Jazz Pistols: Jazzthing – 04/1997

The Next Generation Of Jazz

Wie man in den Jazzwald hineinruft – so schallt es heraus: Nach unserem Aufruf zum Newcomer-Wettbewerb wurden wir geradezu mit Tapes überhäuft, die durchgehört und bewertet werden wollten. Das war nicht nur aufgrund der Quantität keine leichte Aufgabe. Das hohe Niveau der eingesandten Bänder und die stilistische Vielfalt der Bands zeigen, daß die Next Generation Of Jazz eine Spezies mit Zukunft ist.

Jazz Pistols

Stefan Ivan Schäfer (guit), Christoph V. Kaiser (b), Thomas Lui Ludwig (dr)

Zwar hat sich die im südwestdeutschen Raum beheimatete Band “Jazz Pistols” dem Jazz-Rock verschrieben, aber dennoch ist die Musik dieses Gitarren-Trios erfreulicherweise frei von gängigen Klischees amerikanischer Jazz-Fusion-Bands. Zuerst als Duo gründeten im Sommer letzten Jahres der Gitarrist Stefan lvan Schäfer und der Bassist Christoph V. Kaiser die Jazz Pistols. Aber nachdem die beiden den Schlagzeuger Thomas Lui Ludwig kennengelernt und auf einer gemeinsamen Sessionfestgestellt hatten, daß sie ähnliche Ziele verfolgten, wurden die Jazz Pistols zum Trlo erweitert. Zuvor spielten der Gitarrist und der Bassist in der Jazz-Funk-Formation “Fat Cat”, mit der sie einige Konzerte gaben und sogar als Vorgruppe für Steps Ahead eingeladen wurden. Bereits auf eine umfangreiche Karriere als Sideman bei Größen der Musikbranche kann Thomas Ludwig zurückblicken: So arbeitete er im Studio mit der Soul-Funk-Diseuse Chaka Khan zusammen und trommelt unter anderem in den Bands von Jule Neigel und Uwe Ochsenknecht. Vom martialisch klingenden Bandnamen sollte man sich nicht irritieren lassen Obwohl die drei Jazz Pistolen über die vollständige Ausdrucks-Skala des “handelsüblichen” Jazz-Rock verfügen, verzichten sie glücklicherweise auf die sonst in diesem Genre üblichen Macho-Posen und schalten nur dann eine härtere Gangart ein, wenn es musikalisch sinnvoll erscheint. Auch ist es erfreulich, daß die solistischen Ausflüge sich nicht in Wiederholungen altbe-kannter Fusion-Muster erschöpfen, sondern durch den Einsatz eigenwilliger Techniken zu anspruchsvollen, faszinierenden und eigenständigen lmprovisationen werden. Virtuosität steht dabei keineswegs im Vordergrund, sondern die Freude am Zusammenspiel, die sich zum Beispiel im gemeinsamen Entwickeln einer mitreißenden Groove äußern kann. Kurzweiligen Genuß garantiert dann auch noch das ausgewogene Band-Repertoire, in das die drei Jazz Pistols neben auffälligen Originals auch intelligent umgearbeitete Fremdkompositionen von Stars der Fusion-Szene auffnehmen. (LAU]

April 1997

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