Concert Review: Jazzkeller Minden 09/15

Mindener Tageblatt | Minden | 22.09.2015

„Jazz Pistols“ mit scharfer Munition

Von Kerstin Rickert

Minden

(kr). Einen gelungenen Start in die neue Konzert-Saison im Jazz Club Minden legten die „Jazz Pistols“ mit ihrem energiegeladenen Auftritt hin. In der klassischen Besetzung eines Jazz-Rock-Trios hängten Gitarrist Stefan Ivan Schäfer, Bassist Christoph Victor Kaiser und Thomas Lui Ludwig an den Drums die Latte, an der sich Musiker von nun an wieder Samstag für Samstag messen lassen müssen, schon mal ziemlich hoch.

Geschossen wurde beim Konzert der „Jazz Pistols“ mit scharfer Munition. Als vorzüglicher Anheizer feuerte Drummer Thomas Lui Ludwig die Rhythmussalven von der Bühnenmitte zu seinen beiden kongenialen Partnern rechts und links von ihm. Zusammen servierten sie einen hochenergetischen Querschnitt aus zwanzig Jahren Bandtätigkeit beziehungsweise, wie Ludwig es ausdrückte, aus den 30 000 Platten der Band.

Ludwig ist ein waschechter „Mannemer Jung“ und befeuerte das Konzert nicht nur mit knackig-präzisen Trommelschlägen, sondern auch durch seine Scherze am Rande. Durchtrainiert und muskulös wirkt der Drummer aus Mannheim schon rein optisch wie ein richtiges Kraftpaket. Übertragen auf sein Schlagzeugspiel bedeutet das: Es strotzt vor Kraft, hält jederzeit die Spannung und bestimmt das musikalische Geschehen durch auf den Punkt gesetzte, oft rasend schnelle Hiebe aus dem Handgelenk. Im Zusammenspiel mit Bass und Gitarre wirkt sein Rhythmusfeuerwerk wie von einem unverwüstlichen Motor angetrieben, das Timing passt auch bei schnellen Breaks jederzeit perfekt.

Christoph Victor Kaisers fette Bass-Sounds und das klanglich ebenso abwechslungsreiche wie mit rasanten Rhythmuswechseln einhergehende Spiel des Gitarristen Stefan Ivan Schäfer schnurren durch ein Programm, das zwar auch Bekanntes enthält, immer aber mit eigener Note serviert wird.

Stücke der US-amerikanischen Band „Béla Fleck and the Flecktones“ stehen hoch im Kurs. Auf „Blues for Gordon“ folgt später noch „Sex in a pan“ mit einem schönen Bass-Solo Kaisers als Intro, während Chick Coreas „Spain“ von Schäfer mit einer Solo-Performance eingeleitet wird, bei der er sein breites klangliches und technisches Spektrum zeigen kann.

Dass die „Jazz Pistols“ nicht nur ein bestens eingespieltes Team sind, sondern sich mühelos durch sämtliche Stile bewegen können und auch dabei gerne mal zu Scherzen aufgelegt sind, darf das Publikum im heftig herbeigejubelten Zugabenteil noch einmal hautnah miterleben. Während Drummer Ludwig kurz die Bühne verlässt, bekommen die Zuhörer von Stefan Ivan Schäfer ein spontanes Musik-Medley geboten, das von Country- und Western-Klängen bis zu Deep Purples „Smoke on the water“ reicht, und sind begeistert. Wieder zu dritt auf der Bühne geben sie noch einmal richtig Gas, bevor sie zum Ausklang in Béla Flecks „Sunset Road“ ein wenig ruhiger werden.

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