein ausgedehntes Solo spielt, das er erst am Ende mit dem Thema krönt: “Somewhere Over The Rainbow”.
Latin-Feeling kommt mit einer Bearbeitung von Chick Coreas “Spain” auf, doch die Jazz Pistols fühlen sich auch bei Weather Report zu Hause, bei allem eben, was den Jazz in Richtung Rock, Funk und andere Genres erweitert. Das Ganze wird garniert von den launigen Zwischenmoderationen des Schlagzeugers, der das Publikum mit süffisantem Mannemer Charme immer wieder amüsiert.
“Weltklasse”, finden etwa Christian Roux und Vasilis Velons, die am Morgen von Darmstadt zum Konzert nach Lampertheim gefahren sind. Ingenieur Roux kennt das Trio seit Jahrzehnten und verpasst so gut wie kein Konzert; Physiker Velons dürfte es ab sofort auch so gehen: Er hört die Pistols zum ersten Mal und ist restlos begeistert. Im Publikum sitzen etliche Jazz-Fans, die das Trio von Anbeginn begleiten. Maria und Mario Moritz aus Mannheim zum Beispiel, die davon beeindruckt sind, wie gut die drei Musiker ihr Handwerk verstehen. Der Sprung von der Baden- in die Spargelmetropole war für sie daher selbstverständlich. Jürgen Götz, der für die Lampertheimer Musiker-Initiative am Schlagzeug sitzt, nötigt vor allem das Spiel seines Kollegen Thomas Ludwig Respekt ab. Aber auch das “sensationelle Zusammenspiel” im Trio rühmt er in den höchsten Tönen.
Bei der Verabschiedung, der die Jazz Pistols noch eine krachende Zugabe folgen lassen, stellt “SHM”-Redakteur Bernhard Zinke mit großer Gewissheit fest: “Jetzt wissen Sie auch, was Energy-Jazz” ist. Das haben die Besucher des “MorgenJazz” zu diesem Zeitpunkt in der Tat schon längst verinnerlicht.
© Südhessen Morgen, Montag, 10.08.2015
Jazz-Rock-Melange mit edlen Zutaten
Jazz Pistols stellen Stücke der neuen CD vor
VON ROLF GRAFF
Minden (rgr). Energy-Jazz nennen die Jazz Pistols ihren Stil – und besser kann man den auch kaum beschreiben. Da paaren sich anspruchsvoller, virtuos gespielter Jazz-Rock mit rockender Rotzigkeit und Punk-Attitüde.
Die Jazz Pistols haben ihren eigenen Weg gefunden, Jazz und Rock kraftvoll zu vereinen. Energy-Jazz nennen sie ihren Stil, der auch besser kaum zu beschreiben ist.
Viele der nun im Mindener Jazz Club gespielten Stücke entstammen der gerade erschienen CD “Superstring” und beweisen auch die Kompositionsfähigkeit der Band. Trotz aller harmonischen Komplexität besitzen die meisten Titel eine feste Songstruktur und ansprechende melodische Ideen, die auch beim ersten Hören zünden und trotz ungerader Takte ist der Groove der Band packend und durchgehend. “Old Fart” beginnt spanisch, “Three Views of a Secret” zeigt auch die ruhige Seite der Band und “Chick San” erinnert an Chick Corea und zitiert auch einige seine Kompositionen. Von ihm stammt auch “Spain”, dem die Jazz Pistols noch neue Aspekte beifügen können, was auch für ihre Interpretation von Bela Flecks “Sex in a Pan” gilt.
Gitarrist Stefan Ivan Schäfer setzt nicht ausschließlich auf den unverfälschten Gitarrenton und moduliert ihn oft durch digitale Effekte, deren Klang manchmal schnell wechselt. Ebenso abwechslungsreich ist auch seine Spieltechnik. Er kombiniert Akkorde und Melodiespiel, spielt mit Plektrum oder nur mit den Händen, die sich auch mal gemeinsam tappend auf dem Griffbrett bewegen. Gleiches gilt auch für den Bassisten Christoph Victor Kaiser, der neben kraftvollen Tiefbass-Linien auch mit Akkorden, Doppeltönen, Slap- und auch Zwei-Hand-Tapping-Technik fasziniert, bei der er gleichzeitig kräftige Riffs in den tiefen und kluge Melodiebögen in den höheren Registern spielt.
Schlagzeuger steht im Mittelpunkt
Ungewöhnlich ist, dass der Schlagzeuger Thomas Lui Ludwig in jeder Beziehung im Mittelpunkt steht. Er bestimmt das Klangbild der kraftvollen Rock-Jazz-Mixtur, spielt unglaublich schnell, auch mit den Pedalen, voller Kraft, auf den Punkt, druckvoll wie ein Top-Rockdrummer und trotzdem noch mit dem Blick für Filigranes, überraschende Breaks, schnelle gegentaktige Muster. Sein humorvollen Ansagen haben zudem großen Unterhaltungswert. Der Gesamtklang der Gruppe ist dicht und abwechslungsreich und hinterlässt die Zuhörer manchmal fast atemlos. Das Publikum gibt reichlich Zwischenapplaus und bekommt als Zugabe noch mitreißende Interpretationen der bekannten Weather Report Titel “Teen Town”, “Birdland” und “Palladium”.
Jazz Pistols im Kommödchen – Fusion der Extraklasse
Düsseldorf, 11.6.2011 | Ihre Live-CD aus dem Jahre 2005 gehört mittlerweile in jede gut sortierte Jazzsammlung, mit der neuen CD “Superstring” haben sie es in nur 4 Wochen auf den 12. Platz der US-Jazz-Charts geschafft. Die Jazz Pistols.
Am Freitagabend spielte das Trio aus und aus der Gegend um Mannheim im Rahmen der Düsseldorfer Jazzrally im Kommödchen in der Düsseldorfer Altstadt. Und die, die um Mitternacht das Glück hatten einen Platz in dem kleinen schnuckligen Saal zu kommen, erlebten wohl einen der Höhepunkte der diesjährigen 19. Düsseldorfer Jazzrally.
Während draußen, wie üblich, der Mob tobte zelebrierten Ivan Schäfer [E-Gitarren], Christoph Victor Kaiser [ Bass] und Thomas Lui Ludwig [Drums] bis kurz nach 2 Uhr ihren sensationellen Fusion-Jazz. Das Publikum war völlig begeistert und forderte sie nicht nur lautstark, sondern bekam auch noch zwei Zugaben oben drauf.
Locker und äußerst sympathisch spielte das Trio größtenteils Stücke von der neuen CD, aber auch Stücke ihrer bereits 3 anderen Studio-CDs. Darunter Wayne Shorter’s “Palladium”, “Chick San” eine Adaption des Chick Corea Klassikers “Spain” und “Berns Rotation”, eine Hommage auf die Musik Leonard Bernsteins.
Und sie können es nicht lassen – selbst bei Balladen. Ihre Musik ist immer druckvoll, mit komplexen Grooves, dabei melodisch und technisch höchst anspruchsvoll und abwechslungsreich, aber dennoch extrem eingängig. Somit haben die Jazz Pistols mal wieder bewiesen, dass sie zu den ganz ganz großen, erstklssigen Jazzformationen in Deutschland gehören.
Wer nun neugierig geworden ist: Demnächst erscheint die zweite Live-DVD. Zu beziehen unter http://www.shop.jazz-pistols.de/
Text & Fotos: bz
Die rockigen Farben des Jazz
Konzert – Die “Jazz Pistols” stellen im Alten E-Werk in Heppenheim ihr neues Album “Superstring” vor
Heppenheim: Mit “Fusion” bezeichnen Jazz Musiker seit drei Jahrzehnten die Tednenz sich der Formensprache der Rock-Musik anzunähern. Die “Jazz Pistols” sind heute eine der international meistgefragtesten deutschen Bands dieses Genres. Das Trio entstand vor 15 Jahren als Teil der Band von Uwe Ochsenknecht und hat zwischenzeitlich 35 Länder bereist. Weil der Bassist in Heppenheim geboren ist, kommen sie alljährlich für einen Auftritt in seine Heimat. So präsentierte am Samstag das “Forum Kultur” die “Jazz Pistols” im ausverkauften “Alten E-Werk” am Heppenheimer Bahnhof.
Bei “Gitarre, Bass, Schlagzeug” denkt man zunächst an die legendäre “Experience” von Jimi Hendrix. Mit genau dieser kreischenden Wah-Wah-Gitarre über einem treibenden Beat überrascht das Terzett tatsächlich bei Titeln wie “Three Views Of A Secret” (drei Ansichten eines Geheimnisses). Aber das ist nur eine der vielen Facetten der Formation. Im gleichen Stück kommt uns die Gitarre plötzlich zuckersüß, bis sie von einem mehrstimmigen Bass-Solo in die Begleiter-Rolle gedrängt wird – Szenenapplaus, wie so oft an diesem Abend.
Fast alle Kompositionen stammen von Stefan Ivan Schäfer. Er gilt als einer der schnellsten Gitarreros der Welt und hat keine Berührungsängste mit moderner Elektronik: Klang er gerade noch nach spanischem Flamenco, triggert seine Gitarre im nächsten Augenblick streicherähnliche Flächen aus dem Synthesizer. Begleitet wird er dabei von den Solisten Thomas Lui Ludwig und Christoph Victor Kaiser, der seinen sechssaitigen Bass wie ein ganzes Orchester zu gebrauchen versteht. Immer wieder dreht man erstaunt den Kopf zu ihm, weil eine virtuose Gitarre erklingt, obwohl Ivan die Hände in den Taschen hat.
Die Klangvielfalt des Gitarristen scheint von Pat Metheney bis Roger Waters an alle Größen der Rockgeschichte erinnern zu wollen. Dabei vermeidet er Klischees und verblüfft das Publikum nach einem ausgreifenden Schlagwerksolo mit einem melancholischen Alleingang unter dem Titel “Rubicon” – was allerdings nicht weniger bejubelt wird. Doch im Handumdrehen klingen alle drei wieder wie aus einem Guss.
Oftmals lassen sich die Zuhörer durch Reminiszenzen an romantische Ohrwürmer auf eine falsche Fährte locken – aber nur bis das Schlagwerk einsetzt. Lui Ludwig, der mit launigen Ansagen durch das Programm führt, gilt als einer der vielseitigsten Rock-Schlagwerker, kommt auch bei hakeligen Rhythmen nicht aus der Ruhe und trommelt mit den Füßen seinbar völlig unabhängig von dem, was die Hände mit den Stöcken tun. Er präsentiert am Samstag mehrere schweißtreibende Solopassagen, und so, wie er dabei umjubelt wird, könnte er fast den Abend alleine bestreiten.
Das Album:
Die CD “Superstring” erscheint am 21. März bei “Cherrytown Records”, ist aber schon jetzt über www.jazz-pistols.de erhältlich.
21. Februar 2011 |Marc Mandel – Darmstädter Echo
Energy Jazz heizt Zuhörern ein
Forum Kultur: “Jazz Pistols” stellen vor begeisterten Gästen im alten E-Werk in Heppenheim neues Album vor
HEPPENHEIM.
Seit 15 Jahren stehen die drei Mitglieder der “Jazz Pistols” Stefan Ivan Schäfer, Christoph Victor Kaiser und Thomas “Lui” Ludwig gemeinsam auf der Bühne. Am Samstagabend begeisterten sie die Zuhörer im alten E-Werk in Heppenheim. Foto: Lutz Igiel
Ein Motor der rund läuft, der dynamisch ist, weil er bei unterschiedlichen Drehzahlen eine gute Figur macht, mit Elastizität und guter Beschleunigung. Die treibende Kraft hinter den Jazz Pistols, die sich am Samstag bei Forum Kultur Jazz im alten E-Werk präsentierten, ist ein solcher musikalischer Motor.
Angetrieben von “Energy Jazz”, wie die Pistols ihre musikalische Richtung nennen, bringt der Motor des Trios die Gäste in Fahrt. Die Jazz Pistols sind Stefan Ivan Schäfer (Gitarre), Christoph Victor Kaiser (Bass) und Thomas “Lui” Ludwig (Drums). In dieser Formation stehen die Jazz Pistols seit Jahren auf der Bühne und haben ihre Les- und Spielart des “Energy Jazz” entwickelt.
Hintergrund
Seit mehr als 15 Jahren gibt es die “Jazz Pistols”. Als Formation aus der Region haben sie den melodischen, schnellen “Energy Jazz” populär gemacht. Fünf CDs hat die Formation veröffentlicht, darunter eine Live-CD. Zuletzt folgte die Einspielung “Superstring” (2010).
In der Verschmelzung des Jazz mit harten Rock-Rhythmen steckt ungeahntes Potential einer als betagt geltenden Musiksparte, die dadurch ihren Charakter verändert, aber nie verleugnet. So konnten die Pistols auch junge Besucher in das alte E-Werk nach Heppenheim locken, was anderen Jazz-Formationen nicht zu gelingen vermag.
Mit ihrer Interpretation eines melodischen Jazz, der von dominanten Drums und einer variablen Rhythmusgitarre geprägt wird, verleihen die Jazz Pistols dem Jazz ein modernes Kleid. Das ist zum Markenzeichen und Gütesiegel der Pistols geworden. Die Jazz Pistols wären nicht die Jazz Pistols, würden sie nicht jedem Stück ein eigenes Gepräge geben.
Selbst in ruhigen Momenten, die sich im Konzert bisweilen einstellen, liegt noch immer genug Feuer, um die Stücke Jazz Pistols-gemäß aufzupeppen. Schäfer, Kaiser und Ludwig haben dies auch auf ihrem fünften CD-Projekt “Superstring” bewiesen, die das Trio eingespielt hat.
Das sich die Arbeit gelohnt hat, bewiesen die Fans der Jazz Pistols am Samstagabend. Sie waren aus Heppenheim und der Region in das alte E-Werk gekommen, um die Pistols live zu erleben. So sehr sich deren Qualitäten auf einer CD zeigen, so sehr ist das Trio auch eine Live-Band.
Seit Wiederauflage der Sparte Jazz bei Forum Kultur vor einigen Jahren haben sich die Jazz Pistols als fester Programmpunkt im Saisonverlauf etabliert. Einmal als Abschluss oder Sonderkonzert, einmal als regulärer Programmpunkt inmitten der Saison, zeigen die Jazz Pistols in Nachbarschaft großer Namen, das Jazz in der Metropolregion seinen Platz hat.
Gewohnt leger moderierte am Samstag Thomas Ludwig, der das Mikrofon und damit die Macht hat. Ludwig nutzt sie schamlos aus, plaudert ohne Unterlass, oft genauso lange wie die Jazz Pistols vorher gespielt haben. Dafür lieben ihn die Fans.
Zwischen den temperamentvollen Stücken gibt es dem Publikum und auch den Akteuren auf der Bühne Zeit, durchzuschnaufen. Zumindest ein wenig. Dass Ludwig, Kaiser und Schäfer auf der Bühne der Schweiß rinnt, besonders viel an den Drums, wertet Ludwig als gutes Zeichen. Das Publikum im Saal könne es ruhiger angehen lassen, versichert er.
Weitgehend beherzigten sie diesen Ratschlag auch. Dem Rhythmus der Musik konnten sich einige dennoch nicht entziehen, “Energy Jazz” von den Jazz Pistols zieht auch bei den Zuhörern Bewegungsdrang nach sich. Auch das kann Thomas Ludwig, Christoph Victor Kaiser und Stefan Ivan Schäfer als Messkriterium für einen gelungenen Jazz-Abend gelten.
21. Februar 2011 | lev – Darmstädter Echo
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